"Du bist ja schon da", er lächelt, als er die gelblich ausgeleuchtete Hotellobby betritt. Meine Firma zahlt nicht gerne für teure Hotels, aber ich versuche trotzdem wie eine Lady auszusehen. Ich trage hohe Schuhe und rote Lippen. "Ich geh noch schnell meine Sachen hochbringen, ok?". Er ist mir keine Rechenschaft schuldig, wir arbeiten nur zusammen. Ich lächle und nicke ihm zu. "Kommst du?" Ich weiß nicht wieso, aber ich folge ihm auf wackeligen Beinen aber ich fühle mich sexy. Weil er da ist. Ich wusste schon vorher was passieren würde, ich hätte nur nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde.
Er lässt mich vor auf dem Weg zum Fahrstuhl weil er, wie ich hoffe, sehen will wie mein Arsch in der engen Jeans aussieht. Als die Tür aufgeht berührt er sanft meine Hüfte und schiebt mich in den Fahrstuhl. Ich sehe ihn 1000 Mal im Spiegel vor mir und spüre seinen Atem in meinem Nacken. Ich weiß nicht genau, ob das Rauschen vom Fahrstuhl oder meinem rasenden Herzen kommt. Ich würde mich gerne umdrehen und mit dem anfangen, worauf ich schon die letzen Monate gewartet habe aber ich will nicht, dass er glaubt, dass ich nur deshalb darum gebeten habe, bei diesem Projekt dabei zu sein.
Ein leises "Pling" signalisiert uns, dass wir auf seiner Etage angekommen sind und er dreht sich um und geht. Der Gang ist dunkel und leer, wie die Augen einer alten Frau. Ich vergesse zu atmen als er sich zu mir umdreht und mich auffordert, ihm zu folgen. "Zimmer 355", sagt er und holt die kleine weiße Karte aus dem dafür vorhergesehenen Papierumschlag. Ich versuche nicht zu zappeln und verlagere mein Gewicht von einem Bein aufs andere und dann wieder zurück. Soll ich vor der Tür warten oder gleich mit reinkommen. Ich weiß es nicht. Er stellt seine Tasche ins Zimmer als wollte er gleich wieder gehen und ich bin irgendwie erleichtert aber auch enttäuscht und mache einen Schritt rückwärts. "Hey, wohin willst du, bleib da". Er nimmt meine Hand und ziehst mich zu sich, als wollte er mich zum Tanz auffordern.
Mein Gesicht ist so nah an seinem, dass ich jede einzelne Sommersprosse erkennen kann. Ich öffne den Mund um etwas zu sagen, aber bevor ich das tun kann hat er seine Lippen auf meine gelegt. Seine Hand auf meinem Rücken, die andere in meinen Haaren vergraben. "Ich kann nicht glauben, wie lange ich darauf gewartet habe," sagt er. Ich höre schon gar nicht mehr richtig zu. Ich will eins werden mit seinem Körper und jede Stelle seiner Haut auf meiner spüren. Ich will ihn nicht mehr so sehr wollen müssen, dass es weh tut. Ich hoffe, dass ich, wenn es vorbei ist, aufhören kann an ihn zu denken. Vielleicht ist das der falsche Ansatz aber für mich hört es sich logisch an. Ich habe mal gehört, dass nichts schlimmer ist, als wenn Phantasien endlich wahr werden, und ich hoffe, das gilt auch für uns.
Er schiebt mich in Richtung Bett und knöpft meine Bluse auf. Meinen Mantel habe ich an der Hotelbar vergessen aber ich zittere nicht, weil mir kalt ist. Er legt mich aufs Bett und zieht sich sein T-Shirt über den Kopf. Er sieht genauso aus, wie ich es mir vorgestellt habe, vielleicht sogar noch besser. Seine Finger gleiten an meinem Körper herunter und er sieht mich an, als wäre ich das einzige, dass er jemals in seinem Leben haben wollte. Seine Hände verschwinden unter meinem Hintern. "Atme.." sagt er. Ich versuche es, aber ich kann mich nicht darauf konzentrieren. Ich versinke in der harten Hotelbettwäsche und seiner Berührung.
Als alles vorbei ist liege ich neben ihm auf dem Bauch und schaue dabei zu, wie er den Aschenbecher auf seiner Brust balanciert. Er stells ihn weg und streicht mir mit seiner Hand über den Rücken "Wie schön du bist". Und ich fühle mich auch genau so. "Was machst du nur mit mir?" frage ich, und ich weiß nicht, ob ich die Antwort wirklich hören will. "Lass uns die Nacht genießen und alles andere passiert einfach. Das wird schon." Er küsst mich und ich kann die letzte Zigarette und meinen Schweiß auf seinen Lippen schmecken, und mit ihm den bitteren Geschmack der Wahrheit - wenn eine Phantasie zu schön ist um wahr zu sein, dann ist es vielleicht das beste, sie niemals wahr werden zu lassen.