Dicke Winterkleidung schützt ihn vor der empfindlichen Kälte. Lediglich der heiße Atem kondensiert kurz vor Mund und Nase und legt sich als Schicht aus filigranen Eiskristallen auf die blanke Haut. Ohne Hast und Eile nimmt er Stufe um Stufe. Dieser Schacht scheint endlos! Grob aus dem kalten Stein gehauen, bietet er dem Auge kein erhabenes Detail, auf dem es ruhen kann. Angelegt wurde er einst von der Ersten Generation. Allgemeines Grundwissen. Unzureichend gerüstet landete sie an diesem unwirklichen Flecken, suchte Schutz vor arktischer Kälte und der Willkür ihrer Gegner. Und so gingen sie unter die Erde. Hinab in eine Tiefe, in der es sich aushalten ließ und niemand sie vermutete. Die Opfer waren enorm! Jedoch konnte nur durch sie ihre Gemeinschaft entstehen und zu dem gedeihen, was sie heute ist: stark und in tiefer Treue zueinander fest. Damals. Wie heute. Für immer.
Aus dem Halbdunkel schält sich eine Plattform. Groß genug, um drei, vielleicht vier Personen aufzunehmen. Hier, vor einer massiven Stahltür, endet der Schacht. Ein Querschott der 'Gneisenau', wie er weiß. Hervorragender Wotan hart-Panzerstahl, fähig, Treffer schwerster Kaliber oder dem Druck Tausender Tonnen Wasser zu widerstehen.
Ohne Zögern packt er das große Handrad. Durch die dicken Handschuhe hindurch spürt er den alten, kalten Stahl. Löst die Arretierung. Nach einem kräftigen Ruck lässt sich das Rad leicht drehen. Schwere stählerne Riegel gleiten leichtgängig in ihren Führungen zurück. Eine letzte Umdrehung noch und die schwere Panzertür kann aufgedrückt werden.
Die Bedeutung dieses Augenblicks lässt ihn innehalten. Mit der Öffnung dieses Tores beginnt eine neue Epoche. Die Rückkehr an die Oberfläche. Der Anspruch auf die verloren gegangene Heimat, die keiner von ihnen je gesehen, geschweige denn betreten hat. Und die Neuordnung einer Welt, die sich nach dem gewaltigen kosmischen Phänomen in eine Interpretation von Dantes Inferno verwandelte.
Er zieht sich die Schneebrille über die Augen und stößt das alte Panzerschott auf. Gleisendes Licht flutet in die Stille des Schachtes. Das sich vor ihm ausbreitende phantastische Panorama Schnee bedeckter Berggipfel der Petermannketten Neuschwabenlands erstrahlt im Sonnenlicht.
Entschlossen überschreitet er die Schwelle.