Das Wesen über mir knurrte nur und starrte mir weiterhin ins Gesicht. Ansonsten keine Reaktion, wenn man das überhaupt so nennen konnte. Hatte ich mir ernsthaft Hoffnungen gemacht, dass sie mich erkennen würde?
Es war Sophie, aber gleichzeitig war sie es nicht. Was da über mir kauerte, hatte Ähnlichkeit mit meiner Freundin, aber mehr auch wieder nicht. Spitze Zähne, leichenblasse Haut, übermenschlich lange Glieder, schmale Pupillen und stechende Augen, in denen die Bereitschaft zu töten geschrieben stand.
Nie hätte ich gedacht, dass es möglich wäre, sich selbst in einen Seelenfresser zu verwandeln, nachdem man von einem angegriffen worden war, aber den Beweis dafür sah ich mit meinen eigenen Augen. Und was ich da sah, gefiel mir absolut nicht, die spitzen Zähne kamen nämlich immer näher.
"Sophie, erkennst du mich wirklich nicht?!", schrie ich vor lauter Verzweiflung, obwohl ich mir so gut wie sicher war, dass es keine Wirkung haben würde. Kurz schien ein Funken der Erinnerung aufzublitzen. Als das Wesen einen Augenblick inne hielt und mir direkt in die Augen blickte, sahen die Pupillen ein wenig runder aus. Doch so schnell der Moment gekommen war, verschwand er auch wieder und raubte mir das letzte bisschen Hoffnung in einem Atemzug. Das Gesicht kam wieder näher und damit auch die scharfen, spitzen Zähne. In den Augen, die nun direkt auf meine Kehle gerichtet waren, blitzte ein gieriges Verlangen auf.
Die wachsende Panik, die in mir aufwallte, veranlasste mich dazu mich zu winden und mit den Knien gegen die Brust des Monsters zu schlagen. Doch es machte ihm nur wenig aus und verlangsamte seine Bewegungen kaum. Es knurrte lediglich und bohrte seine Krallen weiter in meine Schultern, bis ich nicht mehr an mich halten konnte und vor Schmerzen schrie. Das Gesicht der Kreatur verzog sich zu einer Grimasse, die einem bösartigen Lächeln nahe kam. Nein, das war nicht mehr meine Freundin. Sophie gab es nicht mehr und wenn doch, dann ließ sie es mich nicht spüren. Und das alles war meine Schuld. Hier holte mein Versagen mich schließlich ein und würde mich zu meinem eigenen Feind machen. Das war noch schlimmer als zu sterben.
Als ich messerscharfe Zähne an meiner Kehle spürte, dachte ich nur an den Jungen und hoffte, dass ich meinen Fehler mit seiner Rettung beglichen hatte. Wenigstens einmal war ich mutig gewesen und hatte jemanden vor dem Tod bewahren können. Ich betete, dass er überleben würde, an meiner Stelle. Jetzt konnte ich einigermaßen friedlich sterben. Vor Furcht zitternd wartete ich darauf, dass das Monster meine Kehle zerfetzte...
Doch das Schicksal hatte andere Pläne mit mir.