(Chase)
"Wenn wir schon hier sind, dauert es nicht mehr lange. Weit kann das Tor zum Schloss nicht mehr sein. Vielleicht eine Stunde noch..." stellte ich beinahe erschrocken über das baldige Ende der Reise fest.
"Wenn das so ist, werden meine Männer und ich jetzt umkehren. Die Elben warten schließlich ungern länger als nötig und ich bin mir sicher, dass ihr den letzten Abschnitt eurer Reise auch allein schaffen werdet." erklärte Usongu schlicht. "Káilanba, Béilo, wir erwarten euch in Romino, beim Haus des Doktors."
"Wartet doch mal." rief Funny dazwischen. "Kommt ihr nicht mit? Wir würden uns sehr freuen und ihr bekommt vom König sicher mehr als nur 50 Goldstücke. Sie werden ein Festmahl für euch organisieren!" Usongu wandte sich dennoch zum gehen, aber die Zwerge hatten aufgehorcht.
"Boss, mach was du willst, aber ein Festmahl, erst recht eins zu meinen Ehren!, lass ich mir nicht entgehen." trotzte Marselion. "Jungs, kommt ihr mit?"
"Klar, schließlich" "bist du nicht" "der einzige hungrige Zwerg" ""hier."" lachten die Zwergenbrüder.
"Na schön, ihr Dickköpfe." Usongu stoppte Aglur und wendete. "Komm ich halt mit..."
"Wenn ihr dann fertig wärt mit Diskutieren, ich würde nämlich heute gerne noch in mein warmes Bett kommen." drängte ich sie und trieb Askrim in Richtung Eingangstor.*
(Funny)
Wir traten ein durch das riesige Tor aus Holz, das in den Palisadenzaun eingearbeitet war, der Kertófu umschloss. Ein großer Pfad führte zu einem gewaltigen Palast, der schon von hier aus wunderschön aussah. Ich muss gestehen, dass ich öfter als mir lieb war daran gezweifelt habe, dass stimmt, was mir die beiden erzählt hatten. Aber nun konnte ich mich selbst davon überzeugen! Ein kleiner Ort mit ein paar dutzend Häuschen aus Lehm und Holz umringte das Schloss und verlieh ihm den uralten Charme, der so typisch ist für diese Orte. Es war sehr ruhig hier, außer dem Gegacker der Hühner und anderer Tierlaute, die sich mit Marktgeräuschen mischten.
"Ist heute Markt?" fragte ich Chase.
"Jeden Tag. Wo sonst sollten wir unsere Vorräte besorgen?" Ein paar Kinder liefen neben uns her und riefen Chase beim Namen, er solle doch mit ihnen spielen.
"Später, später," lachte er nur. Aber nicht nur bei den Kindern erweckten wir Aufsehen. Bald schon verfolgte uns eine Menschentraube, die ungläubig auf uns starrte, so dass unsere Karawane mit Anhang noch seltsamer wirkte. Hier und da sah ich Leute, die uns anlächelten.
"Sie sind sehr glücklich hier, nicht wahr?" erkundigte ich mich bei meinem Freund.
"Ja, und sie haben allen Grund dazu. Der König sorgt gut für seine Untertanen, erhebt nur sehr geringe Steuern und nur wenige, wichtige Gesetze, die alle Sinn haben." berichtete er stolz.
Als wir endlich vor dem Palasttor standen, wurden wir nicht ganz so freundlich begrüßt.
"Wie kommt es, dass ihr schon wieder hier seid? Seid ihr nicht vor einer Stunde erst abgereist, Chase? Und welch seltsames Gesindel bringt ihr mit? Was ist mit dem Hauptmann?" erkundigte sich der Torwächter halb neugierig, halb streng.
"Dies, mein lieber Ilonius, sind Fragen, deren Beantwortung Stunden in Anspruch nähmen, also lass mich bitte ein, damit ich diese Stunden dem König widmen kann und nicht seinem neugierigen Torwart." Ilonius schien ein wenig gekränkt zu sein über die rüde Antwort, machte aber den Weg frei.
Usongu lachte, als er in seine dreckigen Binden gehüllt auf das Gelände ritt. Die Menge folgte uns immer noch und selbst des Torwarts Galgendrohungen konnten daran nichts ändern. Wir stiegen von unseren Pferden. Ich war froh zu merken, dass die Meute trotz ihrer Neugier den Respekt nicht missen ließ und uns nicht anrührte. Chase ließ vier Wachen rufen, die Flash und Cenishenta ins Schloss tragen sollten. Die vier starken Männer hatten zwei Tragen dabei, auf die sie die beiden luden. Im Thronsaal angelangt fanden wir den König vor, der entsetzt auf uns starrte, als wären wir Geister einer vergangenen Zeit. Mir würde leicht übel beim Gedanken, was er alles mit uns machen konnte, war er doch der Herrscher in diesen Landen. Seine Nichte und der Ritter wurden zum Fuße seines Thrones abgestellt. Der Mob, der uns selbst jetzt noch folgte, wurde unruhig.
"Was hat das zu bedeuten?" Entrüstete sich König Cámalon und stand auf aus seinem Thron.
Chase ging auf die Knie, wir taten es im selbstverständlich gleich.
"Majestät! Bitte lasst mich erklären!" Schlagartig herrschte Stille im Saal. "Vor einigen Minuten habt ihr mich und Flash aus eurem Tor verschwinden sehen. Doch für uns ist inzwischen eine Zeitspanne von rund einem halben Jahr vergangen. Angeblich zogen wir aus um eine Pilgerreise nach Plarun zu machen, wo Flash, wie sie ihm aufgetragen hatten, Adalbert über das Verscheiden seiner zukünftigen Frau berichten sollte." Ich konnte es nicht fassen! Cenishenta war jemandem versprochen?! "Doch das war eine Lüge." fuhr Chase ohne mit der Wimper zu zucken fort. "Als ich dem Hauptmann gefolgt war, wusste ich bereits, dass es sich um eine Rettungsaktion eurer Nichte Cenishenta handelt. Der Auslöser war eine Vision von ihr, in der sie den Ritter bat sie zu befreien. Weiter befahl sie ihm den Söldner Usongu aufzusuchen." Ein Raunen ging durch die Menge, die Gesichtszüge des Königs versteinerten sich. "Ohne dessen Hilfe wäre es uns auch nicht gelungen... Nur er konnte gegen die Dämonen kämpfen und so baten wir um seinen Beistand." König Cámalon hatte sich inzwischen wieder auf seinen Thron niedergesetzt.
"Die Fähigkeiten dieses Ritters sind mir bekannt" Ich horchte auf, Usongu besaß einen Rittertitel? Doch das sollten wir gleich erfahren:
"Schließlich war er mal Teil meiner Tafelrunde! Doch als er mit dem Söldnern anfing, musste ich ihn wegen drohender Unruhen ausschließen..."
Chase war völlig überrumpelt, um nicht zu sagen geschockt von dieser Neuigkeit. Ein Teil dieser Tafelrunde? Man sah ihm an, was in ihm vorging, denn...
"Überrascht? Hat er euch also alles verschwiegen..."
Da meldete sich Usongu zu Wort: "Es wird Zeit meine Binden abzunehmen..." In diesem Moment bewegten sich die Schlafenden.