Mehrmals gab es auf dem Weg eine wortlose Auseinandersetzung zwischen Flynt und der Molligen. Schnaubend fuchtelte er mit seinen Händen in Richtung des Kochlöffels. Am liebsten würde er das Ding packen und über seinem Knie zerbrechen. Er malte sich aus, wie sie ausflippen würde und nichts mehr hätte um sich zu wehren. Was für eine dumme Waffe, so ein Kochlöffel. Keinem echten Gegner kann man damit Angst machen. Kindern vielleicht, aber er war keins mehr.
Es würde immer kühler je länger sie dem Weg folgten. Flynt vermutete, dass sie in einer Art unterirdischen Höhle waren, jedenfalls hielt er es in Anbetracht des Temperaturunterschiedes nicht für möglich sich auch nur noch ansatzweise in der Nähe der Erdoberfläche aufzuhalten. Dagegen sprach jedoch das es nicht dunkler wurde als in dem schattigsten Plätzchen, dass er sich an der Oberfläche hätte suchen können.
„Nun, da wir jetzt etwas Zeit miteinander verbracht haben, könnten Sie mir sagen wo wir sind?“ durchbrach Flynt die Stille und drehte seinen Kopf leicht nach hinten, damit sie sein Zwinkern sah. Das schien allerdings nicht gut anzukommen, denn der Kochlöffel traf ihn erneut, dieses Mal an seinem Hinterkopf, gefolgt von einem wütendem „Pssst!“
„Ziemlich unhöflich von einer alten Frau. Erst reden Sie von Bestien, dann entführen sie mich und nun wird mir der Mund verboten? Es gibt Gesetze und Sie missachten ziemlich viele davon.“ Flynt blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Er erwartete erneut eine gescheuert zu kriegen, aber stattdessen ging sie einfach an ihm vorbei und setzte ihren Weg fort. Sie drehte sich nicht um, um zu schauen ob Flynt ihr folgte, sagte kein Wort mehr.
Als sie kaum noch zu sehen war, wurde er unruhig. So furchtbar nervig er diese Frau fand und so ungehobelt ihr Verhalten ihm bisher erschienen war, allein zu sein war schlimmer. Er ließ die Arme sinken und versuchte so schnell und leise wie möglich aufzuschließen. Er durfte sie bloß nicht aus den Augen verlieren.
Die Decke wurde immer niedriger. Hoch genug für kleine Leute, aber Flynt war groß gewachsen und wenn er nicht darauf achtete sich zu ducken, würde wohl ein Teil seiner Haare an der Höhlendecke verenden.
Vorsichtshalber legte er eine Hand auf seinen Kopf um immer zu wissen, wie nahe er der Decke kam. Auf eine Halbglatze konnte er gut verzichten.
Er blieb erneut stehen und sah sich um. Die Frau war verschwunden. Bei all den Gedanken, die er sich um seine Haare gemacht hatte, hat er sie aus den Augen verloren. Wut stieg in ihm auf und krallte sich so fest in seinen Magen, dass ihm übel wurde. Er war durstig, wurde allein gelassen und scheinbar versteckten sich irgendwo Bestien, die ihn zerfleischen wollten. Wenn es so enden sollte, hoffe er seinen letzten Atemzug getan zu haben, ehe ihn diese Viecher fanden. Sollten sie ihm doch die Haut von den Knochen ziehen, nur bitte nicht bei lebendigem Leibe. Wie zuvor schon an der Hauswand ließ er sich nun an der Wand in der Höhle zu Boden sacken.
Es irritierte ihn, dass hier alles so hell war und die Temperaturen mit jedem Schritt mehr gegen null zu klettern schienen. Sowas dürfte eigentlich nicht möglich sein.
Mit der rechten Hand wischte er über den Boden. Der Gang sah staubig aus, aber kein bisschen Dreck blieb an seiner Hand kleben. Er kniff die Augen zusammen. Zum ersten Mal stellte er sich wirklich die Frage, wo er hier gelandet war. Wahrscheinlich hatte die Hitze ihm doch den Verstand geraubt.
„Mich wundert es, wie du überhaupt hierher gefunden hast. Scheinst mir ein ziemlicher Schwächling zu sein.“ meldete sich die Stimme der Molligen zurück. Sie warf ihm eine Flasche zu. „Hier trink. Und dann steh auf, wir sind gleich da.“
„Danke.“ sagte Flynt zwischen zwei Schlucken. Das Wasser weckte seine Lebensgeister und ehe er sich versah stand er schon wieder auf den Beinen. Normalerweise hätte er in seinem Zustand nicht genug bekommen sollen, so ausgedurstet wie er war. Noch ein Mysterium das er auf seine imaginäre Liste schrieb. Sicherlich gab es für alles eine logische Erklärung.