„Die Leute sind unruhig“, murmelte Nadja, die zitternd in dem klapprigen Rollstuhl saß, während Phoebe sie ein weiteres Mal durch die Straßen schob.
„Unruhig?“, fragte Phoebe: „Inwiefern?“
„Sieh mal dort, die Graffiti. Es ist so viel … Hass in der Luft.“
Die Wand vor ihnen war mit Hakenkreuzen übersät. Und nicht weit entfernt stand „Nazis raus“. Aber schlimmer war, dass solche Sprüche überall standen. Die einen hetzten gegen Ausländer, andere gegen Neonazis, wieder andere gegen die Polizei, gegen die Deutschen, die Politiker, den Islam.
„Schwer zu sagen, wer wen mehr hasst“, sagte Phoebe.
Dann hatten sie ihr Ziel erreicht, einen Juwelier, der sogar so freundlich war und half, Nadjas Rollstuhl herein zu hieven.
Phoebe legte ihr Medaillon auf den Tisch vor den Mann: „Wie viel ist das wert?“
„Hmm“, machte der Mann und zog eine Lupe hervor: „25, 30. Nicht viel.“
Phoebe sah nicht zu Nadja: „Ich verkaufe.“
Während der Mann das Geld holte, flüsterte Nadja: „Alles wird gut.“
Phoebe nickte nicht. Sie trug das Bild aus dem Medaillon jetzt in ihrer Hosentasche. Das Bild von ihrem lachenden Gesicht – nur, dass es nicht ihr Gesicht war, sondern Cats.
Aber den Unterschied hätte kaum jemand außer ihr bemerkt.
Später an diesem Abend kauften sie sich Brot und Wurst und saßen dann am Ufer des Rheins, um in die Wellen zu starren.
„Es ist alles so furchtbar“, sagte Phoebe und sah in das Wasser.
Nadja sagte nichts. Sie sagte nicht, dass alles gut werden würde, dass sie wieder zu Geld kommen könnten und auswandern würden.
Sie sagte nichts.