Er schauderte.
Feindlich flüsternde Flocken fielen zu seinem Leibe nieder, einigten sich zwischen seinen hellen Haaren, flochten diese zu formlosen, wirren Zöpfen, welche seine Haut in Fremdheit froren; sie kamen auf seinen Schultern auf, verhüllten sie, sodass eines Betrachters Blick sie nicht zu ersehen vermochte. Unter ihrer drückenden Decke keimte widersinniges Wohlgefallen an ebendieser, wie ein suchender Samen stets den dumpfen Dreck unter sich und den ruhelosen Regen der sengenden Sonne schätzte. So liebte auch er die Pein, des Schnees schamloses Schwert, welches unablässig den Stoff seiner Kleider tränkte, bis der Saft endlich seine hohle Haut benetzte, sie durchdrang, durch eine jede seiner primitiven Poren, um vorzudringen - sei es durch sein Blut, das Fleisch, die Sehnen, die Seele -, weiter, bis er seinen Kern erlösend durchstoßen würde.
Das Ausharren der Kälte war quälend.
Sein Auge fand keinerlei Lieblichkeit; sein Umfeld war gänzlich weiß. Wolkenlos weiß war der Himmel - woher rasten die Eiskristalle? -, widerwärtig weiß strahlte die erstickte Erde, derselben Farbe angefüllt war die Luft, sein Verstand und in jener Lebenshungrigen war das Dorf am Fuße des Berges, unter ihm, gefärbt. Ein jeder Bewohner hütete sich in der schützenden Stube, labte sich ihrer beständigen Beschaffenheit, wärmte sich derselben.
Er verachtete sie. Er liebte sie, welche wundernd aus dem frostigen Fenster blickten, um den schneienden Sturm zu beschauen, welchen sie erschufen und sahen ebendiesen doch nicht, erkannten ihr wortreiches Werk nicht. Wie blind jene menschlichen Mächtigen waren. Wie weit sie ihn hinaufgetrieben hatten, achtlos sein wehendes Wehren schauend, sich seiner ergötzend, während er fortwanderte, hinauf, weiter, bis zu dem Gipfel, wo er nun, bedauernd, das eigene, sehnsuchtsvolle, suchend sagende Sein verachtete.
Er sah hinab, auf die schneebedeckten Pfade, die sich hinabbeugenden, erschwachenden Äste; sein weißes Werk, jedes Atmen, jedes Schweigen zu ersticken drohend. Er wollte, er hätte nicht jene waldigen Wege betreten, säße fortwährend stumm in seiner Stube, des Glückes giftigen Geschmackes unwissend.
Der Gipfel behagte ihm nicht. Er suchte, zu fliehen; doch zögerten seine Zehen, hielten ihn, zwangen ihn, in jubelndem Jauchzen tanzend, kreischenden Klagens kniend. Er sollte bleiben.