(Chase)
Wir brachten Flash ins Haus, da er bewusstlos geworden war, mussten wir ihn tragen. Der Dok, stellte sich mir als Daniel Burner vor. Er legte Flash auf ein Möbelstück, das er Kautsch nannte. In seinem Haus sah es gemütlich aus und es war angenehm warm. Ein offener Kamin brannte und auf dem Kaminsims standen vielerlei Dinge, deren Namen ich nicht kannte. Zum Fragen war ich nicht aufgelegt. Stattdessen setzte ich mich auf einen Stuhl, der sehr nieder und gepolstert war, wie ein Bett. Ein Licht hing von der Decke herab, es war keine Kerze, sondern ein rundes kleines Etwas, das aussah, wie eine Birne, die leuchtet. Flashs kratziges Husten ließ mich herumfahren.
"Ruhig, Junge." Dan seufzte. " Das sieht böse aus, muss wohl eine Lungenentzündung sein. Und was sein Bein angeht. Er hat Wundbrand. Eine schlimme Sache."
"Wundbrand? Nein , bitte nicht…Können sie ihm helfen?" flehte ich.
"Ja, aber zunächst wüsste ich gerne, was für ein Verrückter das war, der ihm ein Loch ins Bein geschossen hat..." Voll erwischt...
"I.I..Ich wars..."
"Hm?" Er sah mich an, sah mir in die Augen und lachte...
"Na, das ist ja mal was! Sag mal, wie heißt du eigentlich, oder soll ich dich Scharfschütze nennen?"
"Chase, einfach nur Chase."
"Wie? Du hast keinen Nachnamen, Chase?"
"Nein." Mehr wollt ich nicht sagen, das geht ihn nichts an, aber da griff Flashs Hand nach meiner er verzog das Gesicht um seine Augen aufmachen zu können.
"Doch, er hat einen Nachnamen...Raffael...sein Nachname lautet Raffael..."Er ließ meine Hand los und mich überlief ein eisiger Schauer.
"Dok," ich schluckte. "Kann ich irgendwie helfen?"
"Hmhm. Bleib hier in seiner Nähe, ich hab das Gefühl, dass ihm das die Kraft gibt, seine Leiden und den Schmerz besser durch zu stehen..."
"Vielleicht, vielleicht aber auch nicht..." Wenn ich so darüber nachdenke, habe ich ihm eigentlich mehr Schmerzen zugefügt, als ihm Kraft zu spenden... Erst der Streit wegen dem Kuss, dann der Antrag für Funny und zu guter letzt auch noch ein Pfeilschuss ins Bein.
"Ach, ich werd aus diesen Dingern nicht schlau... aber ich brauche diese Kräuter um ihn zu heilen." Dans verärgerte Stimme drang aus dem Nebenraum.
"Weißt du, wie man diese Handys benutzt? Natürlich nicht, was frag ich dich auch." beantwortete er seine Frage selbst. Dann tippte er auf einem kleinen schwarzen Ding herum und hielt es sich ans Ohr.
"Hallo, Kevin?... Ja, ich bin's. Hör mal, ich brauch dringend ein paar Kräuter aus dem Laden. Und ihr seid doch gerade in der Nähe nicht wahr?...Gut, also ich brauche Frauenohr und Anissamen und die Knolle eines Drachenkrauts, kannst du dir das merken?... Und wenn du schon mal da bist, nimm Pfefferminztee mit, meiner ist alle...was denn?! Bevor ich wieder selbst in die Stadt gehen muss, du weißt doch, wie ich das hasse...Danke...Tschüss!" seufzend drückte er einen Knopf auf dem schwarzen Kasten und legte ihn auf einen kleinen Holztisch, der direkt vor mir stand.
"Hätte nie gedacht, dass ich das Handy, das er mir geschenkt hat, mal brauchen würde." Kopfschüttelnd ging der alte Mann wieder in den Nebenraum und brachte eine Schüssel mit dampfenden Wasser mit. Dann holte er zwei Trinkgefäße und eine Schöpfkelle und stellte alles auf den Holztisch. Er schenkte ein und gab mir eines der Trinkgefäße.
"Das sind Tassen und das Getränk nennt man Tee." sagte er schmunzelnd, während er meinen ratlosen Blick genoss. Ich probierte den Tee und verbrannte mir dabei die Lippen.
