"Heute ist der Internationale Krokodiltag, was wäre da besser, als in direkten Kontakt mit diesen Urzeitwesen zu gehen?", voller Begeisterung kommt euch Felix mit einem kleinen Keilkopf-Glattstirnkaiman in der Hand entgegen. "Streichelt ihn mal.", fordert der Meisterbellologe euch auf.
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(Keikopf-Glattstirnkaiman, Zoo Leipzig, 2016)
Die ersten Mutigen berühren das kleine Tier. Die Haut ist trocken und das Tier scheint ruhig in der Hand des Meisterbellologe zu liegen. Hin und wieder entweicht dem Tier ein quäkender Laut. "Dieses quäkende Geräusch soll die Mama rufen. Krokodile und das schließt Kaimane mit ein, sind großartige Mütter. Sie legen ein großes Hügelnest an und bewachen das Nest mit allem, was sie haben. Auch nachdem Schlüpfen passen die Mütter auf ihre kleinen auf. Je nach Art einige Wochen oder Monate. Da das Nest an Land errichtet wird, müssen die kleinen erstmal ins Wasser gelangen. Dabei greift die Mutter mit dem Kiefer unter die Jungtiere und hebt sie mit aller Vorsicht hoch um sie im Maul ins Wasser zu tragen. Das sind die gleichen Kiefer, die problemlos einen Oberschenkelknochen brechen lassen können! Die Mütter wissen was sie tun und sie tun es mit Hingabe."
Bei den letzten Worten des Meisterbellologen weichen einige zurück. "Keine Sorge, dieser Racker hier, könnte, selbst wenn er wollte, nicht mal euren kleinen Finger brechen. Der Keilkopf-Glattstirnkaiman wird bei den Männchen 1,70 lang und bei den Weibchen 1,40. Damit gehört er zu den kleinsten Krokodilen überhaupt. Auch die ausgewachsenen Tiere sind für den Menschen annähernd harmlos und beißen nur, wenn sie es wirklich müssen. Generell kann man sagen das Kaimane und Alligatoren vorzugsweise fauchen und drohen, anstatt wirklich anzugreifen, wie es die Eigentlichen Krokodile tun."
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Missippi-Alligator (Zoo Leipzig, 2019)
Der Missippi-Alligator ist unter den Alligatoren der bekannteste Vertreter sein kleinerer Verwandte, der China-Alligator ist eine der seltensten Krokodile der Welt und kommt vermutlich in Haltung häufiger vor, als in der freien Wildbahn. Gerade für die Mythologie scheint er aber von besonderer Bedeutung zu sein, denn gerade alte Darstellungen des Chinesischen Drachen referenzieren den China-Alligator so deutlich, dass man sehen kann, wo der Gedanke (teilweise) herkam. Später, mit den ersten Seefahrtsmissionen die Indonesien erreichten, wandelte sich der chinesische Drache in seinem Antlitz, man kann annehmen, dass der Komodowaran hier einen Einfluss hatte.
Alligatoren sind deutlich Kälte unempfindlicher als es Krokodile sind. So fand man sie schon in zugeschneiten und teilweise zugefrorenen Seen überwintern. Dass sie diese Kälteresistenz besitzen, war sicher auch ein Grund warum es vor 10.000 Jahren Alligatoren im Rhein gegeben hat, den ja auch hier lebten die Panzerechsen und sind im Laufe der Jahrhunderte leider verschwunden.
Alligatoren sind außerdem bekannt für ihre lauten, stimmgewaltigen Organe. Sie brummen, nein sie viel mehr sie singen für ihre Weibchen. Je lauter, desto länger anhaltender, desto gesünder das Männchen und interessanter für das Weibchen. Dabei ist es nicht der Gesang allein, der die Weibchen anlockt, sondern die Vibrationen, welche das Männchen mit dem gesanglichen Brummen durch das Wasser drückt und so viel weiter wandern, als der Schall das in der Luft könnte. Treffen Männchen und Weibchen aufeinander und finden sie wirklich zueinander. Setzt das Männchen sanfte Töne auf. Leistenkrokodile blubbern kleine Blasen aus den Nasenlöchern, ehe sie mit sanftem Druck die verletzliche Kehle über den Kopf des Weibchens streichen. Sie liebkosen einander ehe sie in einem Wasserballett gleich sich verpaaren. Krokodile sind wie Menschen, es gibt jene die sich nur kurz Zeit für ihr Liebesspiel nehmen, andere verbringen Minuten und Stunden allein für den Paarungsakt und genießen ihre gemeinsame Zeit sichtlich. In diesen Tieren steckt unglaublich viel Gefühl!
Aber das bringt mich zu der Frage, die man mir schon häufiger gestellt hat. Woran erkennt man eigentlich einen Alligator und woran ein Krokodil? Die häufigste Antwort ist, dass Alligatoren eine runde Schnauze und Krokodile eine spitze Schnauze haben. Doch das Stumpfkrokodil besitzt, wie der Name vermuten lässt, ebenfalls eine stumpfe Schnauze, allerdings kann man feststellen das Alligatoren einen breiteren Kopf haben, auch beim Stumpfkrokodil gibt es eine leichtes verschmälern zum Maul hin. Trotzdem gibt es einige Unterschiede. So ist beim geschlossen Maul des Echten Krokodils ein Zahn sichtbar, der Platz in eine Zahnfurche einnimmt. Eigentliche Krokodile sind in der Lage im Salz- und Süßwasser zu überleben, auch wenn die wenigsten Arten diesen Überlebensvorteil nutzen wie das Leistenkrokodil. So sind einige Vertreter auch im Brackwasser oder Mangrovendickicht zu finden, wie das Nilkrokodil.
