Klarich, noch den schweren Hammer in der linken Hand haltend, trat neben Veyed und betrachtete überlegend seinen herumtollenden Jüngsten. Auch wenn es nicht leicht zu verstehen war, dieser Mann verwirrte so manchen, war er von Geburt an wahrhaft Linkshänder.
»Pa', wann wird Kay uns bei der Bewirtschaftung des Hofs endlich helfen?«
Angesprochener wendete den Blick und maß den Sprecher. »Auch wenn du es nicht hören willst, mein Junge. Noch vor drei Jahren warst Du es, der die Hühner plagte.« Seine beinahe pechschwarze Hand wuschelte absichtlich den blonden Schopf neben sich und konnte ein Glucksen nicht verkneifen.
»Hey Pa', nicht.« Er duckte sich und wischte sich reflexartig den nächsten Ruß, von den eigenen Händen, ins inzwischen schmuddelige Haar.
Klarich lachte erheitert. »Komm schon, wir haben's gleich geschafft.«
»Och Pa'. Das dauert ewig, bis ich den Kram wieder raus kriege. Du weißt das Ma'«, weiter kam er nicht, als ihn sein Vater an der Schulter knuffte. »Jaja, du hast ja recht aber lustig ist's dennoch«, feixte er. Mit der freien Rechten winkte er den aufgebrachten Jungen zu sich.
***
Kayden tat wie geheißen, benahm sich obendrein und sammelte in einem Korb Eier der noch zuvor entrüsteten Hühner. Sie beschwerten sich nicht einmal, wenn er sie behutsam von ihren Gelegen schob. Er rümpfte die Nase, als er das letzte ihm bekannte Nest überprüfte und den Rückweg zum Wohnhaus antrat. Auf halben Weg blieb er stehen, hatte er doch soeben in der Ferne eine sich nähernde Gestalt entdeckt. Aus Nordwesten, aus Richtung der Stadt Memnach kommend, ritt diese zielstrebig den Weg zu ihrem Hof.
Kayden überlegte und verengte die Brauen. Seine Mutter behauptete unentwegt, dass er viel weiter und deutlicher zu sehen vermochte als Veyed oder gar Klarich. Er verfüge über einen weitreichenden Blick. Sein Onkel meinte auch, er würde eines Tages ein vortrefflicher Jäger werden. Man bräuchte einen wachen Geist und ein scharfes Auge, pflegte er stets zu sagen. Er war sich gewiss, er könne sogar anhand geringster Regungen abschätzen, wer oder was sich ihm nährte.
Der Bursche war nicht nur ein lebhaftes Kind. Flink, koordiniert und bemerkenswert geschickt vermochte dieser seinen Körper bewegen.
Wo andere strauchelten und fielen, nutzte er jedwede Veränderung, um sich einen Vorteil zu erhaschen. Wenn er stürzte, gebrauchte er den Schwung, um sich abzurollen, um daraufhin sofort weiter zu rennen. Drohte er vermeidlich zur Seite zu knacksen, stieß er sich lediglich ab, um abrupte Richtungskorrekturen vorzunehmen. Kriegen wollte keiner der hiesigen Kinder mehr mit ihm spielen, da von vornherein der Sieger feststand.
Kayden hob die freie Linke, winkte und begann zu laufen. »Ma'! Pa'!« Er betrat das Wohnhaus und blickte über die Schulter hinweg zurück. Veyed war nicht anwesend und seine Eltern sahen überrascht auf. Er zuckte mit den Schultern, sein Bruder würde in der Schmiede bestimmt noch für Ordnung sorgen, so wie er es stets tat. »Onkel Alric kommt«, freute er sich und schmunzelte über beide Ohren hinweg.
Den mit Eiern gefüllten Korb reichte er Alna, die ihn dankend entgegennahm. Noch bevor sie einer Antwort fähig war, stürzte ihr Jüngster zur Waschschüssel und entkleidete sich hastig.
Klarich hob fragend die linke Braue und seufzte gelassen. »Was bitte hat mein Vetter, was ich nicht habe?«
Alna schmiegte besänftigend ihren rechten Arm um seinen Hals und hauchte ihm leise ins Ohr. »Geschichten.«