Der wandernde Winter
Die Schatten der Tage dunkel und lang,
in Stille der Welt wie befreit; und allein
der Suchende, ewig verflucht in dem Zwang
durch Wälder zu streifen, tagaus und tagein.
Spuren im Schnee von dem Wanderer künden,
ungewiss, was er erhofft hier zu finden.
Er kam, der er war, als einst er erfroren,
Kälte verströmend und darin geboren.
Lächelnd in glitzernder Pracht kalt und schier
einsam verharrend und beinah verloren;
der Winter, er wandert vor unserer Tür.
In grübelnder Nacht und von Winden umzerrt,
kaum mehr als ein rauchiger Duft noch verbleibt;
das Eis sein Gefängnis, die Kälte ihn sperrt,
und sehnsüchtig Feuer er wünschend beschreibt.
Laternenlicht weist ab und an ihm den Weg,
doch einzig ein Flüstern bleibt ihm Privileg.
Erfrierend in jeder Sekunde und doch
sucht stets nach Befreiung er, dunkel sein Joch.
Vergessen er pirscht durch die Nacht wie ein Tier,
die Seele totschwarz und so tief wie ein Loch;
der Winter, er wandert vor unserer Tür.
Sein Atem streift scharf mit dem Wind durch das Land,
Verderbnis schlummert in seiner Berührung.
Wild wie das Meer und doch trocken wie Sand,
ein Spiegel des Wandels, der steten Verklärung.
Ein Jäger, gezwungen, Beute zu jagen,
denn seiner Natur kann er niemals entsagen.
Grausam und gleichwohl verzweifelt das Spiel,
ohne Ergebnis, unwähnbar das Ziel.
Eisblumen schmücken, welch funkelnde Zier,
die Pforten des Herzens, ein Bildnis subtil;
der Winter, er wandert vor unserer Tür.
Im Streit mit dem Tod, der ihn ignoriert,
so sucht er das Muster zu brechen.
Ein Geist auf der Suche - und darin versiert -
sein Schicksal, den Zyklus, zu rächen.
Verfolgt von Stimmen vergangener Träume
flieht er verborgen, im Schatten der Bäume
hungernd; nur Asche sein abendlich Mahl,
wandert er dämmernd im irdischen Saal.
Zerfressen von tauber, verkommener Gier,
bleibt letztlich ihm dann keine andere Wahl;
der Winter, er wandert vor unserer Tür.