Panoptikum – 2. Geschichte.
„Nun komm schon, da geht’s lang!“, behauptete Alexander selbstsicher und deutete auf die linken Seitengasse.
„Sicher nicht! Da waren wir doch schon“, widersprach Jürgen jammernd.
„Nein. Die sehen nur alle ähnlich aus. Ich habe einen guten Orientierungssinn, nun komm.“
„Ja, das merke ich“, maulte Jürgen. „Wie lange irren wir hier jetzt schon in diesem gottverfluchten Nebel rum?“
Sein Freund zuckte ratlos mit den Schultern. Alex wollte nicht zugeben, aber er war sich tatsächlich nicht mehr sicher, ob sie noch richtig waren.
Dabei war es doch eigentlich nicht schwierig zu finden. Diese Kneipe, in der heute Live- Musik gespielt werden sollte. Nun waren sie schon mit der Schulklasse in einer Großstadt, und nun das.
Die beiden kannten sich schon seit Jahren und wollten heute, am 22.02., Alexanders 18. Geburtstag feiern. Offizielle feierte er seinen Jahrestag erst am Wochenende. Beide wollten aber endlich etwas Zeit für sich. In kleinen oder größeren Gruppen waren die Schüler losgezogen.
Und sie eben nur zu zweit.
Laut Reiseführer hatte sich das alles ganz einfach angehört – mit der U2 bis zur Endstation, dann nur noch die Hauptstraße drei Querstraßen weiter, dann noch zwei Kreuzungen, und sie hätten die Kneipe eigentlich schon entdecken müssen.
Dumm nur, dass die Strecke wegen einer technischen Störung gesperrt wurde und keiner ihnen sagen konnte, wie lange es dauern würde. Also hatten sie beschlossen, diesen kleinen Fußmarsch auf sich zu nehmen. Wofür hatte man denn ein Handy?
Anfangs hatte auch alles noch wunderbar funktioniert. Zwar insgesamt eine halbe Stunde, aber das konnte man doch gut laufen, oder?
Sie waren so ziemlich die einzigen Gäste gewesen, die sich in der U-Bahn befanden. Dieser Bahnhof lag einfach etwas abseits vom Zentrum – umso erstaunlicher auch, dass sich hier eine solch gute Kneipe befinden sollte. Aber der Reiseführer hatte sie noch nie betrogen und so machten sie sich zuversichtlich auf den Weg.
Bereits nach wenigen Minuten wurde es unangenehm. Nicht kalt, nein es war seltsam warm für diese Jahreszeit. Aber ein sich rasch ausbreitender Nebel sorgte für eine unangenehme Feuchtigkeit, die unter ihre Jacken kroch. Und dann hatten beide plötzlich kein Netz mehr.
„Ich verstehe das nicht! In einer so großen Stadt müssten wir doch überall LTE haben. Mit Google Maps wäre da alles kein Problem“, meckerte Alex. Seinen Geburtstag hatte er sich auch anders vorgestellt.
„Du kennst doch Deutschland und die Netzversorgung. Vielleicht ist durch die Feuchtigkeit ein Funkturm ausgefallen, was wie ich“, scherzte sein Freund.
„Ich schlage vor, wir gehen in die nächste Kneipe, die wir finden, einfach um uns aufzuwärmen. Wenn sie nicht zu heruntergekommen ist. Irgendwie wirkt hier alles alt und verlassen, findest du nicht?“
„Gibst du endlich zu, dass di dich verirrt hast?“, fragte Jürgen. „Aber du hat Recht. Hier gibt es echt noch viele Altbauten. Und kein Mensch auf der Straße. Ich sehe nicht mal Autos. Wo sind wir denn hier hingeraten?“
„Wir sind schon noch richtig. Unser Ziel liegt sicher gerade um die Ecke, nur sehen wir das bei dieser Dreckssicht nicht. Aber den Reiseführer, den werfe ich gleich im Hotel in den Papier…“
Das Geburtstagskind verstummte abrupt, als beide aus einiger Entfernung ein seltsames Krachen hörten. Auch waren aus dieser Richtung Stimmen zu hören, die sie nicht richtig zuordnen konnten.
