Mit großem Bedauern möchten wir euch mitteilen, dass wir zu dem Entschluss gelangt sind, unsere Plattform einzustellen. Es war eine schöne Zeit und so sehr unsere Herzen auch an allem hier hängen… bla bla bla.
Leute. Ihr wisst so gut wie ich, dass ihr für seichte Corporate Speech nicht hier seid. Wenn ihr mich noch weiter und ganz ehrlich nach dem "Warum" fragt, und ich hoffe sehr, das tut ihr, wenn ihr auf diesen Link klickt, dann nehme ich an dass ihr von mir keine leeren aber erprobten Phrasen hören wollt, irgendwelche schön klingenden Worte, mit Formulierungen, die sich über A/B Split Tests und Zielgruppenbefragungen als die effizienteste Wortwahl herausgestellt haben, eine Community zu beschwichtigen.
Ich halte euch für neugierig genug, um am allerliebsten einen ungeschönten, ungeschliffenen Blick hinter die Kulissen haben zu wollen und ich respektiere diejenigen unter euch, auf die das zutrifft, zu sehr, um euch was vorzulügen oder irgendwas safes und möglichst neutrales vorzulabern.
Also bitte seht mir meine sehr direkte und wahrscheinlich auch höchst unprofessionelle Art in diesem Kapitel nach. Ich hoffe wirklich, dass ihr auf Offenheit und Authentizität mehr Wert legt als auf… was immer man als an dieser Stelle als Ausrede für die Alternative vorschieben würde.
Falls vieles davon wie ein sehr frustrierter Rant über alles klingt, von einem Admin, der viel zu viel gesehen und das alles hier zu lange gemacht hat, dann ja. Das liegt daran, dass es wirklich so ist. Alles wichtige wurde bereits in hoffentlich ausreichend sachlicher Weise, gesagt. Das Folgende ist vollkommen optional und mein persönlicher, unstruktuierter Rant über irgendwie alles und trotzdem über lediglich einen winzigen Bruchteil, denn ich könnte nicht nur ein Buch füllen.
Wer sollte die folgenden Zeilen lesen?
- Alle, denen die Gründe noch immer nicht so ganz klar sind und die sehr gerne noch ein paar weitere Details und Sichtweisen zum "Warum" hinter der Entscheidung hören möchten.
- Alle, die sich auch einfach mal ein bisschen aufregen möchten. Egal ob über mich oder mit mir gemeinsam über andere Dinge.
- Alle, die einfach nur neugierig sind und zur Ablenkung etwas Drama oder ein paar flüchtige Einblicke unseren Alltag ergattern wollen.
- Alle, die irgendwas kommentieren wollen, das unter die anderen Kapitel nicht wirklich reinpasst.
Letztendlich will ich auch einfach mal für mich selbst ein bisschen venten, ob's am Ende wer lesen möchte oder nicht. Nach 10 Jahren Entwicklung und einer Dreistigkeit nach der nächsten, erlaube ich mir das jetzt einfach mal.
Wie aber schon im ersten Kapitel möchte ich vorab aber allen, die sich von den folgenden Seiten in ungerechter Weise angegriffen fühlen, weil sie sich ja hier immer respektvoll und gutartig verhalten haben, vielleicht sogar engagiert mitgeholfen und/oder die Plattform unterstützt haben, sagen: “Hey, du bist in dem folgenden Text wahrscheinlich ganz einfach wirklich nicht gemeint, oder zumindest nur extrem selten.”
Es gibt nämlich in der Tat viele unfassbar tolle Leute hier und wenn du einer dieser wunderbaren Menschen bist, dann ist die Chance auch ziemlich hoch, dass ich das auch ganz genau weiß und nie das Gegenteil über dich behaupten würde. Aber gerade die Menschen, über die der Text nicht handelt, sind diejenigen, für die er letztendlich geschrieben ist. Denn ihr verdient es meiner Meinung nach am meisten, Bescheid zu wissen und die Entscheidung auf einer persönlichen Ebene, zumindest ein bisschen, besser nachfühlen zu können. Ihr verdient es eigentlich am meisten, euch auch über viele Dinge aufregen zu dürfen.
