Die Bewohner von Belle hatten beschlossen, dass so etwas wie letztes Mal nicht noch mal passieren durfte. Sie sandten jede Menge Bewohner aus, um die Gegend zu erkunden, während die anderen die Abwehr verstärkten.
Die Wortmaler (*1) liessen Riffe voller spitzer Felsen in den Buchten aus dem Boden spriessen und erschufen Erdwälle um ihr Land zu schützen.
Manche der Kundschafter waren in grossen Gruppen unterwegs, andere alleine. Aber sie alle versuchten die geheimen Nester der Winterdämonen zu finden.
Marvin Grauwolf pirschte wachsam durchs Krea-Tief-Tal, die Ohren wachsam gespitzt und jeder Zeit für einen Angriff gewappnet. Das schlammfarbene Fell der Wolfes fügte sich perfekt in die felsige Umgebung ein und liess Marvin praktisch mit seiner Umgebung verschmelzen.
Die dürren Bäume boten wenig Schatten und die Sonne branne erbarmungslos vom Himmel, aber der Wolf ging unbeirrt weiter. Er dachte keinen einzigen Moment daran seine Mission abzubrechen, bevor er nicht das ganze Tal abgesucht hatte und das obwohl ihm die Zunge am Gaumen klebte.
Er hielt es für unwahrscheinlich, dass sich die Winterdämonen hier versteckten, es wäre wohl zu warm für sie, aber nachdem sie in die Smileyfarm eingedrungen waren und einige der Smileys geklaut hatten, wollten sie auf Nummer sichergehen.
Der Wolf schlich weiter vorwärts und liess seinen Blick zwischen den steil aufragenden Felswänden hin und her wandern.
Die Schlucht machte eine scharfe Biegung und Marvin kletterte auf einen Felsen, um, um die Kurve spähen zu können.
Was er sah, verschlug ihm den Atem und liess ihn schneller rennen, als je zuvor.
Phobos und Riley streiften durch die Wälder und Gebirgszüge im Nordwesten des Landes und nahmen mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn alles wahr. Sie waren wie immer ganz in Schwarz gekleidet und in der Dämmerung blitzten ihre spitzen Eckzähne.
Ihren Sohn Ari hatten sie heute zu Hause bei seinem Kindermädchen gelassen.
„Ich hoffe wirklich, dass wir nicht allzu lange haben, um unseren Teil der Insel abzusuchen, ich finde es wirklich kalt hier draussen.“, beschwerte sich Phobos.
Der Wind wehte an diesem Abend tatsächlich ziemlich stark, aber Riley lachte bloss.
„Ein frierender Vampir. Wen habe ich da nur geheiratet? Gib es zu, du kannst es einfach nicht erwarten zu Hause im Schlafzimmer zu sein.“
Phobos knuffte seinen Mann halbherzig in die Seite, sagte aber nichts dazu.
Das Durchkämmen der Wälder zog sich Stunde um Stunde hin und die beiden Männer gingen schweigend nebeneinander her.
Plötzlich blieben sie beide gleichzeitig stehen und schnupperten in den Wind hinein.
„Ein einzelner Winterdämon.“ Ein Muskel in Rileys Kiefer zuckte.
„Er kommt direkt auf uns zu.“, bestätigte Phobos.
Als der Dämon wenige Minuten später zwischen ein paar Bäumen hinaus auf die Lichtung trat, war von den Vampiren weder etwas zu sehen, noch zu hören, oder zu riechen.
Der Winterdämon stampfte unbeirrt über den Boden und dort wo er mit dem Fuss aufgekommen war, bedeckte Frost die Erde.
Wie aus dem nichts legte sich eine blasse Hand um die Kehle des Monsters und drückte seinen Kopf zur Seite.
Riley grub seine Zähne in den Hals des Dämons und liess sogleich wieder von ihm ab.
Er spuckte aus und fletschte die Zähne. An seinem Kinn lief ein Rinnsal dunkles, zähflüssiges Blut herab. Ebenso am Hals der Bestie.
Diese fuhr jetzt herum und hob die Axt, bereit damit auf Riley loszugehen, als Phobos aus den Schatten trat.
Eine kurze Handbewegung, ein Knacken, dann war es wieder still.
Riley betrachtete die Leiche angewidert und sah zu, wie das schwarze Blut im Boden versickerte.
„Komm.“, sagte Phobos und streckte Riley seine Hand entgegen.
„Lass uns gehen, Baby. Wir haben heute noch viel vor.“
Er zwinkerte provozierend und verschwand zwischen den Bäumen.
Sein Mann folgte ihm.
Ein Feentrupp war ausgeschickt worden die Gassen der Bücherstadt nach Eindringlingen zu durchkämmen. So kam es, dass Khaeli, Juno, Maldeca, Lizzy und Penny durch die verwinkelten Gassen der Stadt flogen, währendem Takaro und Belle die Stellung hielten.
Ben hatte man schon seit Tagen nicht mehr gesehen. Er hatte sich in seine Kammer zurückgezogen und schien über irgendetwasem zu brüten. Die einzigen, die ihn zu Gesicht bekamen, waren die Späher, die mit den Ergebnissen ihrer Auskundschaftung zu ihm kamen und Penny, die ihn über das momentane Vermögen und die Vorräte von Belletristica auf dem Laufenden hielt.
Khaeli flog selbstbewusst voraus. Wenn irgendjemand wusste, wo sich Verbrecher und Gesindel herumtrieb, dann sie.
Maldeca flog direkt hinter ihr, in dunkle Gewänder gehüllt. Sie grinste wie ein Honigkuchenpferd und war die einzige der fünf, die hoffte, den einen oder anderen Winterdämon zu finden.
Die Feen schwärmten aus und sammelten sich dann wieder, aber so sehr sie auch suchten, sie fanden nicht die kleinste Spur eines Dämons.
Als sie am Abend schliesslich erschöpft in ihr Hauptquartier zurückkehrten, wussten sie nicht, ob sie beruhigt oder nervös über die Tatsache sein sollten, dass sie nichts gefunden hatten.
(*1) Die Wortmaler sind eine Gruppe der talentiertesten Schreiber, was das Jonglieren mit Worten betrifft. Sie sind dazu in der Lage, Dinge so genau zu beschreiben, dass es in der wirklichen Welt zur Realität wird. So können sie Landschaften formen und Gebäude aus dem Boden spriessen lassen.
(Viele Dank an Sharimaya für den tollen Begriff^^)