"Autsch, verdammt heiß das Zeug. Ich kenne auch Tee, aber der ist nicht so heiß."
"Oh entschuldige, das hätt ich sagen sollen. Lass ihn erstmal abkühlen, dann probier noch mal." Er räumte ein paar Papierschriften von einem Stuhl und setzte sich zu uns.
"Wo Funny wohl gerade ist? Sie ist meine Verlobte, müssen sie wissen."
"So? Erzähl mal, wie ist es dazu gekommen?"
"Wozu?"
"Na zu der Verlobung und zu dem verhängnisvollen Schuss?"
Also fing ich an zu erzählen, von ganz vorne. Ich erzählte alles, alles außer das mit Béilo. Statt ihm nahm ich einen anderen Dämon, der Flash ausgetrickst habe. Irgendwie war es erleichternd sich alles von der Seele zu reden. Dieser Dok war anscheinend nicht nur für körperliche Leiden zuständig. Da fiel mir noch was ein:
"Sagen sie, was ist das für eine komische Haube, die ihr kleiner Freund auf dem Kopf hat?"
"Hahaha...Haube? Das ist ein Cappy. Eine Modeerscheinung, genauso wie der Rest seiner Klamotten, er ist halt noch ein Jugendlicher...Was hast du?" Ein plötzlicher tiefer Schmerz ergriff mich ... es riss mich regelrecht zu Boden.
"Aaahh!" Es tat so weh! Meine Arm wollte in tausend Stücke zu zerreissen! "Funny!!!"
*
(Funny)
Während Chase und Dok Flash ins Haus brachten nahm ich Falum und Lamor an den Zügeln und folgte Kevin. Aus irgendeinem Grund zog er das Tempo stark an, geradezu als hätte er eine riesige Angst vor der nahenden Dunkelheit und wolle unbedingt vor Sonnenuntergang zu Hause sein.
"Wo liegen denn diese Ställe?" Ich wollte ihn ablenken und kam gleichauf. Die Hufe der Pferde klapperten bei jedem Schritt so laut, dass ich fast schreien musste.
"Nicht weit weg...Wie heißt du?" Ich konnte mir kaum vorstellen, dass ihn das wirklich interessierte, denn auch er war anscheinend bemüht seine Ängste zu zerstreuen.
"Funny Raschira. Kevin, glaubst du, der Dok kann Flash helfen? Ich mache mir große Sorgen..."
"Wieso? Liebst du ihn?" ... Aber nicht so große!
"Nein, aber er ist einer meiner besten Freunde und außerdem ist er genauso vergeben wie ich!"
"Aha...hm. Der Dok hat bisher jeden wieder hinbekommen. Die Ställe sind ein wenig abgelegen, im Stadtviertel, das von Leuten wie Dok nur 'Troubleville' genannt wird. Das heißt so viel, wie Dorf des Ärgers."
"Leute wie Dok? Was meinst du damit?"
"Leute wie Dok sind gegen den Fortschritt und alles neue, konservativ und stur! Ein Computer ist für ihn ein Untier und ein Auto ein ölfressendes Monster..."
"Was sind das für Dinge? Computer...Auto? Sind sie nützlich?" Seltsam klingende Namen haben die.
"Nur wenn man damit umgehen kann, Dok kann's nicht. Hehehe."
Brrrrrd! Piep. Brrrrrrrrrrrrrrrd! Piep. Brrrrrrrrrd! Piepiepiep!
"Was ist das für ein Lärm?" dieser Ton war unbeschreiblich und nervig.
"Oh, mein Handy klingelt..." er holte einen kleinen schwarzen Kasten aus seiner Hosentasche und drückte einen Knopf darauf, dann setzte er es an sein Ohr und sprach hinein!
"Ja, hier Kevin Ikura?...Ah du bist's, Dok. Is was?...Ja...Ok, in Ordnung, also Anissamen, Drachenkrautknolle und Frauenohr, alles klar...Du bist so was von unmöglich! Immer muss ich deine Sachen kaufen! Faulpelz!...Ja, schon gut, alter Einsiedler, ich hol das Zeug...Tschüss." Wieder drückte er einen Knopf und stopfte den Kasten zurück in die Tasche.
