Sie erzählte Nadja alles. Langsam und leise, Stück für Stück.
„Ich – ich war eigentlich ganz normal“, begann sie: „Ich heiße Suzan. Meine … meine Schwester hieß Cataleya. Cat.“
Als sie schwieg, meine Nadja: „Ein sehr ungewöhnlicher Name.“
„Suzan ist eine Lilie, Cataleya eine Orchideenart. Unsere Eltern mochten solche Namen. Wir waren niemals wirklich glücklich damit, aber es war in Ordnung.“
„Bis?“
Phoebe atmete tief durch, sehr tief: „Bis Cat gestorben ist. Sie und meine Mutter.“
Nadja senkte den Blick: „Das tut mir leid.“
„Du hast keine Ahnung, wie leid es mir tut!“, hauchte Phoebe: „Sie wollten mich von der Schule abholen, um Eis essen zu gehen. Ich habe eine Viertelstunde gewartet, dann sah ich plötzlich Krankenwagen fahren. Ich bin hinterher gerannt, und da … und da …“ Ihre Augen brannten. Sie hatte nie darüber gesprochen. Und sie hatte auch nie um Cat geweint. Sie atmete tief durch: „Auf - auf einer Kreuzung. Ein LKW ist bei Rot gefahren, Cat und Mum waren … nun ja, im Weg. Ich habe sie gesehen, aber ich konnte nicht mehr mit ihnen sprechen.“
Ihr war kalt. Nadja legte ihr sanft eine Hand auf den Arm: „Es ist nicht deine Schuld.“
„Ich weiß. Aber trotzdem. Es war so … sinnlos. Und danach wurde alles furchtbar. Paps zog ständig um, er fand sehr, sehr schnell eine Stiefmutter für mich. Verdächtig schnell, heißt das. Und … er wurde gewalttätig, deswegen habe ich überhaupt mit Kampfsport angefangen.“
Es fühlte sich alles so befremdlich an, Jemandem sein Herz auszuschütten. Phoebe kam sich jung und verletzlich vor.
„Du hast Cataleya sehr gemocht?“
„Wir haben uns natürlich auch gestritten, aber … niemals ernst. Sie … sie war meine Zwillingsschwester, verstehst du?“
„Oh“, sagte Nadja: „Ja, ich verstehe es.“