Ich rieche es schon von weitem, ja auch nach fünfzehn Jahren Berufserfahrung liegt mir der Geruch des Todes immer noch pikant in der Nase. Mein treuer Hund für heute (so nenne ich meinen Praktikanten Sven) folgt mir auf Schritt und Tritt.
Da stehen wir also zu dritt, also genauer gesagt zu dreieinhalb, weil Dackel Bobo auch noch zur Runde gehört. Neben mir Sven und neben Sven die gutmütige, alte Frau Milano. In ihren edelsten Sonntagsklamotten steht sie vor dem Leichnam ihres Mannes, fast schon ein bisschen paradox.
"Die Spurensicherung war schon am Werk, das heißt für uns volle Bahn voraus!", sage ich meinem halbpatzigen Praktikanten Sven. Er geht zögerlich voraus, sein Gesicht fast angewidert und jeder Schritt mit bedacht. "Darf ich ihn mal anfassen?" fragt Sven schüchtern. "Ja beißen tut er sicher nicht mehr!" sage ich lachend.
"Mein Beileid Frau Milano, meine Kollegen werden sich sicher bald melden, aber für uns ist die Arbeit hier getan", sage ich mit meinem empathischsten Ton. Ja auch ich, Kommissarin Rose, kann mal nett. Aber nur bei älteren Menschen. Nicht einmal bei Kindern, aber bei diesen ist meine Abneigung noch verständlich. Ich mag nicht, wenn Kinder Kauderwelsch brabbeln, ich habe sehr gerne eine offene und präzise Kommunikation und dies funktioniert definitiv nicht mit so kleinen Würmern die Hunde "Wauwau" nennen.
Bei der Fahrt auf das Revier fällt mir wieder ein, dass man das Leben viel mehr schätzen soll, ich gehe von Grausam zu Schrecken aber schätze mein Leben nicht genug. Obwohl mich im nächsten Moment jemand abstechen könnte, nein da hätte ich ja Sven, der halbpatzige Junge. Ich glaube aus dem Jungen wird mal etwas, aber definitiv kein Kommissar.