"Wir müssen einen kleinen Umweg machen wenn wir nach Hause gehen. Der Dok braucht ein paar Utensilien." Genervt schlurfte Kevin weiter, während ich stehen geblieben war und auf eine Erklärung wartete. Die kam aber nicht, also holte ich wieder auf.
"Askrim ist eigentlich nie so freundlich gegenüber Fremden, hat mir Chase erzählt. Aber bei dir spurt er ohne Murren."
"Wie? Ach so, der Gaul. Kommt wohl davon, dass ich nach Tieren rieche, mein Dad hat einen Bauernhof, mit Kühen und so..."
"Hilfst du manchmal mit?"
"Nein, nur wenn ich ihn besuche. Meine Mum und mein Dad leben sozusagen getrennt."
"Wenigstens leben sie noch." Flüsterte ich.
"Wir sind keine richtige Familie mehr, mein Dad lebt getrennt von mir. Ihm gehört der Bauernhof auf den wir zusammen gelebt haben, aber meine Mutter war auf zu viele Tiere allergisch. Sie stellte meinen Vater vor die Wahl: sie oder der Bauernhof. Mein Dad hängt viel zu sehr an seinen Tieren. Er hätte seinen Hof nie im Leben verkauft. Also haben sie sich scheiden lassen. Meine Mum bekam das alleinige Fürsorgerecht, ich durfte meinen Vater aber besuchen. Aber vor vier Jahren starb Mum an Schron, einer bis dahin unheilbaren Krankheit. Dad hätte mich schon aufgenommen, aber die Regierung und das hohe Gericht haben beschlossen, dass er zu wenig Zeit für mich hätte und mich deshalb zum Dok gebracht. Daniel Burner, ein Verwandter von Mum. Ihr Onkel väterlicherseits oder sowas. Bei ihm leb ich seitdem. Geschwister hab ich keine, ist zwar ziemlich langweilig manchmal, aber es passiert auch mal was, so wie ihr uns passiert seid", griente er mich an.
"Tut mir leid, ich wollt dich nicht an sowas erinnern."
"Ist schon gut. Ich hab mich dran gewöhnt. Wir sind da! Das hier ist der Stall." Kevin deutete auf ein riesiges Gebäude, das komplett aus Holz gebaut war. Er führte mich durch das riesige Eingangstor - über dem mit großen Lettern das Wort "Mietstallungen" prangte - in eine von Stroh gefüllte Halle in der durch Metallstangen und Holzwände voneinander getrennte Kabinen an der Wand aufgereiht waren. In einigen standen Pferde, aber die meisten waren leer. An vielen waren die Namen der Tiere angebracht, die eigentlich darin stehen sollten.
"Ich geb euch die Familienbox, na wie sieht's aus?" Die Pferde schnaubten ihre Zustimmung. In der hintersten Ecke der Halle war eine Kabine, ähm Box, die drei-viermal so groß war, wie die anderen.
Kevin öffnete einen Teil der Vorderwand und führte Askrim hinein. Ich folgte ihm mit Falum und Lamor. Wir gingen raus, Kevin schloss das Tor wieder. So wie wir gekommen waren verließen wir die Halle auch wieder. Mittlerweile hatte die Dämmerung eingesetzt und der Himmel erglühte in einem sanften Rot.
"Auch das noch. Komm Funny, wir müssen uns beeilen, sonst kommen SIE..." er kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, als könne er dadurch seine Umgebung besser erkennen.
"Wer sind DIE?"
"Glaub mir, das willst du nicht wissen..."
Wir liefen zu einem kleinen Haus, das nicht weit von uns zwischen zwei Riesenhäusern stand, klopften und traten ein. In dem Moment in dem Kevin die Tür öffnete, klingelte ein kleines Glockenspiel. Es war ein sehr schäbiges Haus, innen wie außen. Der Raum war sehr klein, es schien ein Einzelzimmerhaus zu sein. Hinter einer Theke stand ein altes Mütterlein und sortierte Gläser, in denen grüne, braune, schwarze, gelbe, rote, weiße, und sogar blaue Pulver lagerten. Sie drehte sich langsam um und alles was sie tat, lief in Zeitlupe ab. Es war schon ermüdend ihr bei ihrem Tun zuzusehen, aber erst ihre Stimme, die mit jedem Buchstaben langsamer zu werden schien, machte einen richtig mürbe...