„Verdammt, was war das?“, flüsterte sein Freund.
„Keine Ahnung. Hörte sich fast so wie eine Explosion an. Ich…“
Ein lauter Knall ertönte, deutlich lauter als der erste. Auch schienen die Geräusche langsam näher zu kommen.
„Sag mal, stinkt es hier nicht auch noch mit einem Male?“
„Ich weiß nicht, Wir sollten schleunigst hier weg. So ganz geheuer ist mir die Sache nicht.“
Während sich beide noch beunruhigt anstarrten, lichtete sich der Nebel kurzzeitig ein wenig. Eine einzelne Gestalt wurde sichtbar. Verwirrt blickte sie sich suchend umher – offensichtlich noch jemand, der sich verirrt hatte. Als er die beiden jungen Erwachsenen entdeckte, stutze er ein wenig, ehe er dann auf sie zukam.
„Der Typ ist komisch“, flüsterte Jürgen misstrauisch. „Schau mal was der für eine komisch Uniform anhat. Vielleicht ist da so ein Reichsbürger oder so.“
„Ach was!“ Der Freund hatte ebenfalls seine Stimme gesenkt. „Davon habe ich noch nie gehört. Dafür gibt es sicher eine ganz einfache Erklärung!“
Unschlüssig, was sie tun sollten, blieben beide nur ratlos stehen. Nicht lange, und der Fremde hatte zu ihnen aufgeschlossen.
„Hey guys. What are you doing here?”, fuhr er sie ungehalten an.
Ohne Zweifel eine alte Uniform.
„Ex.. Excuse me. So… Sorry for my bad English… We are…”, stotterte Alex unsicher. Dieser Typ, dann diese rätselhaften Geräusche – gerade wieder krachte es aus der Ferne – führten dazu, dass er sich gerade nicht besonders wohlfühlte. Was wohl auch für seinen Freund galt, der unwillkürlich näher zum ihm gerückt war.
“Ah, German”. Der seltsame Unbekannte schien kurz nachzudenken, ehe er mit einem starken amerikanischem Akzent fortfuhr: „Ich bin jetzt schon so lange in Deutschland, dass ich es einigermaßen spreche.“ Plötzlich verfinsterte sich seine Miene. „Ihr solltet nicht hier sein. Zu gefährlich. Was macht ihr hier?“
Mit einem Male regte sich Alexanders Trotz. Was fiel diesem Kerl ein? Sie so anzufahren, und dann noch zu duzen? „Wir haben alles Recht, hier zu sein. Wir sind hier ein freies Land. Und wir laufen wenigstens nicht in so seltsamen Kostümen rum.“
Wie zur Antwort hörte man nun erneut Geräusche, die nicht hierher zu gehören schienen. Zwar weit entfernt und daher gedämpft, aber es schien sich um Menschen zu handeln, die laut durcheinander schrien und irgendwelche Kommandos brüllten. Ebenfalls auf Englisch, wie man den Wortfetzen entnehmen konnte.
Jürgen fing auf einmal an zu grinsen. „Natürlich! Ich habe davon gelesen, dass hier ein historischer Film gedreht wurde. Ich dachte nur immer, erst in ein paar Wochen.“
Der Uniformierte musterte ihn verwirrt, dann nickte er. „So war es gedacht.“
„Ich verstehe. Dann wurden die Dreharbeiten vorverlegt. Oder sind das einfach Vordreharbeiten?“
Der Fremde schnaubte ungehalten. „Vielleicht. Ich frage euch nochmal, weshalb ihr hier seid?“
„Mein Freund hier, Alexander, hat heute Geburtstag und wir haben von einer Kneipe gelesen, die hier sein soll und ganz großartige Livemusik haben soll.“
Der Mann schüttelte den Kopf. „No. Die findet ihr hier nicht.“ Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Geburtstag, so?“
Erneut waren diese Geräusche zu hören.
