Der Prompt: Kopflos
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August 2009, Gotland, Schweden
»Halt sie fest«, rief Riley über den Hof, aber es war zu spät. Die fuchsfarbene Stute hatte sich losgerissen und galoppierte kopflos den Weg zu den Koppeln hinunter.
»Fuck«, fluchte Tyler und trat gegen den Reifen des Traktors, der das Pferd erschreckt hatte. Dabei hatte der junge Mann doch nur eine Runde über den Hof drehen wollen. Dass die Stute neu und unerfahren mit diesen Geräuschen war, hatte er nicht gewusst. Auch nicht, dass sie so panisch reagieren würde. Woher auch? Er hatte doch kaum Ahnung von Pferden.
»Los komm, wir müssen sie einfangen«, unterbrach Rye seine Gedanken und rannte an ihm vorbei.
Tyler schaute dem anderen einen Sekundenbruchteil hinterher, bevor auch er zu laufen begann.
»Aber da unten kann sie doch nicht weg«, rief er, als er neben Riley aufgeschlossen hatte.
»Nein, aber der Strick hängt noch dran. Sie könnte irgendwo hängenbleiben oder springt über den Zaun. Wir müssen sie einfangen, also nimm die Beine in die Hand«, knurrte Riley und Tyler nickte stumm.
Alles seine Schuld, wenn das Tier sich verletzen würde.
Am Ende des Weges verlangsamten die Jungs ihren Lauf und blieben schließlich am offenen Tor der Koppel stehen.
»Du bleibst hier und passt auf, dass sie nicht abhaut. Ich versuche, sie einzufangen.«
Tyler nickte und sah ihm nach, als Riley langsam auf die Stute zuging. Diese stand in der Mitte der Weide und beobachtete ihn mit geblähten Nüstern. Leise sprach der Jugendliche auf das nervöse Tier ein. Er hatte es fast erreicht, als es in der Nähe knallte - wie die Fehlzündung eines Autos - und das Pferd einen Satz nach vorne machte, Riley dabei zu Boden riss. Der junge Mann hörte sich noch »Tyler, halt sie auf« schreien, dann spürte er einen Schlag an seiner Schläfe und ihm wurde schwarz vor Augen.
Zögerliches Schütteln an seinen Schultern brachte ihn wieder zu Bewusstsein.
»Oh Mann, da bist du ja wieder.« Tyler kniete neben ihm und seine blauen Augen glänzten feucht. Angst war darin zu sehen.
»Keine Sorge, ich bin nicht so schnell totzukriegen«, erwiderte Rye brummend, obwohl sein Kopf zu explodieren schien. Ohne weiter zu überlegen packte er den anderen an seinem Shirt, zog ihn zu sich herunter und küsste ihn sanft.
Mit hochrotem Kopf löste Tyler den Kuss nach ein paar Sekunden. »Komm ... i-ich bring dich rauf zum Haus. Deine Verletzung sollte sich ein Arzt ansehen.«
»Okay, aber das war es wert.«
Damit stützte Riley sich auf Tyler und langsam traten sie den Rückweg an.