Das Grollen des Donners lässt mich zusammenzucken.
Dabei hätte ich damit rechnen müssen.
Schließlich habe ich den Blitz gesehen. Gesehen wie der Blitz die nächtliche Landschaft erhellt. Er war ja auch nicht zu übersehen.
Doch der Donner war lauter als erwartet. Bedrohlicher.
Ein Blick nach hinten verrät mir, dass die Männer und Frauen hinter mir genauso erschrocken sind.
Ich blicke in ihre Gesichter. Nass vom Regen. Müde. Doch sie sind bereit zu kämpfen.
Ich hingegen, ich habe die Hoffnung schon längst verloren.
Aber ich bin für sie verantwortlich. Sie vertrauen mir. Sie würden für mich sterben.
Ich kann jetzt nicht aufgeben.
Mit einem Handzeichen befehle ich ihnen mir zu folgen. Es gibt noch eine einzige Chance. Hoffe ich zumindest. Und genau jetzt ist der Zeitpunkt dafür.
Wir marschieren weiter durch den Regen. Immer weiter.
Nur ich kenne das Ziel. Es ist riskant. Aber es die letzte Chance.
Ein Blitz zerreißt die Dunkelheit. Offenbart die Pfützen aus Wasser, Blut und Schweiß.
Diesmal kommt der Donner erwartet, erschreckt uns trotzdem.
Ich bedeute ihnen, dass sie warten sollen.
Stille macht sich breit. Nur das Rauschen des Regens.
Meine Knie wollen nicht mehr. Sie wissen was mich erwartet.
Doch ich kämpfe mich weiter. Schritt für Schritt.
Endlich. Wie aus dem Nichts taucht ein mächtiges Bauwerk auf. Komplett in schwarz gefüllt. Aus jeder dunklen Nische scheinen tausende Augen mich an zu starren. Jeden meiner Blicke zu verfolgen.
Ich trete durch das Tor.
Doch nichts passiert. Rein gar nichts. Absolute Stille. Zu Still.
Meine nassen Schuhe schmatzen bei jedem Schritt durch die scheinbar endlosen Gänge. Einzig allein erhellt vom flackernden Schein einiger Fackeln. Doch sie schaffen kein Licht, sondern nur Schatten. Unheimliche Schatten.
Da! Endlich.
Irgendwas ist dort. Hinter dieser Tür.
Und ich weiß sogar was. Hinter dieser Tür ist eine Falle. Doch ich habe keine Wahl.
Ich öffne die Tür und betrete den Raum.
Die Stimmen verstimmen. Hass macht sich breit. Ich kann die Verachtung spüren.
Das macht mich stärker. Stolz marschiere ich hinein. Hinterlasse matschige Spuren auf dem sauberen Boden.
In der Mitte des Raumes bleibe ich stehen.
Da steht er. Der Grund des Krieges.
»Ich wusste dass du kommen wirst!«, begrüßt er mich.
»Was willst du?«
Immer noch auf seinem Sessel sitzend, spuckt er auf den Boden. Ein Blick zu seinen Soldaten und diese senkten ihre Waffen und machten einen Schritt von mir weg.
»Du«, er deutetet auf mich, »Du stürmst hier rein und fragst mich, was ich will?«
Sein Lachen hallte durch den Saal.
»Wo sind seine Soldaten«, rief ein Stimme.
Höhnisch erwiderte eine andere: »Welche Soldaten? Sie sind doch alle tot!«
Gelächter breitete sich im Raum aus.
»Ruhe«, hallte seine Stimme durch den Raum.
»Ich muss sagen ich mag deinen Mut. Ganz alleine zu kommen«, er nickte.
»Deshalb will ich dir ein Angebot machen. Du und dein Volk ihr bekommt eine Chance. Falls noch was von dem Volk über ist«
Sein Lachen wurde durch den Saal getragen.
Ließ die Wände und die Tür erbeben.
Nein. Das war nicht sein Lachen. Mit einem lauten Knall geht die Tür auf. Sie stürmen mit ihren Matschigen Schuhen hinein. Ich schüttele meinen Kopf und hebe die Hand.
Sofort bleiben sie stehen. Man hört ihre nasse Kleidung auf den Boden tropfen.
Was machen sie denn hier?
Er lässt sich nicht davon stören, sondern redete einfach weiter: »Ihr werdet gehen. Kein Kontakt mehr. Und alles ist gut. Wenn nicht...«, er zuckte mit den Schulten.
»Ihr werdet uns in Ruhe lassen. Keinem von uns von nun etwas angetan. Dann werden wir zustimmen«, willige ich schließlich ein.
»Ihr habt es gehört!«
Seine Soldaten nickten.
»Bis morgen seid ihr weg. Nun geht«
Er wendet sich ab. Das Gespräch ist beendet.
Ich drehe mich um, gehe zu meinen Soldaten.
»Und nun?«, fragende Gesichter blicken mich an.
Ich gehe zur Tür: »Folgt mir. Nun wird nichts mehr passieren«
»Ich werde nicht mitkommen!«
Sie bleiben stehen. Blicken zwischen mir und ihm hin und her.
Doch ich gehe weiter. Ich kann darauf keine Rücksicht nehmen.
Zum Glück jedoch folgen mir die alle anderen.
Sie folgen mir in eine neue Zukunft. Alle bis auf einer.
Ich habe schon einen Plan. Das wusste er, als er es vorgeschlagen hat. Ich habe manchmal, das Gefühl, dass er mich besser kennt, als ich mich selbst. Früher einmal, da waren wir Freunde. Doch es ist lange her. Viel hat sich verändert. Doch es muss so sein.
Ich habe keine Wahl.