Kapitel 123
Steff band eilig einen einfachen Stoffgürtel über die graufarbene Seidentunika und trottete neben Cullen her. Ganz in seine Gedanken vertieft. Er fühlte sich unvorbereitet und er hasste diese Sensation.
“Welche meiner Geschwister kommen?”, unterbrach er die Stille der Tunnel und mochte es gar nicht, wie seine Stimme durch sie entlang getragen wurde. Jeder der sich hier unten befand, würde ihr Gespräch ohne Probleme mit anhören können.
“Der Zweitgeborene Oliverius Maximilian Trevelyan, welcher, als Ihr im Zirkel wart, das Erbe inne hatte. Eure Schwester Estefania Maxim Trevelyan und einer Eurer jüngeren Brüder Georgius Maxwint Trevelyan.”
“Das meiste, was ich über meine Familie weiß, kommt von der Korrespondenz mit meiner Tante. Sie ist die Schwester meines Vaters und von meiner Großmutter, ebenfalls väterlicherseits. Sie kannten den Alten wohl gut genug um zu ahnen, dass er mich trotz allem nicht aufgeben wollte…”
Steff hielt in seinem Schritt inne. Die Emotionen, die diese Tatsache in ihm weckte trieben ihm die Tränen in die Augen. Wütend auf seine Schwäche wandte er Cullen den Rücken zu. Er hasste es, wenn seine Emotionen sich ihm zu sehr bemächtigten. Mit aller Kraft grub er seine Fingernägel in seine Handflächen um den Gefühlsanfall zu überwinden.
“Tut das nicht…”, hauchte Cullen an seiner Seite und zog ihn in eine Umarmung. “Ihr müsst mir nichts beweisen. Ich weiß wie stark Ihr seid. Unbezwingbar. So viel was Ihr stumm ertragt. Bitte…” Die kräftige Hand seines Geliebten legte sich an sein Kinn. Zwang ihn aufzublicken in die großen honigfarbenen Tiefen seiner Augen. Steff schoß das Blut in die Wangen und all sein Widerstand schmolz dahin. Seine mühsam aufgebauten Mauern wurden von seinem Templer mit nur einem Blick niedergerissen. Selbstbewusst, entschlossen jedes Hindernis für ihn zu überwinden, voller Liebe und Hingabe sah sein Kommandant ihn an. Nach allem was er erlebt hatte, gab er ihm doch das Gefühl genug Kraft für sie beide zu haben.
Steff stand wie verzaubert da. Vollkommen in den Augen seines Kommandanten versunken, schwebte er auf der Welle seiner Gefühle. Cullens Mundwinkel verzog sich zu einem fast überheblichen Schmunzeln und der Inquisitor errötete noch tiefer. Die Hand, welche sein Kinn festhielt neigte seinen Kopf etwas nach hinten und Cullens feuchte Lippen legten sich auf die seinen. Der Kuss war so voller Leidenschaft, dass Steffs Verlangen erneut erwachte. Sein leises Aufstöhnen wurde von den Lippen seines Geliebten gedämpft und auch wenn er wusste, dass ihr Liebesspiel weit durch die Tunnel getragen werden würde, er konnte der Macht seines Kommandanten nicht widerstehen.
Verzweifelt biss er sich auf die Unterlippe, als Cullen ihn herum drehte und gegen die Wand des Tunnels drückte. Dieser brachte sich hinter ihn. Sein Templer ließ seine auferlegte Keuschheit fallen und mit einer Aktitut die sagte, dass er genau wusste was er wollte, schob er Steffs Tunika seine Hüfte hinauf und mit der für ihn so typischen kontrollierten Lust, drang er zärtlich Stück um Stück in ihn. Steff wollte vor Verlangen aufschreien doch Cullens Hand legte sich auf seinen Mund, seine Lippen raunten in sein Ohr: “Max...ich liebe dich. Ich brauche dich...diese Tage ohne dich...ich muss dich fühlen. Bitte. Erlaubt mir…”
Steff nickte. Ja! Sein Herz raste. Sein Blut rauschte durch seine Adern, bauten auch in ihm animalischen Druck der nach Erlösung verlangte. Cullen stieß fest und hart in ihn. Brachte sich zielstrebig zum Höhepunkt, kein Laut kam über dessen Lippen. Templer und ihre Selbstdisziplin. Na warte, dachte Steff. Zog sich mit einer fließenden Bewegung von seinem Liebsten zurück, dass diesen immerhin ein kleines lustvolles Wimmern entlockte. Dann brachte er sich hinter Cullen und weniger sanft als dieser drang er fordernd in ihn. Er sah wie sich sein Templer an der Wand festzukrallen versuchte. Seine Lippen zu einem stummen Schrei geformt. Allein der Anblick brachte ihn beinahe zum Höhepunkt. Doch er wollte Cullen nicht so leicht davonkommen lassen. Er streckte seine Hand aus und ließ seine Magie um Cullens Oberschenkel fließen. Beobachtete wie sich sein Templer zu beherrschen versuchte. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Seinen Kopf hatte er in den Nacken geworfen. Die blonden Locken hingen ihm wild und ungebändigt ins Gesicht. Der Anblick war zu viel. Seine Sinne explodierten und in letzter Sekunde vergrub er seine Zähne in Cullens Schulter um nicht laut aufzuschreien. Schwer atmend stand er da und ließ von seiner Magie ab. Auch wenn er fühlte, dass Cullens Lust erneut geweckt war.
