Kingsley Shacklebolt tobte vor Wut. Die Registrierung seiner Tochter als Eigentum eines Vampirs warf den erfahrenen Politiker komplett aus der Bahn. Innerhalb weniger Sekunden zerfiel seine Fassade von Souveränität und Stärke zu Staub. Potter hatte ihn aus der Reserve gelockt. Natürlich durfte er sich als Minister nicht von seinen Gefühlen leiten lassen, aber bei der Liebe Morganas es ging um Aurora. Er liebte sie abgöttisch. Nie würde er diesen Moment vergessen. Sein Sonnenscheinchen lag mit zerknautschtem Gesichtchen und Käseschmiere hinter den kleinen Ohren im Arm ihrer Mutter. Ein unendliches Gefühl von Glück hatte ihn ausgefüllt.
Der verfluchte Dunkle Lord und der Bastard von einem Vampirlord hatten ihn eiskalt übertölpelt. Potter würde dafür büßen und wenn Kingsley dafür das Schwarze Schloss stürmen müsste. Ob Aurora überhaupt noch lebte? Was man ihr wohl antat? Wollte Potter etwas erpressen? Kingsley hatte Potter einfach unterschätzt. Der junge Lord hatte sich zu einem echten Problem entwickelt. Am Anfang dachten die Auroren die vier Teenager in Hogwarts wären einfach zu beherrschen. Sie hatten sich geirrt.
Schon die Verhandlungen um Hogwarts zeigten Potters Führungsqualitäten. Granger und Snape bildeten ein unerwartet starkes Team. Snapes exzellente Kenntnisse der Dunklen Seite harmonierten mit Grangers Verständnis von Politik und Verhandlungstatiken. Ronald Weasleys überraschte die Ministerialbeamte allen voran seinen Vater mit präzisen Schachzügen auf dem diplomatischen Parkett. Potter bekam fast alles, was er wollte. Grangers schlaue Wortklauberei entfaltete jetzt in Auroras Fall ihre volle Macht.
Er haßte diese nahezu perfekte, schlaue Hexe fast noch mehr als Potter Selbst. Ohne Weasley und Granger wäre Potter nur halb so schlimm. Wer konnte damals ahnen, wie das Konkordat alles verändern würde. Es war sicherer geworden auf den Straßen. Die meisten Hexen und Zauberer lebten ihre Leben. Dunkle Zauberer agierten offener. Helle Hexen wurde kaum mehr angegriffen. Allerdings sank der Einfluss des Ministeriums. Es gelang dem Quartett Shacklebolts Auroren öfter wie Idioten aussehen zu lassen.
Kingsley würde seine Tochter zurückholen. Die Abteilungsleiter des Ministeriums versammelten sich nach und nach in Kings Büro. Die Lage war ernst und ihr Chef wollte handeln. Kingsley Shacklebolts Entschlossenheit stand ihm im Gesicht geschrieben. Mad-Eye-Moody schwieg während der Unterredung lange. Er wusste seine Meinung gab den Ausschlag, aber auch das er jetzt einen langjährigen Wegbegleiter verlieren würde. Moody wartete auf einen passenden Moment. Nachdem die Schwätzer und Karrieristen sich selbstdargestellt hatten, sagte er ruhig: „Potters Handeln wird vom Konkordat gedeckt. Shadowlord hat sogar weitaus mehr getan, als es verlangt. Der Dunkle Lord ging geplant vor. Er erwartet eine feindselige Reaktion. Schon der Heuler ins Schwarze Schloss war dämlich. Willst Du Aurora lebendig wiedersehen, solltest Du persönlich dem Lord Deine Aufwartung machen und…“ Die Abteilungsleiter schwiegen ernst. Jedem war klar, was Moody jetzt sagen würde: „den Preis zahlen.“
Dann führte Moody klar aus, weshalb eine Reaktion der Auroren rechtlich nicht gedeckt war. „Außerdem stellen wir das Konkordat dann außer Kraft. Anlässlich einiger beunruhigenden Ereignisse und Informationen aus Frankreich brauchen wir es mehr denn je. Der Frieden und die Sicherheit sind was wirklich zählt.“ schloss der Aurorenchef seine Ausführungen. Die erfahrenen Hexen und Magier des Ministeriums stimmten schweren Herzens zu.
Die Neuigkeiten aus Frankreich berichteten von Ereignissen wie zu Voldemorts Zeiten. Personen verschwanden am helllichten Tag. Es gab Überfälle und die dortigen Auroren sahen sich kaum im Stande für Ordnung zu sorgen. Wer auch immer der Franzose war, er war eindeutig wahnsinnig. Nur ein Dunkler Lord konnte einen Dunklen Lord besiegen. Potter hatte Voldemort besiegt. Es seitdem gab es Frieden. Kingsley hatte befürchtet, dass sich Moody so aussprechen würde. Inhaltlich konnte der Minister dem nichts entgegensetzen, aber er wollte sich nicht mit Potter auseinandersetzen. Noch weniger mochte er kleinbeigeben, aber im Prinzip blieb ihm nicht viel übrig. Angst um sein Kind und Wut über Potters Provokationen beherrschten ihn. Er brüllte: „Ich werde dieses Monster nicht damit durchkommen lassen.“
Cornelius Fudge wirkte bedauernd. Der frühere Minister beriet das Ministerium noch immer in Krisensituationen. Er hatte sich verändert, war ruhiger geworden und nachdenklich. Sein Wort hatte Gewicht: „Kingsley, am Besten Du nimmst ein paar Tage Auszeit und kümmerst Dich um Deine Privatangelegenheiten. Vielleicht kannst Du Potter umstimmen. Wenn die Angelegenheit vom Tisch ist, kommst Du wieder. Bis dahin übernimmt Alistair am besten die kommissarische Führung des Hauses. Das Ministerium und die Auroren können hier nichts unternehmen, ohne das Gemeinwohl zu gefährden. Es tut mir leid.“ Der Führungszirkel stimmte geschlossen zu.
Es dauerte eine Weile bis die Botschaft bei Kingsley angekommen war. Man hatte ihn gerade freundlich suspendiert. Sie ließen ihn im Stich. Potter führte ihm gerade seine tatsächliche Macht vor Augen. Da draußen begann ein Krieg. Sein geliebtes Kind befand sich in den Fängen der Dunkelheit. Seine Wegbegleiter wendeten sich von ihm ab. Er musste Albus sprechen. Dringend. Der Einzige auf den sich Kingsley in dieser Situation verlassen konnte. Vielleicht gab es eine Möglichkeit Potter zu überlisten. Ein geschlagener Mann apparierte kaum eine halbe Stunde später nach Hause.