Für jene, die in vielen der hier genannten Punkte gemeint sind, ist der Text auch nicht geschrieben. Ich fühle ich mich denjenigen eigentlich auch wirklich keiner Antwort schuldig.
Alles klar? Cool.
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Junge, sprich Klartext! Was ist der Grund für die Abschaltung?
Die absolut haarsträubende Menge an Arbeit, die jeden Tag in die Seite gesteckt werden muss, nur um sie am Laufen zu halten und die gewaltige Verantwortung, die damit einhergeht, die wären selbst dann noch extrem schwer auszuhalten und zu rechtfertigen, wenn es sich um eine außerordentlich dankbare und ungewöhnlich gut bezahlte Arbeit handeln würde.
Es ist aber nun mal kein gut bezahlter Job und erst recht kein dankbarer. Es ist ein unbezahlter Nebenjob, bei dem wir meistens keinen Verlust machen. und das auch nur dank der Unterstützung unserer wundervollen Patrons. Diesen möchte ich an dieser Stelle auch nochmal aus ganzem Herzen danken!
Nicht etwa, dass es uns hier ums Geld geht. Nein. Ich glaube, das wisst ihr. Ich sage das nur, um alles mal zu veranschaulichen. Wäre Belletristica kein Leidenschaftsprojekt, sondern ein bezahlter Brotjob ohne idellen Wert, dann hätte ich schon vor Jahren ohne Frage gekündigt und ich wüsste auch nicht was für ein absurd hohes Gehalt man mir überhaupt bieten müsste, um aus so einem Job nicht augenblicklich zu kündigen.
Es ist aber leider auch kein besonders dankbarer Job. Tatsächlich ist es leider so, dass der einzige konstante Lohn dieser Arbeit aus Ärger, Sorgen, noch mehr Arbeit, unsinnigen Problemen, noch viel mehr Arbeit und Ärger und regelrecht Hass besteht. Und ja, ich weiß, Hass ist ein sehr starkes Wort, das ist mir schon klar. Aber es ist an dieser Stelle mehr als gerechtfertigt. Denn Hass ernten wir nämlich für so ziemlich alles. Gelegentlich irgendwie sogar nachvollziehbar. Meistens vollkommen grundlos oder ohne logisch nachvollziehbaren Grund. Und sehr oft leider auch von denen, mit denen wir's gut meinen. Das ist an der ganzen Sache eigentlich die größte Konstante, wenn ich zurückblicke.
Letztendlich kann ein Projekt wie dieses hier nur durch Überzeugung und Leidenschaft angetrieben und getragen werden. Mit nichts anderem lässt sich sowas mit einem Team dieser Größe und ohne echtes Kapital aufbauen und so lange gegen alle Widrigkeiten und gegen jedes bessere Wissen verteidigen. Und sowohl die Überzeugung als auch die Leidenschaft, die uns ermöglicht haben, das alles hier überhaupt erst aufzubauen, sind in den letzten Jahren zu sehr erodiert, um noch irgendeinen Sinn darin zu sehen, weiterzumachen.
Es ist komplette Scheiße, dass es enden muss.
Danke, hypothetische kollektive Stimme aller das hier Lesenden! Das wollte ich in diesem Rahmen zwar selbst nicht so krass formulieren, aber ich glaube, in dem Punkt sind wir uns extrem einig.