"Aaaaaaahhh, Keeeeviiiin, meeeiiiiin Juuuuungeeeeee...wiiiiiee geeeht eees...?"
"Keine Zeit, Omagi! Die kommen bald und ich muss noch zurück zum Dok!" Die Augen der alten Dame weiteten sich, als Kevin zu Ende gesprochen hatte. Es sah aus, als brauche sie sogar minutenlang um zu Denken und zu verarbeiten, was ihr Freund ihr da in so rasendschneller Zeit an den Kopf geworfen hatte.
"Iich veersteehee..! Waas braaaauuuchst duuu deenn?" Man merkte, dass sie sich bemühte schnell zu sprechen.
"Frauenohr, Anissamen und eine Knolle vom Drachenkraut und... Pfefferminztee."
"Hmhm, eeine Luungeeeneentzüünduung. Nuur eiiinee Seeekundeeee..." sie griff diesmal etwas schneller zu und hatte sogleich drei beschriftete Säckchen vor sich liegen.
"Tuuuut miiir leeiiid, aaabeeer iiich haabeee keeineee Aaaaniisssaaameen meeehr...diie giibtss nuuur iim Waaald deeer Mooonsteeer 'husthust'" ihr Flüstern erstarb in einem Hustenanfall.
"Danke, Omagi, hier dein Geld..." Kevin gab ihr ein paar kleine Münzen und ging dann, ich nahm die Säckchen von der Theke und wollte ihm folgen, als die Alte mich am Ärmel packte, mir ein viertes Säckchen in die Hand drückte und mir tief in die Augen blickte:
Füüür die Aaaaniisssaameeen...uuund paass guut aauf iihn aaauf, Kiiindcheeeen."
"Mach ich. Danke." meinte ich und schlich raus. Das Glockenspiel hallte noch lange in meinen Ohren nach.
Gerädert von der Stimme der Alten, hatte ich das Entsetzen auf Kevins Gesicht erst gar nicht bemerkt.
"Was ist los? Alles in Ordnung?"
"Gar nichts ist in Ordnung. Ohne die Anissamen klappt es bestimmt nicht und wenn wir in den Wald gehen, bringen DIE uns bestimmt um!" Er heulte jetzt, wie kleine Jungen das halt noch manchmal tun, wenn sie Angst haben.
"Kevin! KEVIN! Hör mir mal zu, Kevin!" Ich ging in die Knie und schüttelte den Kleinen. "Wir werden nicht sterben und Flash schon gleich gar nicht! Weißt du, wie diese Anissamen aussehen?"
"'schnief' Ja. Ich kenne sie." Er guckte mich mit verheulten Augen an.
"Pass auf, du suchst die Anissamen und ich beschütz dich, ok? So ist uns beiden geholfen: Ich bekomme endlich mal wieder Gelegenheit mich zu bewegen und du kannst überall herumerzählen du wärst ganz allein mit einer Frau in den Wald der Monster spazieren gegangen, ok?"
Er kicherte. "Ok, Deal." Er streckte mir die Hand hin.
"Deal!" lachte ich. Deal bedeutet wohl so etwas wie versprochen, oder so.
Er lag auf einmal direkt vor uns, dunkel, undurchdringlich. Im dichten Gestrüpp des Waldes fand Kevin überall kleine Lücken, er sagte es sei wie Verstecken spielen, nur andersherum, diesmal sind die Jäger die Versteckten und fangen die freilaufende Beute. Dass er uns als Beute bezeichnete fand ich nicht besonders angenehm. Die Bäume hier waren bizarr und missgebildet, sie erinnerten mich alle an Flashs Beschreibung des Baumdämons. Kalte Furcht drang in mich. Ich bekam fast einen Todesschock, als Kevin plötzlich los schrie:
"Da! Das sind Anissamen!"
"Uff... erschreck mich nie wieder so!" Ich zwiebelte seinen Kopf durch, sank auf die Knie, seufzte und half ihm ein Paar der Samen einzusammeln. Als wir genug hatten, schnürte ich das Säckchen zu. Ein Knurren ließ mich herum fahren.