„Das sind Kampfgeräusche, nicht wahr? Sie drehen irgendeine historische Schlacht nach.“
„In etwa“, antwortete der Schauspieler nach einigem Zögern. Dann schien er zu einem Entschluss gekommen zu sein. „Ich bin für heute schon fertig. Ihr findet nicht mehr zurück, nehme ich an?“
Alexander wollte das leugnen, aber sein Kumpel war schon dabei, zu antworten: „Ja, sieht so aus. Vielleicht können Sie uns helfen?“
Der Mann nickte. „Ja. Wir müssen nur leider etwas warten, bis sich der Nebel verzogen hat. Ich bin übrigens George. Und habe auch heute Geburtstag.“
„Echt? Das ist ja ein lustiger Zufall. Dann dürfen wir uns wohl gegenseitig gratulieren“. Alexander verkniff sich die Frage, wie alt der Fremde wohl heute geworden war – er schätzte seinen Gegenüber auf um die Mitte Vierzig.
Erneut hörte man im Hintergrund seltsames Geräusche. Eine Art „Klack, klack, klack“, ein Grollen, dann etwas, was sich wie Kanonenschüsse anhörte, wie man es aus Piratenfilmen kannte.
„Ist das eine Schlacht, was sie nachstellen?“, fragte Jürgen neugierig.
George seufzte vernehmlich. „Ich kann darüber nichts sagen. Aber ihr gehört da nicht hin, zur Front da drüben.“
Beide Freunde schauten sich verblüfft an. Aber machte das einen guten Schauspieler nicht aus? Sich so in eine Rolle hineinzuversetzen, dass man meinte, es geschehe wirklich?
Alexander kannte sich mit Uniformen nicht aus, aber es war keine einfache Soldatenuniform – demnach stellte George wohl einen Offizier oder dergleichen dar.
„Meine Anwesenheit ist im Moment entbehrlich. Also kommt, wir sollten Unterschlupf finden, bis sich der Nebel lichtet. Ich kenne da einen guten Ort.“
George zögerte nicht länger, sondern machte sich rasch auf den Weg. Mit einer Handbewegung forderte er sich auf, ihn zu begleiten.
„Uns bleibt wohl nichts anderes übrig“, flüsterte Jürgen seinem Freund zu. „Nicht, dass wir noch in das Drehgebiet hineinlaufen und richtigen Ärger bekommen. Notfalls sind wir ja auch zu zweit.“
„Hast recht“, kam die gewisperte Antwort und beide eilten dem verschwindenden Mann hinterher. Der Nebel wollte sich einfach nicht auflösen und so mussten sie schon alle nahe beieinander bleiben, um sich nicht zu verlieren.
Nach mehrmaligen Abbiegen in verschiedene Richtungen, durch seltsam verlassene Gassen und kleinen Parks, kamen sie bald zu einem kleinen Haus, dessen Tür unverschlossen war. Es schien schon länger leerzustehen – zumindest machte es einen eher verwahrlosten Eindruck.
George ging zielsicher hinein. Routiniert griff er nach einer Petroleumlampe links auf einem Regal und einer Streichholzschachtel, die daneben lag. Schnell war sie angezündet und er ging mit dem Licht zum Tisch, der in der Mitte des Raumes stand, und stellte sie dort ab.
„Ich weiß, das kommt euch hier jetzt seltsam vor. Wir warten hier einfach ab, bis ihr wieder zurückkönnt. Besonders viel Luxus hat dieses Haus nicht, aber wenigstens sind wir nicht mehr Wind und Wetter ausgesetzt.“
‚Wenig Luxus‘ war eine schamlose Untertreibung. Lediglich der alte Tisch mit vier Stühlen sowie zwei große Schränke befanden sich im Raum. Ansonsten war er einfach leer. Keine weiteren Regale, Bilder, Teppiche oder sonst irgendetwas, was diesen Ort ein wenig behaglicher gemacht hätte. Stattdessen jede Menge Spinnweben an den Wänden und Staubflusen auf dem Boden.
Ob es sonst im Haus auch so aussah?
Alex hatte gar keine Lust, es herauszufinden. Das hier alles wirkte – seltsam. Unwirklich. Wie aus einer anderen Welt und Zeit.
„Gibt es hier keinen Strom?“, maulte Jürgen unverblümt.