Ich habe auch bis vor sehr kurzem noch vehement (eigentlich geradezu krankhaft) an der Hoffnung festgehalten, dass wir das alles doch noch gebacken kriegen und dass alles irgendwie ein super schönes, nachhaltiges Gleichgewicht finden könnte. Vielleicht hilft ja diese oder jene Herangehensweise… vielleicht finden wir doch noch ein Zaubermittel, das endlich alles besser macht… Wie man sich halt auch in einer Missbrauchsbeziehung noch bis zum Ende einredet “Ja, aber das kommt alles noch in Ordnung” und “wir lieben uns doch so” und “es sind doch auch schöne Momente dabei”.
Ja, schöne Momente sind definitiv dabei. Oder sie waren es. Zumindest erinnere ich mich ganz deutlich an welche. Das sage ich mir immer wieder. ^^
Ja aber... es ist doch alles so schön freundlich und friedlich hier?
Ja, das ist es wirklich. Aber das ist knochenhart erkämpft. Und zwar jeden Tag aufs Neue.
Erstens, weil wir Tag für Tag den gröbsten Abschaum herausfiltern, der sich hier anmeldet. Glücklicherweise passiert das meistens schnell genug, dass die Community das gar nicht so genau mitkriegt. Zweitens natürlich, weil auch die guten, coolen, etablierten User, die man total gerne hier hat und eigentlich auch unbedingt weiterhin hier haben möchte, leider immer wieder mal einen Hinweis oder sogar eine Verwarnung brauchen, wenn etwas ne Spur zu weit geht oder wenn sich ein für die Community langfristig schädliches Verhalten etabliert.
Ersteres klingt auf den ersten Blick zwar weit schlimmer, aber das täuscht. Ein offensichtlicher Troll, ein politischer Hetzer, ein Betrüger, ein Werbespammer oder ein unverschämter Newcomer… klar, die haben oft erst mal mehr Shock Value. Aber die rauszuwerfen, das geht definitiv leichter von der Hand als sich mit den Leuten anzulegen, die man eigentlich sehr wertschätzt und die sich hier wohlfühlen sollen.
Als User kriegt man Moderation leider meistens dann mit, wenn man selbst mal einen Tapps auf die Finger kassiert, weil man sich mal daneben benommen hat. Das ist dann meistens die absolute Unverschämtheit, denn das geht jetzt wirklich viel zu weit und ist eigentlich schon fast Diktatur, wenn man darüber nachdenkt.
Ruhe in Frieden, geliebte Meinungsfreiheit, denn ich darf nix mehr, während die anderen alles dürfen. Dass es im Chat und auch überall sonst auf der Plattform überhaupt erst so angenehm kuschelig und heimelig zugeht, weil auch alle anderen, die sich im Ton vergreifen, eins auf die Fingerchen kriegen, das ist was vollkommen anderes. Das ist würdig und recht und erwünscht (außer natürlich, ich mag die Person). Und ehrlich gesagt, das sollte weit öfter passieren und dürfte gefälligst etwas schneller gehen. Hopp, hopp. Wo sind die Mods?
- zu viele, leider
Im besten Fall hat man nach vielen Mod-Aktionen einen User, der leicht verstimmt, aber einsichtig ist oder vielleicht mal einen Tag lang schmollt oder zwei. Im schlimmsten Fall aber wuchert und eitert die die kleinste Kleinigkeit heran, bis man einen abtrünnigen Discord Server voll toxischer Besserwisser hat, der es sich zur Aufgabe macht, die echten Mods zu untergraben und selbst klammheimlich für Recht und Ordnung zu Sorgen. Dann werden gezielt und koordiniert hintenrum Leute rausgemobbt und Newcomer abgefangen um sie gleich aufs ekelhafteste zu indoktrinieren. Leute, die mit Hassparolen und Geheimcodes um sich werfen und Hetzkampagnen veranstalten, dass einem schier schlecht wird. Dazwischen ist so gut wie alles drin und man weiß nie, was man kriegt.
Das war übrigens kein hypothetisches Szenario. Danke nochmal für diese wundervolle, monatelange Erfahrung, falls Serayn oder Ann G. oder einer der anderen damals aufgeflogenen und verbannten ehrlosen Mitmenschen hier zufällig reinlesen sollten.