Kevin wimmerte. Langsam wandte ich den Kopf
"Lauf, Kleiner, lauf weg..." flüsterte ich ihm zu, doch er kroch nur schnell in den nächsten Busch. Ich stand auf und zog meine Waffe, als ER mich traf...
Aaaahhh! Chase!!!"
*
(Chase)
"Arrgh!" Ich krallte mich an der Tischkante fest.
"Es tut weh. So verdammt weh!" Flash schlief, Dan war aufgeregt aufgestanden um irgendwas zu holen.
"Hier! Das sind starke Schmerzmittel." Ich drückte seine Hand mit den Kapseln weg, die darin lag.
"Ich glaube nicht, dass Medizin hier hilft. Es hat eher was mit Funny und diesem Ring hier zu tun. Der muss ab!" Ich zog an meinem Ringfinger, aber der Ring ließ sich einfach nicht lösen. Im Gegenteil, er schien sich noch enger zu ziehen.
"Mist!" erschöpft gab ich auf. Dan dagegen noch lange nicht. Er holte Lampenöl aus einer Kommode und ließ es über meinen Ring laufen, - „Ah! Das ist heiß!“ - da rutschte er runter.
"Nein, es kommt dir nur heiß vor, denn DIE hassen Öl...und es waren DIE, ganz bestimmt."
"Ich muss Funny helfen, schnell! Wo muss ich hin, wenn ich zu ihr will?"
"In den Wald! Sie müssen im Wald sein…" Dan war schreckensbleich geworden.
"Wo liegt dieser Wald? Wie komm ich da rein?!"
"Du wirst es fühlen, wo der Wald liegt, das wirst du fühlen. Denn jede Nacht liegt er woanders..."
"Danke." Wie ein gehetztes Tier sprang ich auf, lief los und blieb apprupt stehen.
"Warte! ... " Flashs Stimme bremste mich aus.
" Benutze das Öl vom Dok und nicht dein Schwert...sie stehlen es nur...lass dir das Liebste nicht nehmen. Sei nicht so dumm wie ich, hörst du!"
Der ungewohnte Ernst seiner Worte klärte meine Gedanken. So ließ ich mir vom Dok noch Lampenöl mitgeben bevor ich stürmisch das Haus verließ in die Richtung aus der mir Angst, Schrecken, Dunkelheit und Grausamkeit entgegenstrahlten.
*
(Flash)
"Er wird es schaffen, da bin ich mir sicher."
"Das wird er bestimmt, Dok *husthust*, das wird er bestimmt."
*
(Chase)
Kurz darauf befand ich mich im dunkelsten Loch der Welt, ich empfand es zumindest als solches.
"Haaaah! hh hh hh haaaah! Ich mach dich fertig. Iiah! Du wirst dir wünschen nie existiert zu haben, du Klotz! Stirb endlich!" Es war unglaublich, nein unmöglich. Funnys Stimme dröhnte laut in meinen Ohren.
"Funny!? Wo bist du?"
"Hau ab, du Illusion, siehst du nicht, dass ich grad schwer beschäftigt bin?" keifte sie keuchend in meine Richtung.
"Und siehst du nicht, dass ich schwer verliebt in dich bin?"
"Chase!“, keuchte ihre Stimme, wie direkt neben mir. „Du bist es wirklich. Hilf mir bitte! Ich kann Kevin nicht mehr lange beschützen und meine Schulter hats arg erwischt."
"Ich weiß." Ich fasste nach meiner Schulter und rannte einfach drauf los, während ich mir die Szenerie vorstellte, die da herrschen musste. Plötzlich stand ich mittendrin. Kevin saß zitternd nahe einem Busch, das Gesicht in die Kuhle zwischen seinen angezogenen Knien vergraben. Funny stand über ihm und hatte etwas in der Hand, das ich noch nie bei ihr gesehen hatte: Ein aus Eisen geschmiedetes Teil, in der Mitte eine Gliederkette, außen, an den beiden Enden, zwei jeweils Ellenlange und handgelenkdicke Eisenstäbe.
Das Monstrum vor ihr - das tatsächlich einem Felsklotz ähnelte - hatte schon einige Schrammen davongetragen. Ich grinste, meine Funny als wilde Furie. Irgendwie auch prickelnd.
"Hilfst du uns jetzt, oder bestaunst du nur meinen schönen Körper?" Das ihr drei Viertel des Oberteils abgerissen war und man ihren BH sehen konnte, bemerkte ich erst jetzt.
