„Draco. Du solltest ernsthaft an Deiner Selbstverteidigung arbeiten.“, sagte Snape trocken zu seinem Herzenssohn. Der derangierte Junge lächelte seinen Paten schief an. „Du rettest mich doch immer.“ Dann wurde er ernst: „Danke, das Du mich schon wieder beschützt hast. Was bedeutete das? Bei der Macht der Lily Evans? So eine Anrufung habe ich noch nie gehört.“
Der Tränkemeister verzog sein Gesicht, ehe er antwortete: „Lily Evans, die Voldemort fälschlicher Weise für ein Schlammblut hielt, war die Herrin vom See - die mächtigste Hexe, die ich je kennengelernt habe. Sie war Lord Potters Mutter.“ Draco schaute seinen Paten verwirrt an: „Die Herrin vom See? So wie die Fee Morgana? Lord Potter ist ein Nachkomme von Morgana der Fee.“ Snape nickte: „Laß uns ein paar Schritte gehen. Ich erkläre es Dir.“ Severus klatsche energisch in die Hände ein Hauself erschien. „Weidet die Spinne aus und bringt die Zutaten in mein Labor.“ „Ja. Master.“, bestätigte sie eifrig. Sie gingen in Snapes Gemächer, um ungestört zu sein. Mit einem Reinigungszauber verschwanden Kampfspuren. Beide Männer setzten einander gegenüber. Dann enthüllte Snape einen Teil des Mysteriums.
„Was ich Dir jetzt erzähle, ist ein mächtiges Geheimnis. Lord Potter wurde nicht zufällig, wer er ist. Es war ihm bestimmt von Beginn an. Ich sagte Dir bereits, dass Potter den Trank der Düsternis nahm und die Magie ihn akzeptierte. Es war kein Zufall. Dumbledore wusste, dass Potter der Einzige war, den die Magie in dieser Generation akzeptieren würde. Er hatte das Geheimnis der Verbindung von James Potter und Lily Evans verstanden. Aus diesem Grund drängte er Potter dazu, die Dunkelheit zu wählen.
Lily Evans wurde von ihren Eltern adoptiert. Man fand sie als Neugeborenes im Kloster Glastonbury. Ich lernte sie bereits kennen, bevor wir nach Hogwarts kamen. Wir waren noch Kinder, dennoch wußte ich, dass ich ihr gehörte. Sie hatte ihren Anspruch auf mich geltend gemacht. Wie jeder andere Mann erlag ich der Macht des Sommersees, der Glastonbury von Avalon trennt. Dennoch war ich nicht der Mann, der mächtig genug für sie war. Wir verbrachten sehr viel Zeit miteinander. Ich war dankbar, ihr nah sein zu dürfen. Für sie wandte ich mich den dunklen Künsten zu. Obwohl Lily Evans ein gutes Herz hatte, zog die Dunkelheit sie an. Helle und dunkle Magie im Gleichklang zu halten ist die Aufgabe Avalons.
James Potter wollte sie vom ersten Tag für sich. In ihm floss das Blut König Arthurs. Er konnte nicht anders. Für Evans hätte er bedenkenlos jeden seiner Freunde getötet. Ihretwegen umgab er sich mit Reinblütern und einem Werwolf. Er wußte es nicht. Keiner von uns verstand damals, warum wir taten, was wir taten - außer vielleicht Albus. Es schien uns natürlich. Letztlich war es auch natürlich. Potters Freunde nannten ihn Krone, ohne zu wissen, wie passend der Name war. Alles an James Potter war königlich, dafür hasste ich ihn. König Arthurs Nachfahre. Ich hasste ihn dafür, weil ich spürte, dass sie ihm gehörte. Eines Tages quälte er mich nur so zum Spaß. Da verfiel sie ihm vollkommen. Dumm wie ich war, beschimpfte ich meine Königin und verlor ihre Gunst. Sie zeugten den jungen Lord und Evans Macht bewahrte sein Leben. Es ist sein Geburtsrecht zu herrschen.“
Der Schattenjäger betrachtete die Ratte auf dem Gullydeckel aus den Augenwinkeln. Sie erregte schon einige Zeit seine Aufmerksamkeit, obwohl er sich eigentlich nur um die Auroren kümmern wollte. Das Tier verhielt sich merkwürdig. Immer wieder richtete es seinen Blick auf Potter. War es möglich? Konnte Joshua so viel Glück haben? Wenn es sich wirklich um Pettigrew handelte, würde der Dunkle Lord ihn mit Ansehen und Belohnungen überhäufen.