„Ich bedaure, nein“, entschuldigte sich der Schauspieler. „Wir könnten uns aber die Zeit vertreiben und ein wenig von uns erzählen. Wie ich euch schon sagte, heiße ich George. Ich bin schon länger hier in dieser Stadt, aber ursprünglich bin ich Farmer, habe aber auch eine Zeitlang vermessen. Und wie ist es mit euch? Was führt euch hierher?“
„Wir sind mit der Schulklasse hier, für eine Woche. Das übliche eben, wir besuchen einige bekannte Gebäude und Museen. Meist eben ziemlich langweilig. Morgen steht zum Beispiel das Wachsfigurenkabinett auf dem Programm. Ich fürchte, das wird auch wieder öde.“
„Ihr besucht das Panoptikum?“ Ihr Gesprächspartner sah auf. Ein Schmunzeln erschien auf seinen Lippen. „Ich kann euch da beruhigen. Das lohnt sich. Ihr werdet sehen. Ein unvergessliches Erlebnis. Versprochen!“
„Woher sprechen Sie so gut deutsch?“, bohrte Jürgen weiter und wechselte damit abrupt das Thema. Er wollte nicht weiter über diese blöde Ausstellung von morgen reden. Er hatte jetzt Freizeit, keine Schule.
Der Mann ging darauf ein.
„Ich bin schon recht lange hier“, verriet er. „Was kaum einer weiß, ich hatte in meiner Jugend einige deutschstämmige Freunde und konnte daher ein wenig von eurer Sprache. Den Rest habe ich mir durch Zuhören und nächtliche Sprechübungen beigebracht.“
„Nächtliche Sprechübungen? Aber gut, als Schauspieler hat man sicher wenig Zeit tagsüber, oder?“
„Es geht nur in der Nacht“, gab George kryptisch zurück. „Aber nun zu euch – erzählt ihr mir ein wenig von euch? Ich habe selten Gelegenheit, mich mit euresgleichen zu unterhalten.“
Alex rüttelte am Arm seines Freundes. „Jürgen, du Schlafmütze wach auf! Wir sind gleich da!“
„Oh, jetzt bin ich doch tatsächlich in der U- Bahn eingeschlafen.“
„Das Erlebnis mit George hat dich wohl ziemlich mitgenommen, oder?“, kicherte der 18- jährige.
„Nein, aber seltsam war es.“
„Ja, das stimmt allerdings.“
Sie hatten sich in dem verlassenen Haus noch sicher eine Stunde mit George unterhalten. Oder eher gesagt, er sich mit ihnen. Denn von sich selbst hatte der Schauspieler wenig preisgegeben – stattdessen hatte er sich neugierig über den Alltag eines Schülers berichten lassen. Die beiden wussten bei Gott nicht, was daran so interessant sein sollte, vor allem für einen Erwachsenen. Natürlich hatten sie ihm nicht alles erzählt – eher Belangloses und Alltagsgeschichten.
Immer wieder hatten sie George gebeten, im Gegenzug etwas mehr über sich zu erzählen.
„Ihr werdet morgen einiges erfahren können“, war die Antwort gewesen. „Wenn wir uns wiedersehen.“
Beide hatten schließlich aufgegeben. Vielleicht war das bei Darstellern auch normal, nichts Privates von sich preiszugeben – man wusste ja, dass die Presse gerne alles laut verkündete und die Wahrheit verdrehte. Und so gut kannten sie sich gegenseitig einfach nicht.
Nach etwa einer Stunde hatten sie das Gebäude verlassen. Kein Kampfgeräusch mehr, und der Nebel hatte sich doch tatsächlich verzogen.
George hatte sie noch sicher bis kurz vor die nächste U- Bahn- Station begleitet, ehe er grußlos wieder im Dunkeln der Nacht verschwunden war.
„Er sagte doch bis morgen. Heißt das, wir sind heute zum offiziellen Setting eingeladen?“
„Auf jeden Fall gehen wir da natürlich wieder hin. Vielleicht können wir ja diesmal sogar beim Drehen zusehen“, hoffte Jürgen.