“Ihr bringt mich noch um den Verstand...Ich hoffe diese Bäder taugen zu etwas. Ich würde Euch gern noch einal verwöhnen, bevor die Welt wieder unsere Aufmerksamkeit einfordert...eh...was meintet Ihr da vorhin?”
Belustigt beobachtete er, wie sein Kommandant sein Hemd und seine Hose richtete, seine Haare glatt strich und mit übertrieben neutralem Gesicht fortfuhr: “Eure Familie Inquisitor…”
“Nein, nein ich meinte das andere...ihr habt mich also vermisst? Heißt das Ihr habt nie mit meinem Körper…”
“Er roch nicht nach Euch.”
“Warum mache ich mir eigentlich die Mühe, wenn ich von einer Mission zurückkomme, mich erst mal im Schnee zu waschen, bevor ich die Himmelsfeste betrete?! Ich erfriere jedesmal fast um vor Euch gut auszusehen. Hmpf. Ich werde nie wieder Duftöle benutzen. Alles was es braucht meinen Liebsten zu betören, ist sich in meinem Blut und Schweiß zu präsentieren...”
Den gesamten Weg bis zu den Bädern, musste er immer wieder über diesen Gedanken kichern.
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Cullens Bauch kribbelte verrückt vor Glück, als der Inquisitor, welcher neben ihm lief, immer wieder vergnügt vor sich hin kicherte. Er verstand zwar nicht ganz was genau diesen so amüsierte, aber es war auch nicht wichtig. Diesen gut gelaunt zu sehen, war das schönste was er sich vorstellen konnte und er wünschte sich, dass Steff öfter so ausgelassen wäre. Doch leider waren diese Momente, die sie ganz privat für sich hatten und in denen er einfach er selbst sein konnten, sehr selten. Bald würde die Welt ihn seinen Inquisitor wieder entführen. Krampfhaft versuchte er nicht daran zu denken, sondern nur den Moment mit ihm zu genießen.
Die Tunnel waren ein einziges Labyrinth. Doch ohne Probleme leitete er sie hindurch. Steff hielt sich dicht bei ihm und an dessen Gesicht las er, dass dieser bereits die Orientierung verloren hatte.
“Wir sind gleich da. Diese Tür führt uns in die Gärten und dort drüben ist der Eingang in die Bäder”, erklärte er.
Sie schritten Seite an Seite die lange Treppe herab. Der Wasserdampf schlug ihnen bereits entgegen, noch bevor sie die letzte Stufe erreicht hatte. Doch im Gegensatz zum ersten Mal das her hier her kam, fand er diesmal die Luft angenehm warm.
Er war froh, dass es noch mehrere Stunden bis Sonnenaufgang war. So fanden sie die Bäder vollkommen ungenutzt vor. Er hatte zwar gedacht, niemals wieder hier herunter zu kommen, doch der Gedanke mit Steff zu baden, erschien ihm gerade bedeutend vielversprechender, als noch vor ein par Tagen.
Da er um Steffs Angst vor Wasser wusste, wartete er bevor er sich auszog, um seinem Geliebten etwas Zeit zu geben. Er beobachtete, wie Steff misstrauisch das Bad betrachtete. Dann seufzte dieser, ließ seine Tunika von seinen Schultern gleiten und ließ sich an den Rand des Wasserbeckens nieder. Vorsichtig tauchte er seine Füße hinein. Sein Gesicht entspannte sich und er schloss sogar die Augen. Das warme Wasser schien ihm zu gefallen.
Cullens Blick fiel auf Steffs blau verfärbte Schulter und er erschrak etwas. Wie war es möglich, dass er bei seinem Magier nie wusste, wann er Schmerzen hatte? Es musste ihm doch ungemein weh tun und doch lächelte ihn der Inquisitor einladend über seine Schulter hin an, als spürte er keine Unannehmlichkeit.