"Schöner Einblick," räusperte ich, gab ihr meinen Umhang zum überziehen und holte in aller Ruhe das Lampenöl hervor.
Das Klotzmonster, das ebenso langsam reagiert, wie sonst nur alte Mütterlein das tun, war von dem Schock über mein Auftauchen erst mal lahm gelegt gewesen. Aber nun drehte es voll auf.
Durch den Anblick des Lampenöls rasend gemacht fuhr es alle Register auf:
Seine Arme, wenn man zwei sechs Fuß lange Steinbrocken so nennen will, verwandelten sich in rotierende Spitzen. Mit denen musste er Funny vorhin verletzt haben. Behände wich ich den Attacken aus, die aufgrund der Größe und des vermutlich starken Gewichtproblems sehr langsam waren.
Ein paar Tropfen des Öls auf das eckige Haupt des Monsters genügten um ein grausames Schauspiel hervorzurufen: Der Klotz verdampfte! Es roch nach ekligen verkohlten Steinen, wie Feuer, das Papier verbrennt und noch schlimmer. Kevin hielt das nicht aus, er übergab sich in den Busch. Funny und ich dagegen würgten und rangen nach frischer Luft. Wir mussten hier raus. Ich schnappte mir Funny und Kevin an deren Armen und rannte was das Zeug hält. Im Endeffekt wusste keiner so genau, wie wir rauskommen und gerade vor Dans Haus landen konnten.
"Au!" winselte Funny. "Diese blöde Wunde macht mich wieder die nächsten fünf Tage kampfunfähig! So was Blödes!"
"Ich bin so froh, dass dir nichts Schlimmeres passiert ist...!" Ich konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen sie herzhaft zu küssen. All die Sorgen, all die Schmerzen waren wie weggeblasen in diesem wunderbaren Moment friedlicher Eintracht. Es fiel mir richtig schwer, damit aufzuhören, aber der Kleine quengelte herum.
"He, hey!" Er knurrte und schupste uns.
"Was soll denn das?" beschwerte ich mich.
"Ich bin erst elf, also macht nicht dauernd so nen Schmarrn!"
"Schon mal was von Romantik gehört?" Funny war drauf und dran dem Jungen eine Predigt über Höflichkeit zu halten, da musste ich einschreiten.
"Los, kommt jetzt, Flash wartet schließlich auch nicht ewig auf seine Medizin!"
Sofort wurde Funny still und senkte den Kopf.
*
(Flash)
*Klopf-Klopf-Klopf*
"Schön, dass ihr auch mal wieder vorbei schaut," sagte ich und grinste Chase, Funny und Kevin frech an. Ich setzte mich aufrecht hin als sie rein kamen.
"Macht euch keine Gedanken, meinem Bein geht es mittlerweile wieder einigermaßen. Wisst ihr eigentlich, wie lange ihr weg wart!?" beruhigte ich sie, da sie schreckensbleiche Gesichter bekamen, als ich mich bewegte.
"Ich denke nicht länger als zwei Stunden, oder?" schätzte Chase.
"Wenn wir zwei Stunden da drin waren..." Kevin schauderte. "Dann sind hier in der Zwischenzeit zwei Tage vergangen."
"Ja, genau. Zwei Tage sind schon vergangen, seit du losgezogen bist." der Dok kam aus der Küche und schlurfte zu den Sesseln. "Setzt euch doch, ihr müsst müde sein. Ach Kevin, geh dich erst einmal waschen." - "Bin schon weg..." Mit diesen Worten verschwand er im nächsten Zimmer. – "Was war es denn nun?" Fragend sah der Dok Funny an, die in Chase' Umhang gehüllt vor uns stand. Chase zog einen weiteren Sessel heran, der in der Ecke stand und machte es sich darin gemütlich. Funny zitterte und nahm auf seinem Schoß Platz.
"Es war ein Klotz, Dan. Ein Steinbrocken." Chase umarmte seine Verlobte, die daraufhin zusammenzuckte.