Für alle anderen hab ich hier übrigens ein verlorenes kleines “s” und wer Lust hat und Ablenkung von all dem hier braucht, kann sich gerne einen Spaß machen und versuchen raus zu puzzeln, aus welchem Wort im letzten Absatz das wohl rausgefallen sein könnte.
Also ja, der wundervolle Frieden den wir hier tatsächlich genießen ist leider Tag um Tag sehr teuer erkauft und bezahlen tun wir nicht nur mit dem widerwärtigen Mist den Trolle, Spammer, Rassisten und Scammer uns vorsetzen, die von außerhalb der Community hier reinschleichen und ihr Gift verbreiten wollen, sondern sehr regelmäßig und eigentlich auch hauptsächlich mit Ärger und Wut, den wir uns von innerhalb der Community aufladen und aufladen müssen, die wir ja eigentlich behüten möchten und für die wir das alles im Endeffekt auch machen.
Und da gibt’s auch kein goldenes Mittelmaß, wo alle glücklich sind. Es gibt nicht mal ein silbernes Mittelmaß, wo zumindest diejenigen, die sauer auf einen sind, es alle aus demselben Grund sind und wo der Ärger zumindest aus demselben Lager kommt. Nein, egal welches Mittelmaß man anstrebt, ein paar werden immer jammern “die Moderation schaut viel zu lange zu und kümmert sich um gar nix” und der nächste sagt über genau dieselbe Sache “Wisst ihr eigentlich, wer noch so streng moderiert hätte? Hitler, wahrscheinlich.”
Und ich weiß, viele meinen's absolut nicht böse. Oft stammt die Entrüstung aus ehrlicher Verwirrung heraus.
Warum darf ich in der Taverne eigentlich nicht X machen, mindetens drei andere haben das vor mir doch auch schon gemacht und es stört ja keinen, wenn es nur ein paar Mal passiert?
Ich weiß, die Verwunderung ist ehrlich, aber es tut trotzdem jedes Mal weh, denn wer sowas fragt, ist sooo knapp davor, sich selbst allein schon durch die Frage die Antwort zu geben.
Natürlich stört es nicht, wenn zwei oder drei Leute X machen, aber sobald X sich etabliert und alle das tun, und das wird es, dann stört es massiv. Und dass es sich X gerade etabliert, das beweist du selbst mit der bloßen Tatsache, dass du es gerade nachmachst und schon jetzt als Rechtfertigung dafür vorschiebst, dass es andere auch schon vor dir gemacht haben. So etablieren sich Dinge. Das ist Etablieren. Einer fängt an und die anderen sagen “Okay, so ist es offenbar, mach ich dann auch”.
Und so sehr ich euch gern hab Leute, manchmal wünschte ich, wir hätten mal ne Woche lang einfach gar nix gesagt und wenn die Taverne dann eine Woche später ein exaktes Spiegelbild vom Neuerscheinungen-Channel ist, da hätte so manch einer die zuvor so gering geschätzten Hinweise in einem neuen Licht gesehen.
Ich schreibe das tatsächlich nicht, um einen Vorwurf zu machen, sondern mit nur einer Kleinigkeit zu veranschaulichen, dass alle schönen Dinge hier leider immer wieder einen Tribut fordern. Und diesen Tribut bezahlen wir leider regelmäßig mit dem Frust und Unverständnis jener Leute, von denen wir wollen, dass es ihnen hier gut geht. Das macht uns keinen Spaß. Das war immer unangenehm.
Aber sei mal ehrlich jetzt, liegt es wirklich nur all dem Ärger oder ist es letzendlich auch am Geld gescheitert?
