Colin Creevy arbeitete sehr oft mit den Stars der Zauberwelt. Er fotografierte für den Klitterer, den Tagespropheten und die Hexenwoche. Daneben betrieb er sein eigenes kleines Atelier. Creevy gehörte zu den Anhängern Potters, denen er das Mal nicht gegeben hatte. Der Grund war einfach, Potter wollte einen komplett loyalen, aber offiziell unabhängigen Journalisten. Lord Potter ließ sich nur von ihm fotografieren. Auch jetzt konnte Creevy sicher sein, dass er die Bilder von der Hochzeit des Jahres exklusiv machen konnte.
Das meiste Geld verdiente er mit Kinderbildern des Schwarzen Trios, die er verkaufte. Der Dunkle Herr störte sich nicht daran. Nur einige Fotos vom Trimagischen Turnier hatte Lord Weasley konfisziert, aber wer die sah, verstand warum. Creevy war absolut verläßlich und nützlich. Er verbreitete ein smartes, cooles Bild des Schwarzen Schlosses und machte professionell Meinung. Colin Creevy war seit jeher Potters Fan, das zahlte sich aus. Persönlich fotografierte er lieber Landschaften als Stars. In Hermines Bibliothek stellte er regelmäßig seine Landschaftsbilder aus. Ausgesprochen viele Anhänger des Dunklen Herrn kauften die Bilder. Ebenso viele ließen sich von ihm porträtieren. Das Geschäft lief gut. Creevy stellte keine Fragen.
Er konnte Sally Mannsfield einige spannende Details über Potters und Weasleys Vorlieben erzählen. Mannsfield war dankbar, aber ratlos wegen der Empfehlungen, die sie bekam. Es half ihr nicht wirklich weiter zu erfahren, dass der Dunkle Herr scheinbar Schokofrösche und Siruptorte mochte. Außerdem aß er gerne Sandwiches mit viel Senf und Würstchen mit Ketchup. Es hatte etwas skurriles, diese Dinge zu hören. Colin kannte den jungen Lord sehr gut. Sie konnte sich auf die Informationen verlassen. Auch die Vorlieben von Lady Weasley konnte man eher schlicht bezeichnen. Sie liebte Kürbiskuchen und Apfeltaschen. Sally besprach die Ergebnisse ihrer Befragung mit ihrem Team. Gemeinsam kam man auf eine außergewöhnliche Idee.
Ginny entdeckte ihren Vater im Tropfenden Kessel. Sie waren dort eingekehrt und hatten natürlich sofort für Aufsehen gesorgt. „Dad, komm´ doch herüber zu uns.“ Man drehte sich nach ihr um. Ginny ignorierte die Blicke. Mittlerweile konnte sie das perfekt. Arthur zögerte nur kurz. Potter war nicht dabei. Warum sollte er die Gelegenheit nicht nutzen mit seiner Tochter und Schwiegertochter zu sprechen. „Hallo, Schatz.“, sagte er beinahe schüchtern. Ginny hatte sich sehr verändert. Seine kleine Prinzessin war eine junge Frau geworden. „Hi, Dad. Was machst Du hier?“
Hermine warf Eirlys einen auffordernden Blick zu und erklärte, sie wolle noch zu Flourish und Blotts. Die Veela meinte, sie würde mitkommen ein Präsent besorgen und auch Fleur verabschiedete sich, um bei Zauberhafte Zauberscherze einen Besuch abzustatten. Der Schattenjäger, der die Damen diskret begleitete, hielt sich im Hintergrund. Er würde Lady Weasley nicht aus den Augen lassen. „Ich wohne hier ein paar Tage.“, gab Arthur zu. Ginny riß die Augen auf: „Warum wohnst Du hier?“ fragte sie lauter, als beabsichtigt. „Gehen wir in mein Zimmer. Es geht niemanden etwas an.“ Ginny sah sich um. Sie hatten jede Aufmerksamkeit im Thekenraum. „Ja. Gute Idee.“ Er erzählte ihr nur, dass er mit Molly Streit hatte. Er sagte nicht, um was es ging.
„Aber Du kannst nicht hier bleiben. Es ist schmutzig und unter Deiner Würde,“ hielt sie entschieden fest. Arthur wusste, dass seine Tochter recht hatte. Er konnte nicht ewig in dem Gasthaus bleiben. Außerdem trank er zu viel, seit dem er den Fuchsbau verlassen hatte. Sie hatte gemerkt, dass er getrunken hatte. Allerdings wollte sie nicht darüber sprechen. Ihr Vater machte nicht den Eindruck, dass es jetzt gut sei, sein Trinkverhalten zu erwähnen. An Potters Seite hatte sie Talent dafür entwickelt, Kritik sinnvoll anzubringen. „Wohin soll ich denn Deiner Meinung gehen? Fred und George wohnen in der kleinen Zweizimmerwohnung über dem Laden. Ich frage so schon immer, was das mal wird, wenn sie eine Freundin haben. Zu Bill und Fleur kann ich auch nicht. Charly wohnt zu weit weg.“
Ginny verstand sein Problem nicht: „Warum ziehst Du nicht zu uns? Wir haben ein ganzes Schloss. Oder…ist es…“ Sie versteifte sich leicht: „Es ist wegen Harry.“ Leichter Ärger machte sich bemerkbar. Sie schluckte ihn hinunter. „Versteh´ mich bitte. Ich arbeite für das Ministerium – zu große Nähe zum Schwarzen Schloss…“ Er unterbrach sich selbst, weil er begriff, was er sagen wollte. „Besuchst Du uns deshalb nicht? Weil wir zu Harry gehören – zum Dunklen Lord?“ Das Temperament seiner Tochter begeisterte ihn noch immer. Gleichzeitig spürte er den Schmerz, den seine Worte auslösten. „Ginny… Er macht mir Angst. Ich fürchte mich vor Harry und manchmal sogar vor Ron.“ So schmerzhaft es war, so klar war es auch. Sie gab nach langem Schweigen zu: „Mir macht Harry manchmal auch Angst, aber es ändert nichts. Aber es ist besser geworden, seitdem …. Egal. Im Moment ist es wirklich viel besser mit ihm. Außerdem tötet er fast nur im Notfall.“ Es klang seltsam, selbst in ihren eigenen Ohren. Also fügte sie hinzu: „Wir heiraten. Er gibt sich Mühe mit mir. Er ist gut zu uns.“ Er ist gut zu uns, klang es in ihm nach. Seine Tochter meinte, der Dunkle Lord sei gut zu ihr. „Was meinst Du, mit manchmal macht Ron Dir Angst?“ fragte sie unvermittelt. Er biß sich auf die Lippen, dann sprach er es aus. Es sprudelte alles aus ihm heraus. Die schrecklichen Geschichten, die er gehört hatte. Die Vorwürfe, die man ihm machte. Die Angst, all das könnte wahr sein. Alles was Molly gesagt hatte. Sie hörte ihm zu. Sie hielt ihren Vater im Arm und tröstete ihn wortlos. Er weinte hemmungslos. Er war nicht mehr stark. „Ron ist ein guter Mensch.“, sagte sie ruhig. Dann nahm sie ihn an der Hand, führte ihn durch die Tür. Sie rief in den Schankraum: „Die Rechnung für Arthur Weasley übernimmt der Dunkle Lord.“ Ein Raunen lief durch den Raum. Dann war es still. Sie gingen hinaus.