Sie brauchte einen Moment Zeit für sich. Dazu ging sie auf die Zugtoilette. Reserviert hatte sie Nadja gesagt, dass sie eventuell zurück kommen würde. Nachdem sie die dünne Plastiktür abgeschlossen hatte und sich ein wenig sicherer fühlte, ließ sie sich ungeachtet des Geruchs auf den Sitz sinken. Zusammen mit ihrem Gepäck war es doch ein wenig eng in dem kleinen Raum. Erschöpft ließ Phoebe den Kopf in die Hände senken.
Was sollte sie nun tun? Dieser fremden Frau vertrauen? Oder weiterhin alleine flüchten?
Stimmte es denn, was Nadja sagte? Konnte Phoebe der Fremden vertrauen?
Sie hob den Kopf, als der Zug langsamer wurde. Hatte sie wirklich so lange gegrübelt, dass jetzt schon die nächste Haltestelle kam? Sie meinte sich zu erinnern, dass der Zug erst vor kurzem einen Bahnhof verlassen hat – wo vermutlich Nadja eingestiegen war.
Phoebe stand auf und regte den Hals, um durch das kleine Fenster im Bad zu sehen. Draußen war kein Bahnhof zu erkennen. Der Zug hielt mehr oder weniger mitten im Nirgendwo. Nur eine alte Tankstelle stand hier, sowie zwei, drei kleine Häuser.
Phoebe war alarmiert, als sie auf den Gang trat. Sie hörte, wie sich Türen öffneten und schlossen, dann fuhr der Zug erneut an.
Ihr schlug das Herz bis zum Hals. Das konnte nichts Gutes bedeuten!
Sie stand noch verwirrt mitten auf dem Gang, Tasche und Schlafsack in den Händen, als Nadja mit ihrem eigenen Gepäck auftauchte. Die Frau lief an Phoebe vorbei und blieb nur kurz stehen: „Hey. Das war leider ein kurzes Vergnügen. Hat mich gefreut, vielleicht sieht man sich. Aber leider ist die Polizei gerade an Bord gekommen, also, ich muss weg.“
„Du fliehst auch?“, fragte Phoebe und folgte der Frau, ohne zu wissen, warum genau.
„Ja“, rief ihr Nadja über die Schulter zu: „Aber wenn du mit mir kommst, bringt dich das nur in größere Schwierigkeiten.“
Phoebe war sprachlos, als die Frau sie einfach stehen ließ: „Nadja! Was soll ich jetzt tun?“
„Dich nicht erwischen lassen!“, damit war die Frau außer Sicht.