Klirrend zitterte das Geschirr in ihren kleinen Händen. Sich bemühend, den auf dem Speisesofa schlummernden Hausherrn nicht zu erwecken - sie hatte sich dringlichst ruhig zu halten - trug sie schwachen Schrittes die Löffel, Kelche und Teller, um jene zu reinigen. Ihre rötliche Farbe schien jeglichen Lebens Leuchten zu rauben; der Ton wog täuschend tröstlich, trist, tilgend, tot. Ihr feiner Fuß, zerschunden des stetigen Stehens zu Abende und auferlegten Arbeitens unter des Tages Feuer, fand mittels ihrer zögernd ziehenden Zehen zwischen den Resten des Mahles auf den fortwährend feuchten Fliesen Halt.
Sie wollte, ein anderer Mann hätte seine Taler für sie geboten.
Sie wollte, ein anderer Mann hätte sich einst ihrer Mutter bemächtigt, hätte jene nicht jenseits des beglaubigten Bundes niedergeworfen, ihren Leib nicht bestehender, brennender Blessuren beschmutzt und sie schließlich vor seiner Türe in der Stadt Staub, in ihren Schlund geworfen, als sich ihr Unterleib ungesegnet, unwillentlich, unausweichlich vor aller Blicke wölbte.
Sie wollte, sie wäre nicht darin herangewachsen.
Schleppenden Stöhnens erhoben sich ihres Hausherrn Schultern, hielten seinen Arm, als er sich nach einem zu Tische stehenden Kelch reckte, ihn trunken umschloss, den Saft zu seinen Lippen führte. Von seiner Betrachtung weichend, suchte sie, sich ihrer Pflicht bloß zu widmen.
"Serva!", brach sein tadelnder Ton ihr Tun. Sie verabscheute ihre Benennung auf ebendiese berufliche Art, dennoch hatte sie zu eilen, zu horchen, zu bejahen. Die sich auf dem glatten Grund ihrer Unterarme türmenden Teller fester fassend, hielt sie vor ihm ein, beugte sich bebender Knie vor seiner garstigen Gestalt, besah seinen mahlenden Mund, das rote Reißen zwischen seinen Zähnen, während er des Vorabends Fleisch fraß - wie sehr sie sich nach einem solchen Gericht sehnte.
"Sobald du deine Arbeit geendigt hast, komme zu mir", er wandte sich auf den Rücken, die lieblosen Lider schließend. "Ich habe des Körpers Glück allzu lange nicht genossen."
Das ihre Handgelenke durchfließende Blut, so dünkte ihr, gefror, das haltloses Herz schluchzte unter der erdrückenden Erkenntnis, ihr schneidender Schnee stach in flammenden Flocken den verzagenden Muskel, sodass von seinem Klagen wehenden Wogen ihren Leib durchflossen, hinauf zu ihren angsterfüllten Augen. Ihre Sicht verschwamm. "Ja, Herr."
Sie schritt zu dem Waschraum, der Verachtung, des Widerwillens, der Furcht vor ihres Herren Leib erfüllt, schaudernd unter seiner Erinnerung, während sie der Zukunft Verheißungen bedachte, während ihr grauender Gang erlahmte, des Schreckens Sturm ihren Leib erfasste. Sie rang mit dem gegen ihre Schläfen drängenden Regen; doch war er warm. Im Ringen schmolz er den Frost, jäh durchzuckte er ihren Leib, stieß vor zu ihren Händen.
Ihre Finger lösten sich von der Last. Das Geschirr zerbarst, ein kreischender, kampfloser Klang, welcher des Herren schreiendes Schimpfen zu übertönen wusste.
Zu ihren Füßen glänzte der Ton in der Lache des Weines. Er tränkte die einheitliche Masse in festlichem, finsterem Rot, in ihrer Einigung leuchtete sie auf, als einer Träne Tropfen ihre Oberfläche fliehend benetzte, als nährte das salzige Fließen den stummen Ton scheinender Stärke. Er spiegelte das singende Sonnenlicht, brach es in gleißendem Glänzen - es tanzte taktlos in der leidvollen Luft - und vermochte gar, in fulminanten Farben zu funkeln.
Als genügte eine rührende Regung, um des Lebens Licht auf toten Ton zu zeichnen, als lechzte er nach Entzweiung, da er nur in schillernden Scherben zu erstrahlen vermochte.
Sie betrachtete des Tones triumphale Trümmer und lächelte.