Dessen Selbstbeherrschung bewundernd, zog er sich Hemd und Hose aus, faltete sie ordentlich zusammen, klaubte Steffs Robe vom Dampf feuchten Boden auf und legte sie auf eine Steinbank am Rand der Bäder. Neben der Bank stand ein Korb, welcher von Dienern für die Besucher bereitgestellte Utensilien enthielt. Ein flauschig aussehender Schwamm erweckte sein Interesse und da sie hergekommen waren sich zu waschen, nahm er ihn an sich. Dann gesellte er sich zu seinem Geliebten und setzte sich neben ihn an den Rand.
Eine kleine Weile saßen sie schweigend beieinander. Der Inquisitor planschte in Gedanken mit den Füßen im Wasser und Cullen saß einfach da, genoss Steffs Anblick.
“Worüber schreibt Ihr, wenn Ihr Eurer Schwester schreibt?”, fragte der Magier ihn etwas unbeholfen und Cullen fühlte Mitleid in ihm aufsteigen. Von Lelianas Berichten wusste er, dass Steff praktisch keinen Kontakt mit seiner Familie hatte. Außer seinem Vater hatte ihn der Rest der Familie gemieden. Die Berater hatten bis jetzt noch nicht herausgefunden, warum das so war.
“Ich habe ihr ein wenig über uns erzählt. Nichts persönliches. Nur, dass ich glücklich bin. Sie würde Euch gern kennen lernen. Vielleicht irgendwann, wenn die Welt sicherer ist, könnten wir sie besuchen?”
Der andere hatte nicht damit gerechnet. Dann ganz langsam trat Verstehen in seine Züge. Mit großen glänzenden Augen sah er ihn an. In seine Wangen trat ein sanftes rosa und er lächelte: “Gern Cullen.”
Wieder saßen sie entspannt schweigend beieinander. Genossen die Nähe des anderen. Dann nach einer kleinen Weile ließ sich Cullen in das warme Wasser gleiten, tauchte unter. Als er wieder hochkam fühlte er sich schon bedeutend besser. Mit den Fingern strich er sich die Haare zurück.
“Dabei könnte ich Euch stundenlang zu sehen”, meinte der Inquisitor verträumt. Cullen streckte einladend seine Hände aus und hielt sie Steff entgegen. Dieser sah ihn einen Moment unsicher an.
“Ich bin hier um Euch zu beschützen. Es wird Euch nichts geschehen”, raunte er beruhigend.
Tatsächlich ließ sich der Inquisitor ins Wasser gleiten und kam auf ihn zu. Cullen schloß ihn in seine Arme und drückte ihn an seine Brust: “Mit mir an Eurer Seite seid Ihr sicher. Habt keine Angst.”
Er schöpfte mit dem Schwamm immer wieder ein wenig Wasser und ließ es über Steffs Brust fließen. Begann diese geduldig Muskel um Muskel zu waschen. Sein Magier ließ es sich gefallen. Mit halb geschlossenen Augen stand er da, seine Lippen leicht geöffnet, die Wangen gerötet. Die Art wie sein Geliebter auf ihn reagierte ließ sein Herz schneller schlagen. Er hätte nie erwartet, wie viel Freude es ihm machte zu sehen, wie Steff seine Berührungen genoss. Es war alles was er sich wünschte, seinen Geliebten glücklich zu sehen.
Er nahm sich Zeit. Hin und wieder hauchte er einen Kuss auf seine Haut, lauschte dem leisen Aufstöhnen seines Magiers immer, wenn er eine sensible Stelle berührte. Lernte wo es ihn erregte oder wo es ihn entspannte. Er versuchte sich jeden Zentimeter seines Geliebten einzuprägen. Zu lernen. Er wollte wissen, was diesem gefiel, um ihn glücklich zu machen.
Er ging um Steff herum und tauchte den Schwamm einmal mehr ins Wasser. Ganz vorsichtig tupfte er auf dessen verletzte Schulter. Nur an der Art wie der Inquisitor seine Muskeln anspannte, ließ sich erkennen, dass sein Geliebter Schmerzen hatte.
“Ich habe eine gute Wundsalbe von Minda in der Wachstube.”
“...Danke”, hauchte dieser mit einer Stimme, rau vor Erregung, welche Cullen einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte.
