1998
Vorsichtig lege ich sie ab...meine heiß geliebte Armbanduhr.
Für einige Tage werde ich nun ohne sie leben, oder besser...will versuchen ohne sie zu leben. Ich begebe ich mich auf eine Hütte in den Bergen, fernab von Zivilisation, Terminen und dem normalen Alltagstrott. Hier oben möchte ich erfahren wie es ist, ganz ohne Zeitgefühl, ohne Zeitdruck zu leben.
Mein Handgelenk fühlt sich nackt und leer an, nur ein blasser Abdruck lässt noch erkennen, wo meine Uhr es einst schmückte.
Mehrmals ertappe ich mich dabei, wie ich meinen Arm drehe und herunterschaue. Mein Körper ist schon regelrecht automatisiert, erst am dritten Tag habe ich es vergessen ständig drauf zu starren.
Ohne die Uhrzeit zu wissen, schwingt sich mein Körper langsam ein, auf die natürlichen Bedingungen zu reagieren:
Ich lege mich schlafen, wenn es dunkel wird und stehe auf, wenn die Sonne aufgeht...vorher ging ich mit dem Sonnenaufgang häufig ins Bett und stand erst am Nachmittag wieder auf.
Auch mein Hungergefühl verändert sich und ich esse dann, wenn ich wirklichen Hunger verspüre und nicht, weil jetzt Mittagspause ist oder der Lieblingsfilm mit einer Tüte Chips besser schmeckt.
Doch das beste ohne "Zeit" zu leben ist, dass jeglicher Druck von mir abfällt und ich innerlich zur Ruhe komme.
Nach diesen Tagen lege ich meine Uhr viel weniger an, aber zurück im Alltag bestimmt die Zeit wieder mein Leben und ich lasse mich viel zu oft von ihr geißeln.
2019
Es ist ein Versuch...einen Tag ohne Internet, Handy etc
Ich erkläre ihn zum Internetausfalltag!
Eine gefühlte Minute später:
Leute, ich sterbe....