Erfrischt und zufrieden mit sich und der Welt stieg Eros aus dem Badezuber, trocknete sich ab und machte sich fertig fürs Essen und die folgende Versammlung. Den ganzen Vormittag hatte er mit Sakura praktisch nur im Bett verbracht. Das Grinsen in seinem Gesicht wollte einfach nicht mehr verschwinden. Mit federnden Schritten trat er in den Speisesaal ein. Er war einer der ersten. Außer ihm saß lediglich schon der Ritter Usongu an seinem Platz und spielte gelangweilt mit dem Besteck, einem Spieß und einem groben Messer, Schwertkämpfe nach. „Sieh an, sieh an. Unser neuer Berater ist schon da. Ich gratuliere zur Beförderung.“ Er legte Spieß und Messer fort und begrüßte den Snift mit Handschlag. „Danke, zu viel der Ehre.“ Beide setzten sich, Eros nahm gleich den Stuhl neben Usongu ein. „Ihr strahlt ja förmlich vor Glück. Erzählt mir nicht, die Ernennung zum Berater wäre daran schuld. Raus damit! Was ist so wundervolles geschehen?“ Verlegen kratzte sich Eros am Hinterkopf. Er lächelte entschuldigend. „Geduldet Euch noch ein paar Minuten, mein Freund. Ihr werdet es heute noch erfahren.“ „Jetzt habt Ihr mich aber neugierig gemacht, Herr Eros. Da bin ich ja mal gespannt.“ Innerlich jubilierte der Ritter bereits. Er konnte sich sehr wohl denken, um was es ging. Aber er schwieg höflich. Ein tiefes Grollen ertönte. „Aber erst mal bin ich hungrig“, lachte er. „Hoffentlich schmeckt das Essen nicht zu sehr nach Salz…“ Der Snift wollte gerade fragen, wie Usongu darauf käme, da trat König Cámalon ein. Schnell erhob sich der Katzenmensch und wechselte ein paar schnelle Worte mit seiner Majestät. Usongu hatte derweil wieder den Kampf mit seinem Besteck aufgenommen. Amüsiert setzte sich der König nicht allzu weit entfernt auf den größten Stuhl im Raum. Thalia kam herein und nahm neben ihm Platz. „Welch angenehme Überraschung, meine Königin, dass Ihr uns mit Eurer Schönheit beehrt.“ Usongu war aufgesprungen und begrüßte die Königin mit Handkuss. Cámalon lachte. „Ihr seid ein Charmeur, Sir Usongu. Ich muss schon aufpassen, dass ich da nicht zurückfalle. Sonst läuft mir Thalia noch mit Euch davon.“ „Da macht Euch mal keine Sorgen, Sire. Mein Herz gehört einer anderen.“ Thalia lachte leise über den erstaunten Gesichtsausdruck ihres Mannes. Usongus erfrischende und direkte Art sorgte oft für die nötige Heiterkeit bei trockenen Anlässen. „Davon weiß ich ja noch gar nichts. Kenne ich die glückliche Dame?“ „Ich fürchte nein, Sire. Aber – so Gott will – wird sich das bald ändern.“ Eros Ohren zuckten. Bisher hatte er angenommen, dass entweder Ferana oder Idana ein Verhältnis mit dem Ritter haben musste. An die Möglichkeit, dass er beide sein Eigen nannte, wollte er nicht denken. Aus Höflichkeit und Respekt hatte er nie danach gefragt. Usongu roch eindeutig nach Sniftfrau, aber wenn der König sie nicht kannte, wer war sie dann? Der Speisesaal füllte sich. Ein stetiger Fluss von Menschen, die eintraten, sich begrüßten und ihren Platz an der Tafel einnahmen. Als die Plätze zu drei Vierteln belegt waren, wurde das Essen aufgetragen. Die Suppe schmeckte tatsächlich etwas versalzen. Aber nur so gering, dass niemand es erwähnenswert fand. Das gute Brot wurde sogar gelobt und auch sonst war es ein wahres Gedicht an gekochtem, gebratenem und gegartem Gemüse. Die Küche zeigte sich von ihrer besten Seite. Es gab sogar frisches Obst als Nachtisch. Usongu langte kräftig zu. Schließlich ließ der König abdecken und eröffnete die Versammlung. Mittlerweile waren auch die letzten Ratsmitglieder eingetroffen. Selbst Yamato zeigte sich. Auf ein Zeichen Cámalons hin wurde auch dessen Tochter Sakura geholt. Da sie darauf nicht vorbereitet war, erschien sie in Reitkleidung, was allgemein für zurückhaltende Heiterkeit sorgte. Thalia stand auf und führte die Diplomatentochter zu Eros. Der ganze Saal hielt den Atem an. Es war ohnehin rar, dass die Königin selbst zu einer Versammlung erschien, seit sie schwanger war. Dass sie nun noch aktiv ins Geschehen eingriff, verlieh ihrer Handlung noch größere Bedeutung. „Danke, Liebes.“ Der König nahm die Hand seiner Frau, küsste sie und geleitete sie seinerseits wieder auf ihren Platz. Etwas unsicher stand Sakura hinter Eros und wartete was geschehen würde. „Ich habe die Ehre und Freude die Verlobung des Snift Unterhändlers und persönlichen Beraters am Hofe, Eros Raffael, mit der Tochter Diplomat Yamatos, Sakura, bekannt geben zu dürfen.“ Stille. Und dann brach Tumult los. Einige schrien, andere lachten, aufgeregtes Geplapper, eine Frau war gar in Ohnmacht gefallen. Eros ließ es ruhig über sich ergehen. Sakura hatte ihre Hände auf seine Schultern gelegt. Vergeblich versuchte der König Ruhe in die Gesellschaft zu bringen. Usongu saß einfach nur da und lächelte still in sich hinein. Da trat Diplomat Yamato hervor. Er ging direkt auf Eros zu und der Lärm erstarb augenblicklich. Jeder seiner Schritte hallte laut auf dem Muschelkalkboden wieder. Eros stand auf, sein Stuhl schrammte geräuschvoll auf dem Boden. Sakura stellte sich demonstrativ neben ihm hin. Aber Yamato hob nur den rechten Arm und sagte: „Ich gratuliere Euch, Eros. Willkommen in meiner Familie.“ Der Snift traute seinen Ohren nicht. Mechanisch ergriff er die Hand seines Schwiegervaters. Sakura hatte Freudentränen in den Augen. Sie umarmte ihren Vater stürmisch und lachte. Das brach das Eis und die angespannte Stimmung im Raum wurde abgelöst von freudigen Glückwünschen und Schulterklopfen. Usongu erhob sich gemächlich drehte sich dem von allen Seiten eingekreisten Pärchen zu und schob sich durch die Menschentraube. Er umarmte erst den Katzenmann. „Gut gemacht.“, lobte er. Dann nahm er Sakura in die Arme und wünschte den beiden viel Glück. Niemand störte sich daran. Man kannte den Ritter nicht anders. Nachdem sich die Leute wieder etwas beruhigt hatten und jeder seine Freude zum Ausdruck gebracht hatte, bat Cámalon alle wieder an ihren Platz zurück zu kehren. Sakura durfte bleiben, man stellte ihr einen Stuhl neben ihren künftigen Ehemann. Und so konnte die Versammlung endlich beginnen. Allerdings ohne Usongu. Der hatte sich im allgemeinen Getümmel hinaus geschlichen. Alles verlief perfekt nach Plan.