Urlaub ist toll! Den im eigenen Land ziehe ich allen anderen vor. Warum das so ist, vermag ich nicht zu sagen. Jedoch hält das deutsche Land so viele herrliche Flecken vor, dass es für mehrere Leben ausreicht. Vor allem zieht es mich an Orte mit Stil, wechselvoller Geschichte, kleinen als auch großen Geheimnissen. Wisst ihr, was ich meine?
So kam es, dass ich mich auf Europas größter Bergfestung einmietete. Einst Rückzugsort der Großkopferten, Lustschloss, Reichsfestung, Lazarett, Gefängnis, Kriegsgefangenenlager und Jugendwerkhof präsentiert sich die Festung Königstein heute als militärhistorisches Freilichtmuseum des Freistaates Sachsen.
Hat nicht jeder einmal mit dem Gedanken gespielt, Urlaub auf einer Burg zu machen? Abenteuer zu erleben, die sonst jenseits des Machbaren liegen? Königstein macht es möglich!
Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten, Touristen und das Personal die Festung verlassen, wächst ein erhebendes Gefühl in dir. Nun bist du alleiniger Herr über das alte Gemäuer! (Zugegeben: so ganz stimmt es nicht …)
Könnt ihr euch vorstellen, wie es ist, wenn du:
- abends auf dem Wallgang über den westlichen Kasematten stehst und in das feurige Abendrot einer über Dresden untergehenden Sonne schaust? Und du zum ersten Mal gewahr wirst, wie sich die Nacht über das weite Land legt?
- nachts über den Wallgang wandelst? Hier, weitab jeder Lichtverschmutzung großer Städte und 240 Meter über der Elbe sind die Nächte dunkel und still, wie ich sie noch nie erlebt habe. Umso heller funkeln die Sterne am Firmament und welch Freude ist es, Sternbilder zu identifizieren, Planeten auf ihrem kosmischen Wege zu beobachten und mit einiger Schnapp-Atmung nicht die Internationale Raumstation mit E.T. in einen verschwörungstheoretischen Topf zu werfen.
- Punkt Mitternacht mit einer Sturmlaterne, einer geborgten Absperrkette (Isch 'wör!) und mehreren herzhaften 'Hui Buh!' durch den Festungswald rasselst und unvermittelt auf eine Nachtführung triffst?
- in mondheller Nacht in schwarzem Gewande (mit dem Aufdruck 'Sonne macht albern') und Sonnenbrille auf einem weißen Badetuch auf den herrliche Wärme abstrahlenden Sandsteinen der südlichen Kasematten liegst, mondbadest und dich die Leute besagter Nachtführung für absolut bekloppt halten?
- frühmorgens das große Tor deiner Festung aufschließt, um dem geplanten Tagwerke nachzugehen?
- mit deinem Beutel leerer Pfandflaschen gegen den einsetzenden Besucherstrom ankämpfst und manchen seltsamen Blick derer einfängst, die sich im Schweiße des Angesichtes zur Festung hinauf kämpfen?
… und an einem frühen Morgen bei strahlendem Sonnenschein und klaren, blauem Himmel einen Blick vom nördlichen Wallgang hinab in das Elbtal wirfst und sich unversehens eine weite Nebelbank auftut?
Fürwahr, jener Augenblick berührte meine Seele und ließ sie gleich einem Schiff durch das endlose Wolkenmeer kreuzen, aus dem die Plateaus der Tafelberge wie Inseln ragten.
(Keine Worte. Keine Worte! Keine Worte reichen aus, um es zu schildern. Poesie. Man hätte einen Dichter schicken müssen!)
Lasst euch eines gesagt sein. In Zeiten eines Zusammenbruches der Gesellschaft oder einer Zombie-Apokalypse werdet ihr mich an dem einzigen mir bekannten Ort finden, an dem es sich trefflich autark leben und überleben lässt!