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Nilkrokodil (Zoo Dublin, 2014)
Eine dritte Gruppe der Krokodile hat bis in unsere heutige Zeit überlebt. Denn Krokodile sehen nicht nur urig aus, sie lebten zusammen mit Sauriern, wie Brachiosaurus, Spinosaurus und vielen mehr. Die heute noch lebenden Krokodile sind nur ein Bruchteil der einst so vielfältigen Entwicklungslinien der Krokodile. Seit über 200 Millionen Jahren existieren sie auf unserem Planeten und haben sich im Laufe der Zeit an die verschiedensten Lebensräume angepasst. So existierten vor 235 bis 228 Millionen Jahre hundeähnliche Vertreter, welche an Land fast schon galoppierend auf Jagd gingen. Während die Metriorhynchidae, welche vor 152,1 bis 133,1 Millionen Jahren lebten die Meere besiedelten, sie besaßen Flossen, sogar Schwanzflossen, und lebten rein aquatisch. Die heute lebenden Krokodile teilen eine amphibische Lebensweise, sie sind also an Land und Wasser anzutreffen, wobei sie das Wasser deutlich stärker besiedeln, als das Land. Die Gruppen, die wir heute kennen sind, die Eigentlichen Krokodile (Crocodylidae), die Alligatoren (Alligatoridae) und die Gaviale (Gavialidae). Zu den Gavialen zählen eine bis zwei Arten. Man ist sich unsicher, wo der Sunda-Gavial einzuordnen ist. Er ähnelt dem Ganges-Gavial optisch sehr, doch könnte er zu den eigentlichen Krokodilen zählen. Es ist eines der vielen Rätsel die uns die Krokodile noch aufgeben.
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Sunda-Gavial (Zoo Leipzig, 2019)
Beide Gaviale besitzen ein unglaublich langes und sehr schmales Maul. Trotz der sechs Meter Körperlänge und den sehr spitzen Zähnen, sind sie am Menschen nur wenig interessiert, es sind Fischjäger, die wie viele andere Krokodile kurz vor dem Aussterben stehen. Gründe dafür sind die Wasserverschmutzung und Jagd durch Fischer. Gelegentlich verfangen sich Gaviale in Netzen, ertrinken oder brechen ihre Kiefer, sie sind dann meist wieder frei doch verhungern in der Folge qualvoll. Es ist nur eine der vielen Geschichten, wo sich der Mensch als tödlicher erweist, als jedes andere Tier. Sicher ein großes Krokodil kann einen Menschen verletzen, ein noch größeres kann einen Menschen töten. Doch weltweit töten die 28 Krokodilarten (nicht alle sind dazu in der Lage) jährlich 1000 Menschen, eine Zahl die durchaus Beachtung verdient und besonders in der Brutzeit der Tiere steigt, wenn sich Menschen an ihren Nestern vergreifen. Natürlich gibt es außerhalb der Brutzeit ebenfalls Todesfälle, aber die meisten lassen sich auf das territorial Brutverhalten der Tiere zurückführen. Im Vergleich tötet der Mensch jährlich 500.000 Menschen durch Mord und Totschlag (die 1,2 Millionen Verkehrstoten und Unfalltoten sind hier nicht mitgerechnet!).
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Australien-Krokodil (Zoo Dublin, 2014, beschlagnahmt aus Wildereibeständen)
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Australien-Krokodil (Frankfurter Zoo, 2015)
Krokodile sind also keine Killermaschinen, klar sie können einen Menschen töten, aber wenn wir uns in ihren Swimming Pool begeben, müssen wir eben nach ihren Regeln spielen, nicht nach unseren. Den sie waren vor uns da und sie sollen hier auch bleiben!
Eine Organisation, die das ermöglichen will und weiter in die faszinierende Welt der Krokodile forscht, sind die Wildlife Warriors. Eine Natur- und Artenschutzorganisation mit Sitz in Australien und gegründet vom Crocodile Hunter Steve Irwin. Auch heute wird im Australia Zoo gefeiert, was andere nur als Ledertasche sehen.
https://wildlifewarriors.org.au/conservation-projects/crocodile-research
Text-Quellen
Krokodile und Alligatoren - Entwicklung, Biologie und Verbreitung, Orbis-Verlag 2002 ISBN: 978-3-572-01319-4
Crocodile Hunter [Dokumentar-Serie 1996 - 2007]
https://wildlifewarriors.org.au/ [17.06.2020]
https://de.wikipedia.org/wiki/Geosaurus [17.06.2020]
https://de.wikipedia.org/wiki/Krokodile [17.06.2020]
http://tierdoku.de/index.php?title=Stumpfkrokodil [17.06.2020]
Bild-Quellen
Alle Bilder sind von mir selbst im Laufe diverser Zoobesuche fotografiert worden.