Weiter kamen sie mit ihrer Unterhaltung nicht mehr, da sie nun aussteigen mussten. Das Wachsfigurenkabinett war nur zwei Minuten von der Haltestelle entfernt.
„Da steht tatsächlich Panoptikum, so wie George es gestern gesagt hatte. Das ist doch ein furchtbar altmodischer Name, oder?“
Ja, ohne Zweifel.
„Hört alle zu“, mahnte der Lehrer, während er bereits die Eintrittskarten verteilte. Unsere Führung ist erst um zehn Uhr, ihr könnt euch also noch etwas für euch umsehen. Zehn vor zehn dann wieder am Eingang.“
Also blieb ihnen eine halbe Stunde. Vielleicht hatten sie ja Glück und die Führung war interessant.
„Wir gehen zu zweit, oder?“, bat Jürgen seinen Freund.
„Klar. Komm, wir gehen.“
Die Ausstellung hatte tatsächlich eine bunte Mischung aller möglichen Figuren. Aus der neueren Zeit, wie Stars aus Film und Fernsehen, aber auch Fantasiegestalten wie Spiderman oder Batman. Ein Wegweiser zeigte an, dass oben einige historische Personen nachgebildet waren.
„Mal schauen, ob sie auch Napoleon haben. Der war doch so klein, oder?“
Während sie frotzelnd die Treppe hinaufgingen, war die Stimme einer Frau zu hören. Ganz offensichtlich war oben gerade eine Führung.
„Und hier sehen Sie eine Nachbildung von George Washington. Geboren wurde er am 22. Februar 1732, gestorben am 14. Dezember 1799. Er wurde also 67 Jahre alt, ein stolzes Alter für damalige Zeit. Als Oberbefehlshaber der Kontinentalarmee von 1775 bis 1783 war er einer der Gründerväter der USA und war, wie Sie sicher wissen, der erste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.“
„Die hat wohl Wikipedia auswendig gelernt“, lästerte Jürgen grinsend.
Sie waren nun oben angelangt.
„Die Figur George Washingtons ist sehr beliebt und regt bei vielen unseren Besuchern offensichtlich immer wieder ihre Fantasie an. Vor einer Woche behauptete einer der Gäste sogar, ihm persönlich begegnet zu sein…“
„Nicht Wikipedia“, flüsterte Alex. „Ein Märchenbuch trifft es da wohl eher.“
„Warten wir, bis die weg sind. Den möchte ich mir doch in Ruhe ansehen.“
Es dauerte einige Minuten, bis sich die kleine Menschenmenge in den benachbarten Saal verzogen hatte. Die Stimme der Führerin war nur noch gedämpft zu hören und die beiden Freunde konnten sich nun ungehindert den Raum ansehen.
Nicht nur Napoleon, auch andere Berühmtheiten wie Caesar, Friedrich der Große, Attila, Bismarck oder J.F. Kennedy waren dargestellt. Und eben – George Washington.
Als Alex die Figur erblickte, kniff er ungläubig die Augen zu, um sie dann wieder zu öffnen.
Das musste ein Trugbild sein.
Rasch griff er mit seinem Arm nach Jürgen, der jedoch mit einem Male sehr bleich im Gesicht war und auf die Statue starrte, als sei sie ein Gespenst.
„Das gibt es doch nicht, oder? Sag mir, dass ich träume, Jürgen.“
George Washington. Diese Figur, die hier stand, sah genauso aus wie der George, dem sie gestern begegnet waren. Haargenau das gleiche Gesicht, die gleichen Haare, die gleiche Statur. Sogar die Uniform stimmte.
Er schloss erneut die Augen. Das konnte alles nicht sein.
„Hast du das gesehen?“, rief sein Freund nun. Seine Stimme war schwer zu deuten - Angst, Verunsicherung oder Aufregung und Freude?
Vielleicht eine Mischung aus allem.
„Was habe ich?“ Alexander öffnete notgedrungen wieder seine Augen, schaute aber bewusste in eine andere Richtung. Er wollte das jetzt nicht sehen.
„Ich bin mir ganz sicher, Alex. George – er hat mir gerade zugezwinkert.“