Nachgeschrieben am: 14.6.2020
Von: 19:45 Uhr bis 20:15 Uhr
Die beiden Geschwister sahen sich schweigend an, als sie auf einmal Polizeisirenen ganz in der Nähe hörten. Es waren in diesem Moment keine Worte zwischen den Beiden nötig. Toichi und Himari sprangen gleichzeitig auf und verließen eilig das Zimmer. Toichis Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb, als er das Schmuckstück im geheimen Raum versteckte und sich dann zurück in sein Zimmer schlich. Hastig zog er sein Nachtzeug an und legte sich in sein Bett. Donnergrollen ertönte und Blitze erhellten die Nacht, als er schnell atmend auf das Kommende wartete. War das ein schlechtes Omen?
Tatsächlich klingelte es wenig später an der Haustür der Kurobas. Erst einmal, dann noch einmal. Toichi schwitzte und hoffte, dass er sich überzeugend schlafend stellen konnte… Aoko, seine Mutter, öffnete die Tür und ließ die Polizisten herein, so viel konnte er durch die geschlossene Tür hören. Er hörte wie sie sich leise unterhielten. Dann kamen Schritte die Treppe hinauf. Aoko führte die Männer, höchstwahrscheinlich drei, herum. Es dauerte nicht lange, bis auch Toichis Zimmertür geöffnet und mit einer Taschenlampe herein geleuchtet wurde. Der Junge setzte sich gespielt verschlafen auf und blinzelte, als er direkt angeleuchtet wurde.
„Hey, nicht in die Augen… Was wollen Sie?“, fragte er und gähnte. Toichi blickte fragend zu seiner Mutter im Morgenmantel, zu der sich jetzt auch seine Schwester im Pyjama gesellte. Sie schaute ebenso ratlos.
„Nichts für ungut, Kleiner. Aber wir müssen euer Haus durchsuchen. Kaito KID ist nach vielen Jahren wieder auf den Plan getreten, und er könnte seine Beute hier versteckt haben.“
„Wie das?“, fragte Toichi. Himari fing währenddessen an zu weinen.
„Erst nehmen Sie unseren Vater mit, jetzt soll er auf Beutezug gegangen sein? Es ist doch klar, dass es ein Anderer sein muss, wenn Papa im Gefängnis ist!“, schluchzte sie und hielt sich die Hände vor das Gesicht, um das Fehlen der Tränen zu verbergen.
Die Männer sahen sich ratlos an. Toichi stand auf und ging zu seiner Schwester, um sie in den Arm zu nehmen. Er strich über ihr Haar und sprach leise, tröstende Worte. Auch Aoko versuchte ihre Tochter zu beruhigen.
Die Polizisten entschuldigten sich kleinlaut für die Verdächtigung und die nächtliche Störung, bevor sie das Haus verließen und davon fuhren.
Himaris falsches Schluchzen ebbte ab und sie rieb sich die Augen, damit diese gerötet waren.
„So, und jetzt sagt ihr mir, was hier los ist! Was ist passiert heute Nacht?“, brauste Aoko auf und stemmte die Hände in die Seiten.
„Wie…? Was soll sein?“, fragte Toichi betont unschuldig.
„Spiel mir nichts vor, junger Mann. Ich habe euch beide großgezogen und weiß genau, dass ihr irgendwas im Schilde führt!“
Himari hörte nun auch auf zu schniefen. Sie und Toichi blickten sich an und beide wussten, dass sie die Wahrheit sagen mussten.
„Also… Sei bitte nicht sauer, Mama. Okay?“, begann Toichi zu erklären.
„Das werden wir sehen. Und nun raus mit der Sprache.“, antwortete die Mutter nun ruhiger.
„Also Papa war doch damals Kaito KID… Und ich weiß das.“
„Wir.“, verbesserte ihn Himari.
„Ja, wir. Tschuldigung. Ich war heute Nacht auf Beutezug, aber nur um Papa zu entlasten!“, sagte er schnell, als seine Mutter ihn fassungslos ansah.
„Wie kannst du…“, flüsterte sie.
„Ich habe ihm verdeckt geholfen!“, fügte seine Schwester schnell hinzu.
„Das macht es nicht besser, junge Dame! Kinder, wisst ihr überhaupt in welche Gefahr ihr euch begeben habt?!“
Die beiden Jugendlichen sahen schuldbewusst zu Boden.
„Die Sache hätte viel schlimmer verlaufen können!“, schalt Aoko ihre Kinder.
„Es tut uns leid…“, kam es wie aus einem Mund von den Beiden.
„Oh je… Und was ist mit der Beute?“, fragte die Mutter missmutig.
„Die ist in Papas Geheimzimmer.“
Aoko setzte sich auf Toichis Bett und schüttelte ungläubig den Kopf.
Es donnerte noch immer draußen, jedoch schien sich das Gewitter langsam zu verziehen.
„Und nun?“, fragte Himari ratlos.
„Nun müssen sie Papa freilassen, schließlich ist er unschuldig!“, ereiferte sich ihr Bruder.
„Ihr zwei…“, murmelte Aoko mit matter Stimme, jedoch versuchte sie sich an einem Lächeln.
„Lasst euch was einfallen, was wir mit der Beute machen. Aber lasst uns erst einmal schlafen.“, legte Aoko fest. Die beiden Kinder nickten nur und verzogen sich wieder in ihre Betten. Sie waren alle müde von den nächtlichen Erlebnissen und hofften nun, dass ihr Vorhaben etwas Gutes bewirkt hatte...