Als das Licht zur Pause anging, schien es Jeremy, als hätte er die ganze Zeit mit offenem, staunendem Mund dagesessen. Er musste sich erstmal etwas zu trinken holen und kam dann mit einem Ginger Ale zurück zu den Technikern. Die waren jetzt neugieriger als zuvor. „Ihr kennt euch noch nicht lange, oder, Rufus und du?“, fragte einer.
Jeremy wurde ein bisschen verlegen. War den Typen klar, dass sie was miteinander hatten oder würde er Rufus jetzt beiläufig outen? Oder war es für den jüngeren Mann völlig selbstverständlich, dass man sie für ein Paar hielt? Er wünschte, sie hätten sich die Zeit genommen, das zu besprechen und beschloss auf Zeit zu spielen.
„Wie kommst du da drauf?“, gab er eine Frage zurück.
Der Typ zuckte mit den Schultern. „Nur so. Du warst noch nie hier und er hat ständig zu dir hergeschaut. Der will dich wohl beeindrucken.“
Also ging der Typ davon aus, dass Rufus auf Männer stand. Gut. Also würde er nichts verraten, was die nicht schon wüssten und es schloss wohl die Theorie mit der Rosalind-Schauspielerin aus. Doppelt gut.
„Wir kennen uns seit der Premierenfeier“, gab Jeremy jetzt zu. Und seit zwei Tagen können wir nicht voneinander lassen…fügte er nur für sich hinzu.
„Ach ja. Wir waren auch da. War ein toller Abend.“ Der Techniker begann jetzt mit den Vorbereitungen für den zweiten Teil nach der Pause und fand offensichtlich nichts dabei. Richtig gut. Und auch wieder nicht. Wenn das alles hier völlig normal war, was stimmte dann mit Jeremy nicht? Wieso war da diese Ahnung im Hinterkopf, dass er hier etwas tat, was nicht völlig in Ordnung wäre? Er stieß den Gedanken beiseite und trank den Rest vom Ginger Ale.
Der zweite Teil des Stückes erwies sich als nicht weniger spannend als der erste. Vor allem die Szene mit Rosalind, verkleidet als Mann, und Orlando, in der sie ihm verspricht, sie könne ihn von der Liebe zu Rosalind heilen, schien Rufus wirklich Spaß zu machen. Und wieder gab es einen Kampf. Diesmal mit einer Löwin. Und schließlich ein Happy End.
Kaum war das Stück zu Ende, gab es für Jeremy kein Halten mehr. Er verabschiedete sich von den Technikern und suchte hinter der Bühne nach Rufus. Als der Applaus verebbt war, kam er endlich und fand Jeremy auf dem Gang zu den Garderoben.
„Du warst toll“, rief dieser ihm schon von Weitem zu. Dann ging alles wieder so schnell, wie Jeremy es inzwischen von Rufus gewohnt war. Im Nu hatte er die richtige Garderobentür aufgestoßen und Jeremy hineingezogen.
„Küss‘ mich, quatsch‘ nicht.“ Kaum gesagt, pressten sich ihre Lippen bereits aufeinander und suchten ihre Hände Halt im Haar des anderen. Rufus` Haar war zerzaust und er schmeckte salzig, doch das gefiel Jeremy nur umso mehr. Er saugte an Rufus Lippen, bis der sie öffnete und ihm Einlass gewährte. Da war wieder der unverwechselbare Hauch von Himbeer, der sich mit Rufus‘ und Jeremys Atem vermischte. Jeremy schloss die Augen und überließ Rufus die Führung. Der wechselte zwischen kleinen, spielerischen Kreisen und tiefen Stößen mit der Zunge hin und her und Jeremy wurde klar, dass sich in Rufus‘ Garderobe wiederholen würde, was sie in seiner Garderobe getan hatten. Seine Erregung war bereits überdeutlich. Er ließ die Hände an Rufus entlang nach unten gleiten und fasste ihm ohne weiteres Zögern in den Schritt.
„Oh ja, genau da“, flüsterte Rufus an seinem Ohr und begann, Jeremys Hals mit der Zunge zu erkunden. Auch seine Hände wanderten jetzt über Jeremy. Erst über die breiten Schultern den Rücken hinunter. Dann um seine Mitte, wobei sie sein Hemd aus der Hose zogen und den Gürtel öffneten. Jeremy ließ kurz von Rufus ab, um ihm die Hände in seine Hose zu führen. Das allein brachte ihn schon viel zu dicht an den Höhepunkt. Es wäre vorbei, bevor es richtig angefangen hätte. Rufus schien das zu bemerken.
„Egal, hör‘ jetzt nicht auf, Jem“, hörte er ihn beinahe flehen und führte seine eigenen Hände wieder zu Rufus. Der drängte sich jetzt so sehr an ihn, dass Jeremy gar nicht mehr dazu kam, ihm die Hose zu öffnen, bevor sie ihren Höhepunkt erreichten. Ein elektrisierendes Zucken durchfuhr ihn, dann merkte er, wie Rufus sich aufbäumte und nach Luft schnappte.
„Oh … verdammt“, entfuhr es ihm. Der Zusammenhang war ihm nicht klar. Verdammt, war das gut? Verdammt, schon vorbei? Verdammt, was machen wir hier schon wieder? Es musste irgendwas davon oder alles zusammen sein. Rufus lachte, als hätte er denselben Gedanken gehabt.
„Du … das … wir …wir sollten lernen, … es länger … zu genießen“, raunte er dann, während er mit der Zunge an Jeremys Ohrmuschel spielte. Jeremy nickte nur. Mehr ging gerade nicht. Dann wollte er nochmal küssen und nochmal und er drückte schließlich seine Stirn an die von Rufus.
„Komm,“ schlug Rufus dann vor, „holen wir dir ein paar frische Klamotten aus deinem Hotel und dann fahren wir zu mir auf’s Land. Es ist nicht weit und da können wir richtig üben.“
Jeremy hielt das für eine gute Idee. „Na, dann mal los.“