Ja und nein, wirklich. Einerseits definitiv nein, es ist nicht am Geld gescheitert, denn wir machen das alles ja nicht des Geldes wegen. Dumm wären wir, wenn doch, denn da gibt es zahllose bessere, einfachere, sicherere und schmerzlosere Wege. Und hey, wir könnten das finanziell locker auch noch weitere 20 Jahre durchziehen, wenn wir weiter so wie jetzt “eh keinen sehr großen Verlust” machen.
Andererseits wäre es natürlich auch eindeutig gelogen, wenn ich euch nun erzähle, dass es die letzten Jahre mit mehr Finanzierung nicht komplett anders und sehr viel besser hätte ablaufen können.
Stellt euch einfach mal vor, oder versucht euch zumindest vorzustellen, wie absolut zermürbend und kräftezehrend all das hier schon für ein bezahltes Team wäre, das die Arbeit Vollzeit machen und sich zu 100% darauf fokussieren kann, ohne sich darum kümmern zu müssen, wie die Miete bezahlt und der Kühlschrank gefüllt werden soll. Das allein ist nämlich schon ein ziemlich absurdes Wagnis.
Jetzt stellt euch im Kontrast dazu mal dasselbe neben einer (geistig anstrengenden) echten Arbeit vor, die man halt braucht, weil man ja von irgendetwas auch leben muss. Ein Szenario, in dem man sich jeden Tag während der hauptberuflichen Arbeit schon auf die Unmassen an Problemen nach Feierabend freuen darf, sofern die Probleme überhaupt so geduldig und höflich sind, den Feierabend auch abzuwarten. Ein Szenario, in dem es als guter Tag gilt, wenn am Abend weniger oder zumindest gleich viele Probleme auf dem Haufen liegen, als es noch am Morgen der Fall war und man trotzdem noch ganze 4-6 Stunden Schlaf ergattern kann, bevor die bezahlte Arbeit wieder ruft.
Solche guten Tage sind in den letzten Jahren leider immer seltener geworden. Und Flausch bewahre, wenn man daneben dann noch sowas wie ein Privatleben haben wollen würde.
Ich glaube, es braucht nicht mal ein Zehntel der Fantasie, die Belletrsiticans für gewöhnlich einfach haben, um sich auszumalen, dass die ganze Arbeit und der Frust so einer Plattform um Welten leichter wegzustecken wären, wenn man sich immer denken kann “Ja, ist zwar echt anstrengend, aber das ist halt mein Job und andere Leute ärgern sich in ihrem Job mit anderen Dingen”. Selbst wenn dabei kein echtes Softwareentwicklergehalt rumkommt und man bei anderen Jobs für wesentlich weniger Arbeit wesentlich mehr kriegen könnte, solange es zum Überleben gereicht hätte, hätte es ehrlich gepasst.
Vielleicht noch schwerer als Motivation fällt in diesen Szenarien sogar die fehlende Zeit ins Gewicht. Denn die Menge an Problemen, die sich täglich ansammeln, richtet sich ja nicht nach dem, ob ich Vollzeit oder Teilzeit arbeite. Und je mehr sich am Ende des Tages anhäuft, desto mehr häuft sich logischerweise am nächsten und übernächsten Tag an. Bis man eigentlich gerne mal 6 Monate Urlaub nehmen möchte, nur um die technischen Grundlagen wieder up-to-date zu bekommen. Da ist aber noch lange nicht die Rede von neuen Features.
Und diese 6- oder 12-monatigen Urlaube, in denen ich Vollzeit Belletristica gemacht habe, die gab es tatsächlich. Mehrmals. Nur das waren halt weniger Urlaube im klassischen Sinne und mehr so “Hey, ich leb’ jetzt einfach mal ne Weile von meinem Ersparten!”
Also, ist es letztendlich am Geld gescheitert? Einerseits ganz dezidiert nein. Das Projekt zu beenden, ist keine finanzielle Entscheidung. Der Grund lautet offen und ehrlich: wir können und wollen nicht mehr.
