"Du bist wirklich zu beneiden, Michael! Ich habe deiner Frau schon vor Jahren meinen Respekt ausgedrückt. Du erinnerst dich... Und ich sagte dir damals schon, mit dieser Frau kannst du alles schaffen." - "Ja, Max! Sie ist einzigartig! Sie zu verlieren würde auch mein Ende bedeuten. Deshalb versuche ich auch immer, sie zu schützen, was ihr manchmal etwas zuviel wird!" - "Was sie wohl vor hat?" - "Ich denke, sie setzt sich mit Tommys Oma in Verbindung... aber ich will es gar nicht wissen. Ich vertraue ihr."
Langsam musste ich eine Entscheidung treffen, wegen München. Sollte ich darauf spekulieren, dass die beiden Gauner bis Mittag gefasst sein würden? Gefährlich waren wohl beide. Der Detektiv hatte bei seiner Flucht keine Rücksicht darauf genommen, dass er Georg angefahren hatte, was sich mit einer gewissen Gewaltbereitschaft gleichsetzen ließ. Auch Alex Karmann hatte bereits Jugendstrafen wegen Körperverletzung ausgefasst. "Michael, soll dich Josef nicht begleiten? Ich schwöre dir, ich hüte deine Frau und dein Kind, wie meinen Augapfel, aber wenn Brandmayr mit dir fährt, ist mir wohler. Dann habt ihr beide einen guten Security und wir haben beide unsere Männer im Griff!" - "Ich weiß nicht, Max! Du bleibst auf jeden Fall Selina zugeteilt, das ist mir wichtig! Und Josef wäre die ideale Ergänzung, aber er wäre auch für mich ideal. Er ist ebenfalls ein Spitzenmann. Dann tu' das doch! Unsere Männer sind alle gut, aber am Besten eben unter unserer Führung. "Josef hat sich damals direkt vor mich in die Schusslinie gestellt um mich zu schützen, der ist wirklich erste Klasse, der Junge. Wenn du sagst, du kommst auch ohne ihn zurecht, dann nehm ich ihn mit nach München, Max!" - "Das ist vernünftig, Chef! Ich geh gleich zu ihm und sprech mich mit ihm ab!" - "Danke, Max!"
Ich wollte eigentlich Selina anrufen und ihr Bescheid sagen, sah aber durchs Fenster, dass ihr GTI nicht mehr neben meinem Porsche stand. Mich hätte brennend interessiert, was sie nun wirklich tat...
Unterdessen war Selina bei Frau Weber angekommen. Diese öffnete erstaunt die Tür. "Hallo Selina! Wissen sie schon was?" - "Allerdings! Haben sie den Brief noch?" - "Ja!, ich hab ihn hier." Sie standen im Flur, als Tommys Zimmertür aufging. "Du? Was willst du hier, verschwinde! Ich hab gesagt, ich will euch nicht mehr sehen!" - "Mit welchem Recht bläst du dich hier so auf, Thomas? Glaubst du, deine Mutter würde das wollen, dass du so mit ihrer Freundin sprichst?" - "Lass gefälligst meine Mutter aus dem Spiel! Seit dieses Arschloch sie verlassen hat, ist es mit ihr bergab gegangen!" Selina versetzte ihm eine schallende Ohrfeige! "Wage es nicht noch einmal, meinen Mann ein Arschloch zu nennen! Ohne seine Zuwendungen wärst du seit Silvias Tod in einem Heim! Und um dein Erbe wärst du auch gekommen!" Tommy hatte nicht damit gerechnet, dass Selina ihm eine knallen würde und was sie eben gesagt hatte konnte nicht stimmen... Zornig drehte er sich um und verschwand in seinem Zimmer. Selina setzte nach und trat gegen die Tür, die er gerade zuknallen wollte. "Du bleibst jetzt hier du feiger Hund! Ich hätte dir damals schon eine runterhauen sollen, als du deinen heimlichen Mentor hinausgeworfen hast! Du hast ihm heute vorgeworfen, er hätte sich nie darum gekümmert was aus dir würde! Wir wollten dich damals zu uns nehmen, Tom! Dich als unseren Sohn annehmen!" - "Und warum hätte ich das wollen sollen?" - "Weil Michael dich geliebt hat wie ein eigenes Kind und dich niemals verlassen hätte! Deine Mutter hat IHN verlassen und ihm verboten nach euch zu suchen!" - "Das glaubst du doch selber nicht!" Frau Weber, die fassungslos alles beobachtet hatte, fing an zu weinen. "Es ist die Wahrheit Tommy!" Tom sah von ihr zu Selina und wieder zu seiner Oma. "Hast du dich etwa auch kaufen lassen von diesem Arschloch?" Eine zweite schallende Ohrfeige knallte. Du scheinst nicht besonders intelligent zu sein, aber ich hau dir gerne auch noch eine runter, wenn du dich nicht anständig über Michael äußern kannst! Frau Weber hielt Tommy nun den Brief hin. Tommy drehte sich weg. "Das interessiert mich nicht! Lasst mich endlich in Ruhe!" - "Tom, das ist der Brief, mit dem deine Mutter Michaels Leben zerstört hat und auch deines, wenn man so will! Lies ihn! Er ist von deiner Mutter!" - "Das interessiert mich nicht!" - "Tom, Michael wird bedroht und erpresst von einem Alex Karmann, deinem Freund! Hast du ihn dazu aufgefordert?" - "Spinnst du? Glaubst du ich bin ein Verbrecher? Was hat Alex gemacht?" - "Das wirst du auf der Wache erfahren! Ich hab die Schnauze voll von dir! Michael hätte alles für dich getan, auch nach Silvias Tod hätte er dich adoptiert. Als wir dich vor vier, fünf Jahren besuchten, wollten wir dich zu uns nehmen. Michael hat jeden Monat 800 Euro und oft noch mehr überwiesen, damit ihr die Wohnung nicht verkaufen müsst und du nicht in ein Heim kommst, obwohl du ihn rausgeworfen hast! Und wie dankst du es ihm? Indem du deinen "Freunden" erzählst, wo was zu holen ist und ihn ein Arschloch nennst!" - "Aber... " - "Nichts aber! Lies den Brief! Oder bist du zu feige der Wahrheit ins Auge zu sehn?"