Die Zwillinge lagen vertraut und entspannt auf dem breiten Bett in Freds Suite. Sie bewohnten nun zwei Quartiere, die direkt miteinander verbunden waren. Die breiten Flügeltüren, die ihnen unbeschwerten Wechsel ermöglichten, standen immer offen. Der Raum strahlte freundliche Wärme aus und entsprach ihrem Geschmack. Zwar gab es in beiden Seiten der Suite jeweils ein breites Bett, aber sie nutzen ausschließlich dieses eine. Es tat gut nicht mehr verschämt nach dem Liebesspiel, das Bett zu wechseln. Sie genossen es sehr beieinander zu schlafen und miteinander aufzuwachen.
Sich nicht mehr verstecken zu müssen, keine Scham mehr zu empfinden und einfach nur ihre Sehnsucht leben zu dürfen, schenkte ihnen die Freiheit, die ihnen viele Jahre verwehrt geblieben war. Der Preis würde eines Tages gefordert werden, da machten sie sich nichts vor. Trotzdem fühlte es sich gut an, sich zumindest in Gegenwart von Lord Potter nicht mehr verstellen zu müssen. Seine Kälte und Grausamkeit jedoch erschreckte sie noch immer. Vermutlich würde sich daran auch nichts ändern.
„Wenn Ron und Ginny jetzt wieder hier sind, könnten wir doch nach Hause, oder?“, fragte Fred seinen Bruder etwas nachdenklich. „Vermutlich brauchen wir eine Art Erlaubnis von Potter. Am besten wir sprechen mit Ginny und Ron.“ Zärtlich strich George seinem Bruder über den Arm. „Ich würde Dich gern heiraten. So richtig offiziell mit Segen und Eheversprechen und unseren Freunden.“, seufzte er bedauernd. „Du weißt, dass das nicht geht. Es ist immer noch verboten.“ Sie hatten schon so oft darüber gesprochen, aber es gab keinen Weg. Fred richtete sich auf. Er hatte sich mit dem Dunklen Mal auf seiner Haut nicht wirklich arrangiert, aber er erkannte den Schutz der Dunkelheit als echten Vorteil. Jeden Abend bekamen sie eine Eule mit den Umsätzen von Zauberhafte Zauberscherze von ihrer Angestellten. Seitdem sie das Dunkle Mal angenommen hatten, stiegen ihre Umsätze eigenartiger Weise deutlich an. Lord Potter hatte offen erkennbar bei ihnen etwas gekauft, also kamen nun auch andere dunkle Magier in ihr Geschäft. Bisher hatten besonders die Reinblüter das Geschäft eher gemieden. „Lass uns in den Rosengarten gehen und noch ein bisschen spazieren. Um diese Zeit ist er besonders schön. “
Draußen war es ziemlich dunkel und vor allem kalt. Sie trugen dicke, warme Umhänge und Stiefel. Die beiden Brüder betraten den Garten gut gelaunt. George erzählte gerade einen kleinen Witz. Die Kerze an Nevilles Standbild leuchtete warm und hell in den Abend. Heute wirkte das Licht besonders schön. Man konnte denken, diese eine Kerze erhellte den gesamten Hof. Sie lud ein, das Flammenspiel zu betrachten und Kraft und Hoffnung zu schöpfen. Trotzdem fiel Fred das Desaster nach einer kleine Weile auf. Alle Rosen waren erfroren. Einige hatte jemand herausgerissen und irgendwer hatte Wucherdistelsamen verstreut. Es war eine Katastrophe. Denn eines war klar, Potter würde Theseus gnadenlos töten, wenn der Garten morgen früh nicht in Ordnung war. Lord Potter tat immer genau, dass was er angekündigt hatte.
Minerva, Albus, Severus und die Zwillinge diskutierten alle Möglichkeiten, den Garten wieder herzustellen. Insbesondere die Wucherdisteln bereiteten ihnen schweres Kopfzerbrechen. Diese Distelabart überwucherte innerhalb von Minuten jedes Beet mit nahezu undurchdringlichem Gestrüpp. Eigentlich wurde man ihnen nur mit Dämonenfeuer oder ähnlich starken Magie Herr, dann aber bliebe von den Rosen nichts übrig. Mittlerweile war es einfach auch kälter, sodaß ein Anpflanzen noch komplizierter sein würde. Minerva schlug in ihrer Verzweiflung vor, direkt mit Lord Potter zu sprechen. Sie war bereit ihm ihr eigenes Leben im Austausch gegen das des Kindes anzubieten. Snape schüttelte den Kopf: „Noch drei Tage bis Samhain. Er wird nicht akzeptieren. Er kennt ohnehin keine Gnade, aber jetzt überhaupt nicht.“
Es kam ihm sehr eigenartig vor, dass ausgerechnet heute jemand das Projekt so erfolgreich sabotiert hatte. Jemand schien Potter unbedingt zu einer Grausamkeit zwingen zu wollen. Dieses Gefühl hatte er schon bei der Sache mit dem Pin gehabt. Wer tat so etwas und weshalb bei Merlin? Egal darum musste er sich später kümmern. Wenn Potter Theseus tötete, würde sich Lady Weasley von ihm abwenden? War das das Ziel? Severus beschloß der Sache auf den Grund zugehen. Minerva blieb standhaft: „Wir müssen etwas tun. Wir können doch nicht zusehen, wie er ein Kind meuchelt.“ Dumbledore legte beruhigend seinen Arm um sie. „Severus hat vermutlich recht. Vielleicht müssen wir den Realitäten ins Auge sehen.“, stellte er mit tiefem Bedauern in der Stimme fest.
Die tapfere Hauslehrerin von Gryffindor war dazu nicht bereit. Sie würde um Theseus kämpfen und wenn ihr keiner zu Seite stand, dann ging sie eben allein zum Dunklen Lord. Sie gab kein Kind auf. Dieses Mal würde kein Kind geopfert werden. Sie hatten schon Harry geopfert. Das konnte sie sich nie verzeihen. Dieses Mal würde sie kämpfen. Bei der Liebe von Lily Evans, ging es ihr durch den Kopf.