Viktor Krum stand unschlüssig auf dem Bahnhof von Kings Kross. Bis der Hogwartsexpress ihn in das Schwarze Schloss bringen würde, hätte er noch über eine Stunde Zeit. Es war zu viel Zeit um auf dem Gleis zu warten und zu wenig Zeit um sich noch außerhalb des Bahnhofes umzusehen. Krums Nervosität stieg vor allem durch seine Verspätung. Er kam einen ganzen Tag zu spät ins Schwarze Schloss und das hätte auf jeden Fall ernste Konsequenzen. Schuld daran hatte nur dieser fette kleine Muggel, der ihn aufgehalten hatte. Krum hätte ihm am liebsten einen gepflegten Avada Kedavra verpasst, aber als künftiger Gefolgsmann von Lord Potter musste er das Konkordat auf jeden Fall achten.
Der Muggel war etwas jünger gewesen und fuhr viel zu schnell über die Kreuzung, als Krum die Straße vor dem Apparierpunkt überquerte. Zum Glück hatte sich Viktor bei dem kleinen Unfall nicht viel getan. Trotzdem hatten ihn die Muggelpolizisten lange aufgehalten. Der Zug war dann weggewesen. Der Quidditchspieler hatte ihm nur noch hinterher sehen können. Die Adresse des Muggels lautete Dudley Dursley, Liguster Weg 4 in einem merkwürdigen Ort namens Little Whinging. Die Adresse kam Krum irgendwie bekannt vor. Er hatte schon einmal davon gehört. Aber er konnte sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern. Little Whinging – Little Whinging. Liguster Weg – was war mit diesem Ort?
Er kaufte sich eine Muggelzeitschrift und setzte in ein Fastfood Restaurant. Dieser Muggel stand gerade an der Theke und kaufte sich einen Hamburger. Krum sah ihn abfällig an. Komplett durchtrainiert wie er war, verabscheute er Menschen, die sich gehen ließen. Dieser Kerl war gerade 18 und hatte heftiges Übergewicht. Ein Waschlappen ohne jede Disziplin und ohne Benehmen – ein Avada Kedavra Krum konnte sich nicht auf die Zeitschrift konzentrieren. So kramte er das Konkordat aus seiner Tasche. Es war wichtig es zu beherrschen. Lord Potters Rechtsprechung basierte auf dem Konkordat. Viktor blätterte lustlos durch das kleine Büchlein mit den beiden Wappen. Der Anhang beinhaltete eine Liste von Orten und Personen für die es nicht galt. Sie galten als vogelfrei oder der Lord hatte ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt. Beinahe hätte Krum einen Siegesschrei ausgestoßen. Dudley Dursley gehörten zu den Personen, auf die der Dunkle Lord ein Kopfgeld ausgesetzt hatte. Er war erst bei der letzten Verhandlungsrunde hinzugefügt worden. Allerdings durfte man ihn nicht in das Schwarze Schloß bringen. Die Entführung von Muggeln widersprach dem Konkordat. Krum begann ernsthaft nachzudenken, wie er diesen Dudley ausliefern konnte. Er hatte noch eine Stunde Zeit zum Zug.
Potter betrachtete Malfoy aufmerksam. Malfoys Schönheit hatte ihn schon immer fasziniert. Filigran, aristokratisch, klassisch und zugleich männlich spürte Harry mit dem Erwachen seiner Sexualität eine unglaubliche Anziehung Malfoy gegenüber. Er fuhr mit seinem Finger über Dracos Gesicht, zeichnete die Linien nach und fühlte unglaubliche Zufriedenheit. Dracos Magie war mit seiner Magie verbunden. Genauso sollte es sein. Nie hatte er vergessen, wie Malfoy ihn immer gereizt hatte. Die vielen kleinen und großen Gehässigkeiten klangen immer noch. Seine Revanche hatte gerade erst begonnen.
„Wie redest Du mit meiner Mutter, Potter?“, fragte Draco durchaus angriffslustig. „So wie ich mit ihr reden will. Wer sollte mich daran hindern? Du?“, stellte Potter fest. „Es wird Zeit, dass Du Dich um Deine Pflichten kümmerst. Der Garten und Theseus warten auf Dich. Trödel´ hier nicht so herum.“ Ginny Zauber berührte eine ganz andere Seite in Harry. Sie wollte er damals behüten. Ihr jede Zärtlichkeit schenken zu der er einstmals fähig gewesen war. Sie saß auf dem Besen und wirbelte über das Quidditchfeld mit roten Wangen. Dieser erste Kuß voller Hingabe und dieser letzte Kuss auf seine Wange lösten manchmal sogar jetzt noch ein leises Wohlgefühl in ihm aus. Ginevra, seine Königin, gab sich ihm ganz hin. Ein würdige Lady Potter meinte sogar der alte Mann - keines dieser billigen Groupies wie die Hure Pansy. Pansy war ein netter Zeitvertreib, aber niemals eine echte Lady.
Nachdem Potter gegangen war, stand Draco vorsichtig auf. Ihm schwindelte zunächst ein bisschen. Madame Pomfrey stürmte die wackligen Patienten entgegen: „Mr. Malfoy, was machen Sie denn da? Warten Sie doch.“ Malfoy stutzte, wann hatte ihn das letzte Mal jemand Mr. Malfoy genannt? „Danke. Madame Pomfrey. Sie sind immer noch genauso charmant und streng wie früher.“ Sie lächelte freundlich. „Das ist selbstverständlich. Mr. Malfoy. Gutes Benehmen ist durch nichts zu ersetzen.“ Jetzt musste Draco auch lächeln: „Meine Mutter hat mir das auch immer gesagt. Warum sind Sie hier, wenn ich fragen darf?“ Die beliebte Krankenschwester seufzte traurig auf: „Ich zahle den Preis für meinen Sohn. Wenige Tage vor dem Kriegsende hat er sich Voldemort angeschlossen. Er wurde verhaftet und Lord Potter ausgeliefert. Ich durfte wählen zu bleiben oder Gerald würde bleiben müssen. Die Entscheidung fiel mir leicht. Passen Sie auf sich auf, Mr. Malfoy.“ „Sie auch. Madame.“