Steff drehte sich zu ihm um, dessen Lippen suchten die seinen. Sein Mager schloss die Augen und küsste ihn innig. Die Hände des Inquisitors krallten sich fast schmerzhaft in seine Muskeln. Er spannte sie an um seinem Liebsten den Widerstand zu geben, den dieser suchte. Genoß das Gefühl Steffs kräftiger Hände. Sein Magier drückte sich fest an ihn. Dessen Erregung presste gegen die seine. Sie hielten schwer atmend inne und einen Moment lang blickten sie sich in die Augen. Cullen lächelte, drehte sich um, lehnte sich vor und stützte sich auf den Rand des Beckens. Einladen sah er über seine Schulter. Steff stand da und seine grünen Raubtier Augen ruhten hungrig auf ihm. Nahmen seinen Anblick in sich auf. Es erregte ihn zu tiefst, wie sein Geliebter ihn ohne Scham betrachtete.
“Ich bin dein…”, hauchte er. Woraufhin sich der Magier fest auf die Unterlippe biss, seine vor Lust zitternde Hand hob und einen Zauber wob, der Cullens Erregung umschloß. Er stöhnte auf. Die Magie fühlte sich warm an. Floß um seine Schenkel, massierte seine intimsten Stellen. Sein Körper spannte sich vor Lust an. Er warf den Kopf zurück, schloss die Augen und ein kehliger Laut entrang sich ihm.
Er fühlte wie Steff hinter ihn trat. Dessen Hand legte sich an seinen Hals, fuhr mit seinem Finger seine Kehle entlang, während seine andere dessen Glied zwischen seine Pobacken führte. Mit einer einzigen fließenden Bewegung drang dessen gesamte Länge in ihn ein. Er fühlte dessen heißen Atem an seinem Ohr: “Mein…”, raunte Steff voller Verlangen, zog sich fast vollständig aus ihm zurück, um erneut mit aller Kraft in ihn zu stoßen. Der Magier umfasste seine Hüfte, dann hob dieser eine Hand zum Schlag und...Steffs Magie verschwand mit einmal. Sein Geliebter begann zu zittern. Er fühlte, wie sich der Inquisitor hinter ihm verkrampfte, sich dessen Erregung vollkommen abkühlte und er sich eilig aus ihm zurück zog. Besorgt wandte er sich um.
Steff war vollkommen blass geworden und starrte verloren ins Leere. Seine zitternden Hände hielt er Millimeter über der Wasseroberfläche als hätter er Angst diese zu berühren.
“Max…?”, fragte Cullen sanft. Richtig vermutete er, dass sich sein Magier an etwas erinnert haben musste, was Phil ihm angetan hatte. Es war alles noch zu frisch.
“Komm wir setzten uns an den Rand”, sprach er und versuchte seine Stimme so sanft wie möglich zu halten. Er trat einen Schritt auf Steff zu und deutete einladen auf den Beckenrand, wagte jedoch nicht den Magier zu berühren.
“Niemand wird dir etwas tun, Max...ich verspreche es. Du bist in Sicherheit. Komm.”
Ganz langsam wandte sich Steffs Gesicht seinem zu und seine Augen klärten sich: “Ich habe keine Angst um mich. Ich habe Angst, dass ich dir etwas antun könnte. Bitte verzeih, wenn ich dir weh getan habe. Ich habe nur an mich gedacht, verzeih…”
Er wagte seinen Magier in den Arm zu nehmen und hielt ihn als dieser sich verzweifelt an ihn klammerte. “Sieh mich an, Max”, sagte er ernst und warte bis sein Geliebter seiner Aufforderung nachkam. Dann lächelte er aufmunternd: “Versprich mir, dass du heute abend zu mir kommst. Vielleicht kannst du mir von deiner Fantasie erzählen? Ein Teil von dir scheint mir wehtun zu wollen. Vielleicht um sich sich an einem Templer zu rächen, für das was ein anderer dir angetan hat?
Damals war ich wütend auf alle Magier. Auch auf jene die mir nichts getan haben. Ich will nicht, dass du mir weh tust, aber ich verstehe den Gedanken. Bitte…” Cullen strich Steff eine Strähne hinters Ohr: “Vertrau mir. Du kannst mir davon erzählen und wenn es dir hilft…” Cullen schluckte schwer, als er an die langen Nächte von Kirkwall und Sehnsuchts Folter dachte und doch, obwohl er wusste, was es bedeutete, für Steff würde er alles ertragen: “...wenn es dir hilft. Ich bin dein…”
Bei den Worten beugte er sich vor und küsste Steff zärtlich. Dann lächelte er, drehte sich um, suchte seine Kleidung, zog sich an. Er wollte seinen Magier nicht unter Druck setzen und er spürte instinktiv, dass dieser einen Moment für sich brauchte. Bevor er ging um Steff Zeit zu geben, sich wieder zu fangen, drehte er sich noch einmal um: “Du weißt, wo du mich finden kannst. Jederzeit.” Dann ging er hinaus.