(Dieser Teil der Geschichte spielt direkt nachdem, Marvin Ben die schlimme Nachricht überbracht hat)
Die meisten Gäste hatten die Taverne schon verlassen und nur an einem Tisch, ganz weit hinten im Raum sassen noch einige Leute.
Ben zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe, als er die farbenfroh bemalten Wände des Gasthauses sah.
Handabdrücke in diversen Farben, Blumen und andere Symbole sowie einfach nur willkürliche Linien, Schnörkel und Punkte gaben dem Raum eine ganz neue Atmosphäre.
Irgendwie ein wenig wie im Kindergarten, aber viel cooler!
Zwischen den Stühlen und Tischen liefen ein paar aufgescheuchte Hühner umher und eines hatte sich sogar in der Bar eingenistet.
An dem Tisch sass Luan und kritzelte nervös auf einem Block herum, währendem er immer wieder ungeduldige Blicke zur Tür warf.
Neben ihm sass ein blasser Junge, vielleicht etwas älter als Luan und ein Mädchen, deren Alter schwer zu bestimmen war.
Das Mädchen hatte ihren Kopf an die Schulter des Jungen gelehnt und unterhielt sich angeregt mit dem Mann, der neben ihnen sass.
Er hatte einen Humpen Bier vor sich stehen und sich seinen Hut bis weit über die Stirn gezogen.
Als die kleine Gruppe Ben und Marvin entdeckte, sprangen sie freudig auf und erkundigten sich nach den Neuigkeiten. Ben liess sich erschöpft am Kopfende der Tafel nieder und der Wolf sprang auf die Sitzbank und legte sich auf den Schoss von Luan.
„Ryev, Emma, Duke, Luan, es freut mich, dass ihr alle hier seid. Kommt sonst noch jemand?“
Das Mädchen namens Emma nickte. „Die beiden Grafen wollten noch kommen, aber vielleicht kam ihnen ja irgendetwas dazwischen.“
Ryev lachte auf.
„Hey! Das war überhaupt nicht zweideutig gemeint.“, grinste Emma und schlug spasshaft nach ihm.
„Schon gut. Beruhigt euch. Ansonsten werde ich morgen einfach eine der Feen mit einer Botschaft zu ihnen schicken.“
Duke, der dunkel angezogene Bursche meldete sich jetzt zu Wort: „Was ist denn jetzt los?“ Seine Stimme war einfühlsam und trotzdem eine, auf die man hörte, der man glaubte und glauben wollte.
Ben erhob sich und begann zu erzählen, was Marvin ihm vorher beigebracht hatte. Der Wolf schob immer mal wieder einen Kommentar dazwischen, um zu verdeutlichen, wie gross sein Mut gewesen war.
Als Ben mit der Geschichte fertig war, waren alle still geworden.
Ryev meinte schliesslich nachdenklich: „Das ist nicht gut. Gar nicht gut...“
Luan schüttelte betrübt den Kopf.
„Wenn wir den Kampf gewinnen, finden wir bestimmt eine Möglichkeit, die Verbindungen wiederherzustellen, oder Ben?“ Duke klang zuversichtlicher, als er es tatsächlich war.
„Ja, gut möglich.“ Der Angesprochene war mit seinen Gedanken schon wieder irgendwo anders.
„Also Leute! Dann lasst uns Pläne schmieden.“ Alle am Tisch sahen Emma verwundert an.
„Was denn? Guckt doch nicht so überrascht. Ich weiss ja nicht, wie es euch geht, aber ich habe grosse Lust, mich an diesen blöden Dämonen zu rächen!“ Emma grinste gefährlich.
„Also, wenn Emma das meint, dann bin ich auch dabei.“ Duke nickte und legte Emma einen Arm um die Schulter.
„Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich grundlos mein Leben riskiert habe.“ Marvin reckte eine Schnauze in die Luft und stiess ein begeistertes Heulen aus.
„Wenn das so ist, dann hat da aber zuerst noch jemand ein gründliches Bad verdient.“ Luans Grinsen konnte einem direkt Angst machen.
Marvin sprang sofort von Luans Schoss und ergriff die Flucht. Luan rannte hinterher.
„Ich besorg uns in der Zwischenzeit etwas zu Essen.“ Brummte Ryev und machte sich auf dem Weg zur Bar hinüber.
Ben und Duke gingen zurück in Bens Zimmer um sich mit Stift, Papier und genügend Kartenmaterial einzudecken, bevor sie ein paar zusätzliche Kerzen aufstellten und die Karten auf dem Tisch ausbreiteten.
Emma und Luan war es schlussendlich doch noch gelungen Marvin einzufangen und mit genügend Knochen und gebratenen Würstchen, die Ryev ihnen gebracht hatte, war es ihnen schlussendlich auch gelungen, ihn zum stillsitzen zu überreden.
Dann holten sie eine gewaltige Ladung Seife und warmes Wasser und begannen den Wolf von oben bis unten zu schrubben.
Ab und an, wenn Marvin einen Fluchtversuch startete, mussten sich die beiden auf das Tier werfen und so war am Schluss nicht nur Marvin Grauwolf, sondern auch Luan T. Nexi und Emma Catrina blitzblank sauber.
Als die drei schliesslich wieder in die Taverne zurückkehrten, wurden sie freudig von Phobos und Riley begrüsst, die sich, auch wenn etwas verspätet doch noch eingefunden hatten.
Ryev hatte Berge von Würstchen und Brot aufgetrieben und so setzten sie sich schliesslich zu acht rund um den Tisch herum und begannen zu planen, bis die Wolken sich schon wieder rosa zu färben begannen.