Wäre es zu derselben Situation und Entscheidung gekommen, wenn das Projekt stärker finanziert und das Leben des Kernteams als Vollzeit-Belletristica Devs gesichert gewesen wäre? Ja, ich glaube das wahrscheinlich schon.
Wenn es mit mehr Geld vielleicht anders gekommen wäre, warum habt ihr dann nicht gesagt, dass mehr Geld nötig ist?
Weil wir sowas ganz einfach nicht wollten und/oder für uns gut gefunden hätten. Was wir wollten, das war einfach genau die Menge, die die Community auch bereit war, von Herzen zu spenden und zwar ohne jedes Drängeln, lästiges Betteln oder monatliche Ziele, ohne Werbebanner, ohne paid Features und solche Dinge. Es liegt uns zwar fern, solche Spendenaufrufe generell zu verurteilen oder andere Seiten dafür zu kritisieren, aber für uns selbst… eh. Bis zu einem gewissen Punkt wollten wir ehrlich gesagt ganz einfach auch sehen, wie weit wir auf diese Weise eigentlich kommen. Und jetzt haben wir die Antwort: genau so weit.
Der Optimist in mir sagt, wir sind weniger weit gekommen als erhofft. Der Pessimist in mir sagt, das ist eigentlich überraschend viel weiter als erwartet. Der Programmierer in mir sagt, lasst mich doch bitte in Ruhe mit Finanzen und sowas, ich will einfach nur was schönes in die Welt basteln. Und der zugegeben etwas verrückte Shopkeeper der verfluchten Arcade sagt, es war letztendlich exakt so viel, wie es den Leuten eben wert war, und das ist vollkommen in Ordnung so, denn in dieser Frage gibt es keine richtige oder falsche Antwort. Es gibt nur eine Ehrliche. Und die kriegt man auch, ob man sie will oder nicht.
Könnten wir dann vielleicht jetzt noch… irgendwie…
Nein. Danke, das ist wirklich super lieb, aber nein. Können wir wirklich nicht mehr. Wenn ich sage, es geht uns nicht ums Geld, dann meine ich das ehrlich und aufrichtig.
Wisst ihr, wenn uns vor ein paar Jahren jemand ne Million Euro geschenkt hätte mit den Worten “Macht damit, was immer ihr wollt, Hauptsache Vollzeit Belletristica”. Das wäre doch der absolute Traum gewesen. Wenn dasselbe heute mit 10 Millionen passieren würde... Ich glaube nicht, dass wir das heute überhaupt noch wollen würden oder annehmen könnten.
Deshalb nein, wir können leider nicht jetzt noch… irgendwas. Dieser Zug ist sozusagen leider gesunken.
Aber Ben, du brauchst uns eigentlich gar nix sagen weil du bist im Grunde eh nur so ein weißer hetero Cismann und wie kommt’s eigentlich dass so eine Plattform heutzutage von Männern gebaut ist?
Viele würden sich nun wundern "Hä? Wo kommt dass denn jetzt auf einmal ganz ohne Kontext her? Wie kommst du jetzt darauf?". Aber das passt tatsächlich so. Das kommt nämlich eigentlich immer so vollkommen ohne jeden Kontext daher und das hab ich tatsächlich mittlerweile oft genug gehört, dass es heute einfach mal ehrenhalber mit in eine FAQ rein darf. Scheint ja offenbar ein wiederkehrendes Anliegen zu sein. Stattdessen könnte ich natürlich auch etliche andere, zum Teil sogar noch viel absurdere Vorwürfe oder sogar derbe Beleidigungen auflisten, aber dieses Beispiel hier mag ich auf eine gewisse Weise am liebsten, weil es malt dann doch ein ziemlich zutreffendes Bild vom allgemeinen Maß an Vernunft, mit dem wir tagtäglich konfrontiert sind. Um der Frage aber auch eine Antwort zu geben:
Abgesehen davon, dass ich es insgesamt für eine ziemlich bedenkliche und bösartige Denkweise halte, den Wert einer Meinung und/oder eines Projekts an Geschlecht, Sexualität und Hautfarbe einer Person festzumachen, ist das ganze Statement obendrein noch nicht mal korrekt, but thanks for just assuming all of that, I guess.
