Der ganze Körper tat mir weh - vom Kopf bis zu den Füßen konnte ich keine Stelle benennen, die nicht schmerzte.
Mein Kopf allerdings, der war wohl das Schlimmste. Er dröhnte, als wäre ich schon wieder stundenlang in der Sonne gewesen und hätte nicht genug getrunken.
Als ob ich aus diesem einen Julitag auf der Baustelle nichts gelernt hätte.
„Robin?“, flüsterte eine bekannte Stimme unsicher und ich versuchte blinzelnd meine Augen aufzuschlagen. Da mich jedoch nichts als Schwärze begrüßte und ich mich lieber nicht bewegen wollte, versuchte ich es mit einem „Ja?“. Auch daraus wurde jedoch nichts und mir entwich lediglich ein komisches Brummen. Sofort strichen mir zierliche Finger über den Arm und ich zuckte zusammen.
„Endlich bist du wach. Ich hatte mir schon solche Sorgen gemacht ...“ Endlich konnte ich die Stimme Kira zuordnen und registrierte doch zeitgleich ein komisches, regelmäßiges Piepen.
„Keine Angst, ich bin bei dir.“ Kira nahm meine Hand und drückte meine Finger, doch mein Herz begann nur noch mehr zu rasen. Ich blinzelte mehrfach, doch noch immer konnte ich nichts erkennen außer einer Mischung aus verschwommenen Grau- und Schwarztönen.
„Kira ...“ Meine Stimme klang rau und schwach und ich spürte, wie mir die ersten Tränen über die Haut rannen, als ich realisierte, was passiert sein musste. Sie legte eine Hand an meine Wange und ich hörte einen Stuhl über den Boden scharren, als sie scheinbar näher rutschte.
„Wir schaffen das, gemeinsam.“ Kiras Stimme zitterte, genau wie ihre Hand und ich versuchte mich um ihretwillen zusammen zu reißen.
„Die Ärzte sagen, es wird sich in den nächsten Wochen zeigen, wie weit sich dein Zustand wieder bessert“, flüsterte sie und ich umschloss ihre kalten Finger nur noch fester. Was sollte denn jetzt aus und werden? Was würde passieren, wenn ich in Zukunft nicht mehr arbeiten konnte? Eiskalte Angst breitete sich von meinem Herzen in meinem ganzen Körper aus.
Ich hörte das leise Rascheln von Papier, von einem Buch, das aufgeschlagen wurde und sobald ich die ersten Worte vernahm, wusste ich, was Kira da tat. Sie wusste, wie sehr ich Bücher liebte und wie schnell ich alles um mich herum vergessen konnte, wenn ich las. Eine weitere Träne entfloh meinen nutzlosen Augen als ich Kiras sanfter Stimme lauschte.
„Der Turm, der dort nicht hätte sein dürfen, bohrte sich an einer Stelle in die Erde, wo der dunkle Kiefernwald in Sumpf und Schilfrohr und die sich anschließenden Salzmarschen mit den windzerzausten Bäumen übergeht ...“