Überall war Blut. Drei Jungen lagen reglos auf dem Boden, zwei in einer Blutlache, der dritte röchelte durch einen zerstörten Kehlkopf.
"Was war das denn?", fragte Nadja entsetzt.
Phoebe spuckte einen Rest bitterer Magenflüssigkeit aus: "Ich - ich hab mal Kampfsport gemacht. Acht Jahre."
"Das war kein Kampfsport, das war Mord!", sagte Nadja. Und dann lachte sie, ein furchtbar unpassendes Geräusch. Phoebe starrte die Frau entgeistert an.
"Was ist daran so witzig?"
"Ich dachte nur, nächstes Mal sollte ich die Tasche nehmen und abhauen."
Nadjas Lachen war irgendwie ansteckend. Auch Phoebe grinste: "So edelmütig dein Angebot auch war, das konnte ich nicht zulassen."
Nadja nahm Phoebe in den Arm und drückte sie an sich. Jetzt erst entspannten sich Phoebes verkrampfte Muskeln. Im nächsten Moment kämpfte sie gegen die Tränen.
"Danke!", flüsterte Nadja: "Und jetzt lass uns verschwinden!"
Nadja schulterte die Tasche. Phoebe sah an sich herunter, auf die unzähligen Blutflecken auf ihrer Kleidung.
Sie würde sich umziehen müssen. Ihre Hände zitterten. Nadja fasste sie am Arm und führte sie mit schnellen Schritten durch Hintergassen und kleine Nebenstraßen.
Phoebe bekam kaum etwas mit. Doch sie bemerkte entsetzte Gesichter, die sie anstarrten. Nadja zog sie schnell mit sich. In Phoebes Kopf herrschte nur Leere, sie konnte sich nicht konzentrieren, geschweige denn auf den Weg achten.
"Ich hätte sie nicht entkommen lassen sollen", flüsterte sie leise.
"Denk nicht daran. Sie werden uns niemals finden", versprach Nadja: "Aber eines ist klar: Du hast mir einiges verschwiegen!"