>>Schwester, ich kann ihnen kaum etwas dazu sagen. Als ich zuerst erwachte, begriff ich noch gar nichts, ich erinnerte mich nur daran, gestorben zu sein. Seltsamer Weise, hatte ich das Gefühl, ich wäre besser tot geblieben...
Ich habe ganz extremen Durst! Würden sie mir bitte etwas zu trinken geben?<<
>>Das würde ich sehr gerne, aber ich muss vorher noch mit Dr. Burger reden! In ihrem Fall müssen wir mit der Nahrungs- und Flüssigkeits-Aufname noch ein Wenig vorsichtig sein. Das verstehen sie doch sicher. Aber ich werde ihn jetzt sofort kontaktieren und er wird uns dann sicher sagen was und wieviel sie zu sich nehmen dürfen.<<
Wie angekündigt nahm die Krankenpflegerin ein Smartphone aus der Tasche und wählte eine Kurzwahl. Sie war aufgestanden und zum Fenster gegangen, durch welches sie auf den in der aufgehenden Morgensonne liegenden Krankenhauspark hinaussah, als sie das Handy zum Ohr führte. Petra hörte sie leise sprechen, verstand aber kein Wort. Sie vernahm nur ein leises Murmeln und fragte sich, ob es wohl Absicht war, das Gespräch außerhalb ihres Hörbereiches zu führen. Immerhin ging es ja um sie...
Schwester Elke hatte nun aufgelegt und kam wieder zu Petras Bett ans Fußende.
>>Wir haben Glück! Der Doktor wird in ein paar Minuten hier sein. Dann darf ich ihnen bestimmt etwas zu trinken geben. Es wird sicher bald ein Wenig angenehmer für sie, sie werden sehen.<<
Petra nickte dankbar. Sie war offenbar noch zu schwach, um sich länger konzentriert zu unterhalten. Allerdings merkte sie, dass ihre Auffassungsgabe langsam wiederkam und sich ihre Gedanken langsam soweit beruhigten, dass sie über die beängstigende Situation, in der sie sich befand, effizienter nachdenken konnte.
Von klein auf hatte sie die Gabe gehabt, unwichtige Gedanken beiseite zu schieben, um sich zielführend mit dem Primären zu befassen. Doch sie vergaß dabei nie, die vorerst bei Seite gelegten Gedanken später wieder in das Gesamtbild einzufügen. Denn nur die Gesamtheit einer Information macht diese wahr! Eine halbe Wahrheit ist oft schlimmer als eine bewusst gesetzte Fehlinformation. Die gut geführte genaue Recherche und die ehrliche ganzheitliche Berichterstattung hatten sie zu einer vortrefflichen und geachteten Journalistin werden lassen. Von ihr veröffentlichte Artikel wurden ernst genommen, weil ihre Berichte immer präzise recherchiert und sachlich geschrieben waren. Sie hasste die reißerischen, theatralisch dramatisierten Schlagzeilen der gängigen Tageszeitungen. Sie erachtete es für unverantwortlich, mit einem so gewaltigen Werkzeug, wie einer Zeitung die öffentliche Meinung zu manipulieren. Viele ihrer Kollegen waren sich der Verantwortung, die man als meinungsbildender Mensch hat, der man als Reporter nun mal ist, in keiner Weise bewusst. Es zählte nur die Auflage. Ob man mit schlecht recherchieren Meldungen Hexenjagten auf Unschuldige, Mobbing oder Rufmord anzettelte, spielte für Manche einfach keine Rolle! Wobei es sich hier nicht immer um Bosheit oder Ignoranz handeln musste - Nein! Einige dieser Schreiberlinge waren sich der Gefahr durch Falschinformation der Bürger einfach gar nicht bewusst!
Die Tür ging auf und riss sie aus ihren Gedanken zurück in die Realität. Doktor Burger kam mit einem Lächeln auf seine Patientin zu...