Peter Pettigrew, der Verräter der Potters, würde den Tag verwünschen, an dem er geboren wurde. Konnte Joshua es wagen ihn zu stellen und damit seinen konkreten Befehl etwas vernachlässigen? Er kämpfte mit sich. Das Risiko mußte genau kalkuliert werden. Wenn es nicht Pettigrew war, würde der Lord ihn töten, weil er seinen Platz verlassen hatte. Joshua sah zu der süßen Beute seines Herrn hinüber. Sie fühlte sich völlig sicher bei ihm. Der Lord gab sich locker und gelöst. Er scherzte, machte der Kleinen Komplimente und hörte ihrem Geplapper über die französische Zauberschule zu. Sie ging sicher in die Falle. Shacklebolt könnte nichts dagegen tun. Der Lord hielt sich genau an das Konkordat. Potter hielt sich immer an die Regeln, die er selbst gemacht hatte.
Joshua nahm einen weiteren Blick die Straße hinunter. Er mußte die Ratte bekommen. Sein Herr war grundsätzlich großzügig. In diesem Fall könnte er jeder Wunsch äußern. Lord Potter würde ihn gewähren. Diese Kleine dort so süß und ohnehin der Dunkelheit verfallen. Sie konnte ihm, Joshua, gehören, wenn er Pettigrew fing. Der Vampir beschattete die Kleine nun schon seit Tagen. Mehr als einmal spürte er nahezu übermächtiges Verlangen nach ihrem Blut. Potter gewährte es ihm, wenn er die Ratte bekäme. Er traf seine Entscheidung. Sein Herr würde ihn entweder erheben oder töten. So sollte es sein. Es war das Geburtsrecht eines Schattenjägers Beute zu machen. Joshua war ein Jäger. Er mußte jagen. Die Ratte bemerkte ihn nicht einmal. Langsam wechselte er die Straßenseite. Unter seinen Wimpern beobachtete er jeden ihrer Atemzüge. Dann tat er es, mit einer einzigen Bewegung löste er sich auf und warf die mächtigste magische Fessel, die er kannte, auf die Ratte.
Sie quiekte halblaut auf. Potters Aufmerksamkeit fiel unmittelbar auf den Platz, von dem das Geräusch kam. Locker unterhielt er sich weiter: „Natürlich kenne ich Fleur Delacour. Wir trafen uns auf dem Trimagischen Turnier. Sie hat den Bruder meines besten Freundes geheiratet. Eine bezaubernde kleine Veela. Bitte entschuldige mich einen ganz kleinen Moment, Aurora. Da drüben kommt gerade einer meiner Untergebenen. Es sieht wichtig aus.“ Er küsste charmant und formvollendet ihre Hand. Der Schattenjäger trat direkt zu seinem Herrn. „Mylord. Bitte vergebt diese ungebührliche Störung. Ich sah Ungeziefer auf der Straße und fing es ein.“ Potter grinste dreckig: „Du hattest die Ratte also auch bemerkt. Perfekt. Deine Belohnung erhältst Du im Schloss. Bring sie dorthin. Ich bin sehr zufrieden. Joshua, willst Du mein Zeichen annehmen? Du hast es Dir verdient.“ „Euer Zeichen, Mylord? Einen Platz an der Seite der Eurer Anführer? Nichts mehr als das. Ich wünsche mir schon so lange Euer Dunkles Mal annehmen zu dürfen.“ Der Vampire bebte vor Stolz. Sein Lord erhob ihn zu einem Anführer. Er hatte sich als würdig erwiesen, das Dunkle Mal annehmen zu dürfen. „Wenn wir im Schloss sind, darfst Du die Kleine haben. Du bist es wert, ihr den Kuß der Nacht zu geben.“