Aber das ist jetzt auch kein spezielles Ben-Problem. Khaeli hat sich exakt denselben Vorwurf nämlich auch schon anhören dürfen. Ob es das besser macht oder eher noch schlimmer, das überlegt ihr euch bitte selbst.
Lies mein Buch und schreib mir Feedback
Das ist tatsächlich die häufigste “Anfrage”, die unsere Feen je gekriegt haben. Wobei es meistens eher wie ein Befehl formuliert ist. Und wenn ich “häufigste Anfrage” sage, dann meine ich, dass es garantiert mehrmals pro Woche vorkommt, zuweilen gerne auch täglich. Dass so viele Leute den Irrglauben hegen, wir hätten nix anderes zu tun, ist bestenfalls eine Kuriosität, an sich aber noch kein Problem.
Der störende Punkt sind vielmehr die Reaktionen auf die Absage. Denn egal wie höflich und diplomatisch man auch erklärt, dass wir so einen Service nicht anbieten und auch nicht anbieten können, weil wir viele tausende User haben, die noch mehr tausende Bücher schreiben und alle wollen sehr gerne gelesen werden. Also selbst wenn wir nur eine winzigen Bruchteil dieser Anfragen annehmen würden, kämen wir ansonsten zu nichts hier mehr und wir sind ehrlich gesagt meistens froh, wenn wir mit unseren eigentlichen Pflichten hier halbwegs nachkommen… Die Reaktion darauf ist jedes Mal ein Würfelwurf. Und die Seiten auf dem Würfel sind in etwa wie folgt verteilt:
6: Oh, okay, danke, das war mir nicht klar.
5: Schade. Hätte mich gefreut, jetzt bin ich enttäuscht :(
4: *Löscht sofort den Account*
3: Hä? Aber warum nicht? Das ist voll gemein und ich hätte schon geglaubt, dass du das machst!
2: *Ist richtig empört und sauer*
1: *Flippt komplett aus, schimpft und meldet die Fee beim Admin*
Leute, seid mir bitte nicht böse, aber wenn ein User sich verständnisvoll zeigt, dass wir zusätzlich zu einer kostenlosen Plattform in die wir unser ganzes Leben reinstecken, nicht auch noch selbstverständlicherweise ein kostenloses Lektorat anbieten - und für unsere Feen fühlt sich das an wie ein gelegentlicher Glückstreffer in einem Würfelspiel, dann hinterfrage ich ernsthaft, ob unsere Zeit hier wirklich weise und sinnvoll investiert ist. Und ja, an diesem Punkt sind wir leider. Und zwar schon lange.
Und da das Ganze hier als Frage-und-Antwortsektion aufgebaut ist, möchte ich auch ganz kurz stellvertretend für alle Feen und pauschal passend zu den oben aufgelisteten Situationen antworten:
6: Danke für dein Verständnis. Es ist eigentlich wirklich traurig, dass wir für ganz einfaches Verständnis, das eigentlich selbstverständlich sein sollte, mittlerweile ganz ehrlich und ohne jeden Sarkasmus sehr oft schon aufrichtige Dankbarkeit empfinden, aber es ist tatsächlich so. In einer idealen Welt wäre vor der Frage noch eine kurze Überlegung passiert, aber Verständnis bleibt ein Ehrenmove, deswegen danke dir!
5: Ja, das Leben ist voller Enttäuschungen. Vor allem wenn man grade mal 5 Minuten wo dabei ist, noch nicht mal Hallo gesagt hat und dennoch erwartet, dass die Leute aus reiner Nettigkeit 10h oder mehr an Zeit und Arbeit für dich investieren, obwohl sie dich noch gar nicht kennen und obwohl du morgen schon längst wieder abgezogen sein könntest.
