04.08.2019 - Er drehte den Schlüssel und öffnete die Tür …
nachgeschrieben am 28.01.2020
Outtake aus Aureniens Tale nach dem Kapitel "Lad" ;)
Er drehte den Schlüssel und öffnete die Tür. Edwins Herz klopfte ihm bis zum Halse als er sein Zimmer betrat, das ihm die "Hexen" von Telrúnya eingerichtet hatten. Hier war er von Lad, Merenwen und Xantha gesund gepflegt worden. Xantha... Nervös fuhr er sich durch sein brünettes Haar, das ihm wirr und zerzaust vom Kopf abstand. Seine Augen huschten durch den Raum. Er hatte es geschafft, sie unter einem Vorwand in die Küche zu locken, um ihm Kuchen zu backen. Er liebte Kuchen und Xantha war eine meisterhafte Köchin und Bäckerin und er schmolz regelrecht dahin, wenn er Duft ihrer Backkünste durch das Schloß wanderte. Ihr Gesicht erschien vor seinem geistigen Auge und ein seeliges Lächeln umspielte seine Lippen. Wie süß sie doch war mit dem Puderzucker im Gesicht. Auf ihrer Stupsnase. Er fand sie einfach zauberhaft. Nicht nur, weil sie etwas exotisches an sich hatte. Merenwen sah aus wie eine Adelige aus diesem Land, in dem er aufgewachsen war. Eher hellhäutig, blutrot geschminkte Lippen und langes schwarzes Haar, das ihr gepeflegt bis über den Rücken fiel. Lad hingegen war eine Fai, so nannte sich ihr Elfenstamm, wie sie Edwin einst erklärt hatte. Und Xantha, die liebliche Xantha mit der dunkleren Haut, den fein erkennbaren Sommersprossen, den vollen Lippen und den zauberhaften Locken. Nicht kraus, sondern so weich. Er liebte ihren Duft, ihren Gang, ihr Lächeln, ihre warmen braunen Augen. Ein Seufzen entwich ihm.
Edwin musste sich zusammenreißen. Es ging um's Ganze! Mit zitternden Händen öffnete er die Truhe vor seinem Bett, in dem sein Hab und Gut gesammelt war. Jedenfalls das, was er in der Nacht, in der er verletzt hier ankam, bei sich hatte und das, was die drei für ihn besorgt hatten an Gewand. Er selbst war selten außer Haus gegangen, doch einmal hatte er sich nachts fortgeschlichen, nachdem sein Bein verheilt gewesen war, denn schon damals war er fest entschlossen gewesen und heute war es so weit!
Seine Finger umschlossen eine kleine Schatulle und er eilte aus dem Zimmer und die Treppe hinab zur Küche.
Xantha stand im Mehl. Buchstäblich. Sie wollte den Teig für den Kuchen vorbereiten und hatte Edwin fortgeschickt, damit er ihr mehr Holz für den Ofen holte. Wie lange er weg war, wusste sie schon gar nicht mehr. Zu verzweifelt war sie, denn heute schien ihr nichts zu gelingen. Erst hatte sie Eierschalen in den Teig geworfen, dann war ihr die Milch umgekippt. Zu guter Letzt schickte sie ihn weg und schaffte es, den Kuchen in die Form zu bringen. Nun stand sie da und ärgerte sich, dass er ihr angebrannt war und noch dazu hatte sie Zucker und Salz verwechselt. Was war heute nur mit ihr los? Sie verbarg das Gesicht in den mehlbestäubten Händen, denn rasch hatte sie einen neuen Teig machen wollen und das gesamte Mehl verschüttet. "Oh nein, oh nein. Was mach ich bloß?", murmelte sie und kämpfte mit den Tränen.
Es klopfte und Edwin schob sich in den Raum. "Xan... Oh. Welch ein Schlachtfeld", entschlüpfte es ihm, doch verstummte er sofort, als er die bebende Unterlippe von Xantha bemerkte.
Rasch durchmaß er den Raum und blieb vor ihr stehen, reichte ihr ein wenig unbeholfen ein Küchentuch. "Äh... Es sieht aus, als hätte das Mehl diese Schlacht gewonnen, jedoch nicht den Krieg?", versuchte er die Situation aufzulockern.
"Ich hab alles verdorben", stammelte Xantha und putzte sich ein wenig ab, "Alles. Der Kuchen ... Du wirst ihn nicht mögen. Du wirst ihn so schlecht finden, dass du nie wieder einen von mir haben möchtest!" Ihre Stimme kippte beinah um, denn sie war völlig aufgelöst.
Edwin schluckte und wusste einen Augenblick nicht, was er sagen sollte.
Jetzt oder nie.
"Nein!", sagte er mit festem Tonfall und legte Xantha sanft, aber bestimmend, eine Hand auf die Schulter, um sie herumzudrehen, "Ich werde deine Kuchen immer mögen und genießen. Auch alle Torten und Kekse. Jedes Gericht, das du kochst. Ich möchte so viele Tage mit dir verbringen und dich nicht nur in der Küche sehen, auch, wenn du die bezauberndste Küchenfee bist, die ich kenne. Und nein, Lad hat zwar dazu gelernt, aber deine Kochkünste sind noch immer besser... Ich will mit dir die Sonnenuntergänge sehen, die warmen und die kalten Tage. Ich will mit dir tanzen und reiten und einfach die Zeit genießen, die uns gegeben ist. Xantha, ich weiß nicht, wie du sonst noch heißt und es ist mir egal! Mir ist auch egal, dass ein anderer dich vielleicht schon zu alt findet. Ich liebe dich.", Edwin sank vor Xantha, die die Hände vor den Mund schlug, während ihre Augen in Tränen zu schwimmen begannen, auf ein Knie, "Würdest du mich zum glücklichsten Mann in ganz Astila - was sage ich, in der ganzen Welt! - machen, mich heiraten und mit mir in meine Heimat ziehen?"
Edwins grüne Augen blickten hoffnungsvoll in Xanthas Gesicht, die langsam die Hände sinken ließ. Die Tränen liefen aus ihren braunen Augen und hinterließen Spuren in den Mehlresten auf ihren Wangen. Sie nickte erst leicht, dann heftig.
"Ja! Ja, ich will. Ich will mein Leben mit dir verbringen", brachte sie keuchend hervor und fiel ihm um den Hals, stieß ihn dabei mit um und sie landeten beide auf dem Küchenboden.
Sie kicherte und er lachte zurück, als er versuchte den Ring aus der Schatulle zu nehmen und an ihren Finger zu stecken. Peinlich berührt sah er sie an, denn der Ring war zu klein für ihren Ringfinger und er wollte ihn schon wegstecken, doch sie nahm seine Hand und führte sie zu ihrem kleinen Finger. "Da sitzt er doch auch gut", flüsterte Xantha und Edwin streifte den Ring über.