Draco duschte in seinem Zimmer eiskalt. Er versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Keine 50 Meter weiter lag eine göttliche Frau im Bett, die ihm alles bedeutete. Die Magie, seine Leidenschaften und Potter - irgendwie hatte er Samhain unterschätzt. Aber hatte Harry nicht gesagt, er könne tun, was er wolle. Ginny schlief mittlerweile tief und fest, dafür sorgte ein kleiner und ungefährlicher Zauber. Er trocknete sich ab, zog sich wieder an und schritt den Korridor hinunter. Eigentlich mochte er nicht zurück in den Festsaal. Aber Samhain allein zu verbringen, wenn er die Möglichkeit hatte einfach zu feiern, war auch keine Option. Er lief zum Garten hinüber, hierher schienen sich einige Paare zurückgezogen zu haben.
Eigentlich wollte er nicht irgendwen. Er wollte Potter. Er wollte Ginny. Er wollte sie beide und zwar jetzt. Er suchte Potter, fand ihn jedoch nirgends. Der Frust wuchs mit jeder Sekunde. Er hörte eine leise Stimme. „Einsam?“ Er trat näher und entdeckte im Dunkel einen jungen Zauberer. „Wer sind Sie und was wollen Sie von mir, Sir?“ Da Draco den jungen Mann nicht kannte, blieb er zunächst höflich distanziert. Der andere lächelte ihn an: „Nicht doch so förmlich, Draco. Wir kennen uns doch. Wer ich bin, ist nicht wichtig. Es ist Samhain – was sind da Namen.“
Jetzt erkannte er die Stimme. Er sprach mit dem Mann, der ihm das Felix Felicis eingeflößt hatte. Der Mann hatte ihm das Leben gerettet. Draco betrachtete ihn aufmerksam. „Natürlich kennen wir uns. Sie haben mir…“ Der Mann legte seine Hand auf Dracos Lippen: „Shhhhh. Vertrau mir. Hier sind so viele Leute. Gehen wir irgendwohin, wo wir mehr unter uns sind.“ Seine Stimme hypnotisierte Draco angenehm. Er folgte dem Unbekannten. Sie schwiegen auf den Wegen durch den Schatten. Der Magier kannte sich sehr gut aus. Sicher und ungesehen gelangten sie zum Raum der Wünsche.
Malfoy hatte aus irgendeinem Grund nicht damit gerechnet, dass die Magie noch funktionierte. Sie funktionierte noch. Im warmen Licht der Kerzen sah er den anderen genau an. Er hatte langes, schwarzes Haar, das im Nacken mit einer Seidenschleife zusammengebunden war. Die Kleidung war einfach geschnitten, aber die Verarbeitung aufwendig. Der Mann musste Anfang oder Mitte zwanzig sein. Seine kantigen Züge standen im Widerspruch zu warmen, türkisfarbenen Augen. Draco spürte einen ungewohnt zärtlichen Kuss auf seine Fingerspitze. Es fühlte sich richtig an. Die Magie in ihm vibrierte. Er reagierte, wie es seiner Natur entsprach. Er zog den Unbekannten an sich. Plötzlich stand da sein altes Bett aus Malfoy Manor. Sie sanken in einander verschlungen auf das Bett.
Er bestimmte den Rhythmus, mit dem sie sich liebten. Der Magier folgte vollkommen Dracos Wünschen. Nach dem dominanten, harten Sex mit Harry war das hier die perfekte Abwechslung. Malfoy streichelte und küsste den maskulinen Körper beinahe schüchtern. Diesem Mann verdankte er sein Leben. Seine Dankbarkeit, seine Sehnsucht nach Zärtlichkeit und seiner eigene Dominanz brachten den Anderen zum Stöhnen. Draco erschrak ein bisschen. Der Andere glitt an ihm hinunter und nahm ihn in den Mund. Er ließ sich fallen. Es war wunderbar, selbst verwöhnt zu werden. Nichts tun zu müssen – einfach genießen zu können. Er stöhnte und keuchte. Harry, dachte er. Er schloss die Augen und träumte von Harry. Der Andere kam wieder zu ihm nach oben. Sie küssten sich wieder. Dann ließ er sich nur noch treiben quer durch den Raum und Zeit – so wie es nur an Samhain möglich war. Draco Malfoy vergaß sich selbst und alles. Er schrie Harrys Namen, als er kam.
Er entschuldigte sich bei dem Zauberer. „Es gibt nichts, für dass Du Dich entschuldigen musst. Du warst Du selbst. Das ist alles.“ Der Andere küsste ihn zum Abschied. „Danke.“, sagte der Magier, bevor er ging. Draco blieb in diesem Bett und schlief ein, ohne zu wissen, wer es gewesen war.