4: Dieses Gefühl kennt glaub ich jeder. Es fühlt sich ein bisschen so an, als wenn die nervige, fette Fliege im Zimmer von ganz allein den Weg aus dem gekippten Fenster zurück in die Freiheit findet.
3: Das könnte zwei verschiedene Gründe haben. Entweder sind wir einfach grundböse und gemein geboren und empfinden diabolische Freude daran, dir deinen bescheidenen Wunsch zu verwehren, oder - nur ne gewagte Theorie - es könnte eventuell auch daran liegen dass du ein unverschämtes Gör bist und deswegen dein hundsdreckselendiges Buch absolut niemanden auf der Welt interessiert. Wirf ne Münze.
2: Wer diesen Weg gegangen ist, hat die Antwort bereits von der Fee bekommen.
1: Wer diesen Weg gegangen ist, hat die Antwort bereits von mir bekommen.
Hilfe meine freundin mag einen harry potter character den ich gar nicht gut finde und ich hab gedacht wir wären echte freunde aber jetzt ist sie es nicht mehr und jetzt blockiert sie mich aber ich blockier sie ja auch und jetzt blcokier ich sie auf einmal nicht mehr und sie hätl sie sich nicht an ihre eigene die blockierfunktion und ich wäre gern wieder freundinnen. könnt ihr da was machen?
Wisst ihr was? Das ist die perfekte Vorlage für mein Schlusswort.
Ich bin ganz offenbar im Leben irgenwo komplett falsch abgebogen und habe mich dadurch in eine Situation manövriert, in der der Eindruck entsteht, dass irgendetwas davon mein Problem ist oder mein Problem sein sollte, und dass ich auch nur das geringste damit zu tun haben möchte.
Macht das bitte in Zukunft ohne mich. Ich werde nun einen anderen Pfad gehen. Einen, in dem ich immer noch coole Dinge für wunderbare Leute bastle.
Okay, also was kommt für dich eigentlich als nächstes? Gibt es einen Plan?
Ja. Es wird vermutlich niemanden überraschen, aber Spiele. Natürlich wird Belle bis Ende des Jahres noch einen großen Teil meiner Zeit beanspruchen, aber das derzeitige Ziel für mich ist es einfach nur, Spiele zu machen. Die Momente, an denen ich hier am meisten Spaß hatte, war wenn ich Lore und Spielkram und Rätsel vorzubereiten konnte und wenn ich gesehen habe, wie ihr drüber herfallt, Strategien ausheckt und Theorien spinnt. Und genau das will ich in Zukunft machen.
Allerdings wird das in viel kleinerem Rahmen passieren. Keine Plattform, keine Community, noch nicht mal Online Multiplayer. Ich will keine offenen Baustellen mehr, keine zig Berge von Problemen oder Supportanfragen. Bugreports. Serverausfälle. Trolle. Konflikte zwischen guten Leuten...
Die nächsten Dinge, die von mir kommen, werden definitiv abgeschlossene, hochpolierte, stabil funktionierende Singleplayer-Erfahrungen oder allerhöchstens Couch Co-op für kleine Freundesgruppen. Denn Menschen, hab ich Eindruck gewonnen, sind ein bisschen wie Coke und Mentos. Alleine für sich sind sie eigentlich ziemlich cool. Aber sobald man sie auf engem Raum zusammenstopft, kommt man mit Nachputzen nicht mehr hinterher.
Ich würde mich wirklich sehr freuen wenn sich unsere Wege auch in Zukunft gelegentlich kreuzen. Und wenn ihr Freude an Belletristica hattet, dann halte ich es für sehr gut möglich, dass euch zumindest eins meiner zukünftigen Projekte eines Tages eine ähnliche Freude bereiten kann. Und das fände ich sehr schön.