Nachgeschrieben: 28.08.2020
Noah saß wie verabredet um Mitternacht auf der Bank vor dem alten Friedhof hinter der Kirche. Er trug abgetragene schwarze Jeans, ein weißes T-Shirt und seine geliebte Lederjacke. Er kuschelte sich tiefer in das warme Leder und ließ seinen Blick über die ausgetretenen Gehwege schweifen.
Er zückte sein Handy, blickte noch einmal in seinen WhatsApp-Verlauf. Darin stand eindeutig, dass Ryan sich um Mitternacht mit ihm treffen wollte.
»Hmm ... normalerweise ist er doch immer überpünktlich. Ob ihm was passiert ist?«, murmelte er leise vor sich hin und neigte den Kopf nachdenklich zur Seite.
Eine Weile wartete er noch, bevor er sein Mobiltelefon abermals entsperrte und dann das kleine grüne Hörersymbol auswählte. Er suchte Ryans Nummer heraus und wählte. Das Freizeichen ertönte mehrfach und kurz bevor die Mailbox ranging, ging endlich jemand ran.
»Hmmmja?«, schmatzte es verschlafen aus dem Hörer.
»Ryan? Hast du etwa geschlafen?«, hakte Noah nach und starrte verblüfft auf den Hörer an.
»Ehm ja? Noah?«, beantwortete eine raue Stimme die Frage.
»Ja. Hier ist Noah. Wir sind verabredet«, sagte der ältere der Beiden.
Man konnte hören, wie Ryan sich aufsetzte. »Ja ... morgen ... ehm ... ne, heute Mittag«, erwiderte der Jüngere und Noah hörte seine Verwirrung deutlich heraus.
»Also laut unserem Nachrichtenverlauf um Mitternacht, mein Lieber«, wandte Noah ein.
Er konnte leise Geräusche hören, ganz so, als würde Ryan auf dem Bildschirm seines Smartphones herumwischen. »Oh fuck ... sorry ... die Autokorrektur. Ich hab nicht aufgepasst. Ich meinte Mittag, Noah ... das ist ein Missverständnis«, sagte er und wedelte aufgeregt mit einer Hand herum.
Noah seufzte und wischte sich mit einer Hand übers Gesicht. Ryan war echt ein Chaot.
»Noah ... bist du mir böse?«, war die leise Stimme des Brünetten zu hören.
»Nein, Ryan. Ich bin nicht böse. Aber leider hellwach«, antwortete dieser.
»Dann ... dann komm her. Das Mindeste, was ich tun kann, ist dich müde machen«
Noah lachte. »Nur, wenn ich mit dir kuscheln darf«, sagte er amüsiert.
»Du immer«, erwiderte Ryan und legte auf.
Noah steckte sein Handy kopfschüttelnd weg und stapfte dann um die Kirche herum zurück zu seinem Motorrad. Der Motor grollte schnurrend auf und Noah setzte seinen Helm auf, bevor er in den nächtlichen Verkehr einscherte und sich auf den Weg zu Ryan machte.