Danter war klargeworden, dass den Bückers oder Montars oder wie auch immer, Etwas an dem Jungen liegen musste. Er hatte ermitteln können, dass hier regelmäßig Geld floß. Die Geschichte die er bruchstückhaft von seinem Neffen erfahren hatte, sagte nicht sehr viel aus, denn auch wenn Tom Montar nicht mochte, hier musste etwas sein, was er nicht wusste. Niemand zahlt aus Spaß jeden Monat an die Tausend Euro an eine Oma mit ihrem Enkel. Wenn er sich eine der zwei Personen greifen würde, würde vermutlich Geld fließen. Allerdings musste Danter eine ordentliche Summe veranschlagen, denn seine Identität war bekannt und er musste außer Landes. Wenn er es geschickt anstellte, würde er abhauen, ohne seine Schulden zu bezahlen. Mit genug Geld, könnte er auf einem anderen Kontinent neu anfangen...
Es hatte alles so schön begonnen. Er war gut gewesen als Privatermittler und das hätte er heute noch sein können. Aber das war das Leben und keine TV-Serie. Privatdetektiv zu sein heißt: Nichts wirklich dürfen, Erfolge nur am Rande der Legalität einfahren und ständig im Auto die Nacht durchwachen um fremdgehende Partner zu fotografieren. Stundenlanges Warten auf etwas, das nur jedes zweite oder dritte Mal kommt und dann nicht immer verwertbar... Teures Equipment kaufen, das man laut Verfassungsschutz gar nicht besitzen, geschweige denn, verwenden darf und irgendwann, hat man mehr für die Ausrüstung bezahlt, als für die Arbeit verdient. Man kämpft immer mit der Pleite, die Frau haut einem ab, man verliert die Kinder und das Sorgerecht und man nimmt die ekligsten Aufträge an, um sich über Wasser zu halten. Geldeintreiber spielen! Sympathische Leute bedrohen, die Pech hatten... Arschloch sein! Man bricht die ersten Finger, schlägt die ersten Zähne aus, sprich: Man ist genau zu dem kriminellen Gesocks geworden, das man einmal so gehasst hat, dass man es aushebeln wollte, mit dem romantisierten Job des Privatermittlers...
Dann leiht man sich Geld beim Kredithai! Man hat schließlich schon für ihn "gearbeitet"! Aber man hat keinen Bonus! Man kann nicht mal die Zinsen bezahlen und schon sind es die eigenen Finger, ja die eigenen Daumen, die bedroht sind...
Und da ist der Punkt erreicht, wo die Hemmschwelle überfahren und dabei gänzlich zertrümmert wird. Hatte er noch geglaubt mit den Bildern von der Ärztin durch Mehrfachverkauf seine Schulden loszuwerden, kam ihm Montar dazwischen. Die Fahrerflucht, der Versuch, Montar abzulenken um seine Frau ungestört ausnehmen zu können... Er hätte sowieso nicht die geringste Chance bei Selina Bücker gehabt! Diese Frau war ihm geistig um ein mehrfaches überlegen! Seine Schulden hatten sich in der Zeit verdreifacht und es gab keine legale Chance mehr, dieses Geld aufzutreiben. Aber wenn schon kriminell, dann so, dass es sich auszahlt und der Kredithai konnte ihn mal am Arsch lecken! Wenn er von dessen Leuten erwischt würde, verlöre er zumindest einen Daumen,zusätzlich zum kleinen Finger! Es gab nur die Flucht nach vorn! Und die würde er mit wehenden Fahnen bestreiten!