"Oh! Entschuldige Liebling. Hier Dok die Medizin. Funny hat es am Arm erwischt. Haben sie etwas für Stichwunden?" Sie zog den verletzten Arm unterm Umhang hervor. Er sah schrecklich aus: Die Wunde war schwarz umrandet und bestimmt eine halbe Elle lang; man konnte schon das Fleisch rot leuchten sehen. Auch Chase griff nach seinem Arm.
"Es schmerzt immer noch, obwohl ich den Ring gar nicht trage." Sein Gesicht zog sich zu einer Grimasse der Qual zusammen. „Wo ist der eigentlich?“
"Gib mir bitte die Kräuter Chase. Mit ihnen kann man noch mehr machen, als eine Lungenentzündung heilen." Während Burner in die Küche stapfte und auch schon davor hatte Funny nicht ein Wort gesagt, sondern nur stumm alles um sich herum über sich ergehen lassen, als wäre sie gar nicht da. Gerade in diesem Moment, Kevin kam zurück und blieb wie angewurzelt stehen, schlug sie die Augen auf und ich meinte, mein Herz bliebe stehen: Rote Kohlen.
"Dok! Dok! Sie... sie hat ... sie hat ..." Dan sprang aus der Küche und presste dem Jungen die Hand auf den Mund.
"Pscht! Nicht so laut, sonst weckst du sie noch auf!" Entsetzen lag auf seinen Zügen.
Schweißausbrüche überrollten mich, Chase hingegen, der das alles nicht verstand, sie ja nicht sehen konnte!, lugte verdutzt hinter ihr hervor.
"Funny?" Sie wandte sich langsam dem alten Mann zu, der Kevin wegdrückte.
"Komm bitte mal mit in die Küche, ja?" Behutsamer als es möglich erschien nahm Dan die Hand der jungen Frau und führte sie in die Küche, als ob Funny noch nie in diesem Haus gewesen wäre.
"Au! Ahahahaa! Aufhören! Das tut weh!"
"Funny!" Chase wollte aufstehen, aber etwas riss ihn zurück in den Stuhl. Er kugelte sich scheinbar von Krämpfen geschüttelt.
"Was geht hier vor!?" wollte ich von Kevin wissen, der immer noch in seiner Ecke stand.
"Dämonenaustreibung", sagte er nur und starrte unverwandt auf Chase.
"Was?" Es war so schnell vorbei, wie es angefangen hatte.
"Der Schmerz, der Schmerz ist weg." keuchte Chase erstaunt und griff sich an den Arm.
Funny kam mit Tränen verlaufenem Gesicht auf ihn zu, fiel auf seinen Schoß zurück und umarmte ihn so stark, dass man sich wundern musste, wie er noch Luft, geschweige denn die Kraft hatte um sie fast noch stärker zu drücken.
"Endlich ist die Angst weg...“, schniefte sie. „Ich hatte solche Angst... solche Angst ich könnte dir wehtun..."
*
(Funny)
Im selben Moment, da Chase die Tür geöffnet hatte, ging in mir eine Verwandlung vor. Die Frau, die da mit meinem Verlobten und einem kleinen Jungen ins Haus ging, war nicht ich. Verschwommen nahm ich Stimmen war, konnte sogar unterscheiden, ob der Dok oder Flash redete. Eine Hand zog mich zu sich auf eine der Sitzgelegenheiten. Ich spürte Chase' warme Arme um mich fahren und zuckte ob des Schmerzes zusammen, der aus meinem Arm stach. Mir wurde schwindelig.
Der Dok hielt mir die Hand hin, ich griff danach, wie nach einem Strohhalm, der mich zurückholen könnte in die Realität. Er führte mich in ein anderes Zimmer, weg von Chase. Es war seltsam, aber ich war froh nicht mehr bei ihm zu sein. Ich hatte Angst, Angst ihn zu verletzen. Da holte Dan ein Fläschchen aus einem der Küchenschränke und ließ eine Flüssigkeit daraus über meinem Arm fließen.
"Au! Ahahahaa! Aufhören! Das tut weh!" Ein stechender Schmerz, noch schlimmer als zuvor wollte meinen Arm entzwei reißen. Doch dann war es vorbei... einfach so. Es tat nichts mehr weh. Tränen überströmt verließ ich die Küche und fiel Chase in die Arme.
"Endlich ist die Angst weg...“, schniefte ich. „Ich hatte solche Angst, solche Angst ich könnte dir wehtun!"