Kleine Geschichte zur guten Nacht - aus dem wirklichen Leben:
Es war einmal heute in der Zeit, als die letzten Sonnenstrahlen hinter den Bäumen versanken. Da saß ich friedlich kontemplierend im Liegestuhl auf der Terrasse, einen Kaffee in der Hand. Mein Freund auf vier Pfoten (ich zähl nach jedem Spaziergang nach, aber das ist eine andere Geschichte) döste friedlich mir zu Füßen, ganz entspannt. Da schaute plötzlich ein weißer kleiner Löwe (oder Löwin) um die Ecke, die Raubtieraugen auf meinen Liebling fixiert. Ihr buschiger Schweif (oder seiner) begann horizontal hin und her zu zucken. Sofort angelte ich mit meinen Hinterpfoten nach meinem Schatz, in der Hoffnung, die gefährliche Katze würde endlich erkennen, dass es sich bei ihm um einen Hund handelt, der ungefähr doppelt so groß wie sie ist. Aber offenbar hatte sie eine Sehstörung - jedenfalls blieb sie in aufreizender Pose stehen. Da klappten meinem Schmusi die Augen auf. Sofort realisierte er:
(1) Fremdling
(2) in meinem Revier
(3) respektlos
(4) rennt weg
In exakt dem Moment (4) raste er los, irgendwie meiner Umarmung entkommen (mittlerweile auch mit den Vorderpfoten), laut grollend hinter dem Eindringling oder der Eindringlingin her. Hinter ihm folgte - na, ich natürlich. Ebenso laut "Schatzi" schreiend.
Was auf der Brücke vor unserem Grundstück spielende Kinder zu der lauten Mutmaßung verführte: "Guck mal, die Katze heißt Schatzi."
Aus praktischen Einfanggründen - ich sah auch schon eine Blut triefende weiße Katze bzw ihre Reste im Maul von Schatzi baumelnd vor meinem inneren Auge - warf ich mein Handy weg und bog gerade um die Ecke des Gartenhäuschens, als mir ein immer noch Adrenalin gefüllter Hundeballon entgegen kam, dem es sichtlich schwer fiel, zwischen Jagd - Grundstück verlassen - und meinem Ruf folgen zu wählen. Als er mich sah, war das Problem für ihn sofort gelöst:
(1) sie kommt
(2) dann brauch ich nicht mehr zu kommen
(3) sie will offenbar helfen, die Katze zu fangen
(4) also weiter!
Leider (aus seiner Perspektive, ich hatte da eine andere Auffassung) hatte der Groschen diesmal so lange gebraucht, in sein Bewusstsein zu sickern, dass ich ihn fest umarmen und an mich drücken konnte. Allerdings nicht bewegen. Also blieben wir noch einige Minuten in inniger Umarmung am Gartentor.
"Nein, der Hund heißt Schatzi", korrigierte ein Mädchen.
"Ach so."
Die Kinder versicherten, die Katze sei weg. Hund wollte das nicht glauben. Irgendwann kam er dann doch mit mir zurück auf die Terrasse.
Mein Handy lag zwar auf dem Gehweg neben dem Rasen, war aber unversehrt.
Ich musste hysterisch lachen. Aber unterdrückt, wegen der Nachbarn. Und wegen Hund.
Nachdem alles gut gegangen ist, ist es eine schöne Geschichte.
So ist das mit Abenteuern: Beim Erleben sind sie anstrengend. Hinterher sind sie gute Geschichten;-)
Gute Nacht!