Diese Geschichte entstand im Rahmen des Valentinswichteln 2021, organisiert von Marvin dem Grauen, für mein Wichtelkind Vik.
Liebe Vik!
Deine Vorgaben waren:
Modus: Traumtag
Genre: Science-Fiction
Stichworte: Karton, (hartes) Training und Internet
Rating: 18 +
Aus diesen Vorgaben ist ein kunterbunter Mix geworden, der dir hoffentlich gefällt.
Ich wünsche dir und allen weiteren Lesern viel Freude beim Lesen :3
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Die Blüten vor seinen Augen trugen die Farben eines hellen Graus.
Nein! Ragle streckte seine Hand in die Luft, bis sie eine der feinen Blüten umschlossen. Es war ein Kunstwerk, das ihn erstaunte, auch wenn es ihm nicht möglich war, es auch zu spüren.
Kurz schloss er die Augen. Bitte! Er fokussierte sich auf das Bild vor seinem inneren Auge, fing die Schönheit mit seinen Gedanken ein.
Schließlich öffnete er die Augen. Die Blüten trugen ein Kleid in Rosa.
Ja! Triumphierend ballte Ragle seine Hand zur Faust und nahm sich die Zeit, die Schönheit seiner Umgebung zu genießen.
Er stand auf einem mit Gras bewachsenen Hügel, dessen Kuppe ein einzelner Baum schmückte. Rosa Blätter regneten zu Boden und der Wind tanzte inmitten der Äste. Die weite Hügellandschaft breitete sich aus. In der Ferne durchschnitt ein Fluss die Wiesen, doch wirkte er seltsam unscharf und der Anblick verschwamm vor Ragles Augen. Er runzelte die Stirn. Daran würde er arbeiten müssen.
Vorerst jedoch musste seine Aufmerksamkeit etwas anderem gelten. Ragle atmete einmal tief durch. Jetzt kam der schwerste Teil seiner Aufgabe. Wiederum schloss er die Augen.
Er konnte sein strahlendes Lächeln nicht zurückhalten. Aus dem Gras stieg ein kleines Wesen auf. Winzige Flügel schwirrten und das kleine Tier tanzte zwischen den Blütenblättern. Verzückt betrachtete Ragle diese Schönheit, die wunderbare rot-schwarze Zeichnung auf den Flügeln. Einen Schmetterling, das wusste er, nannte man dieses Flugwesen.
Du bist wunderschön, wisperte er ergriffen. Wie im Traum streckte er den Arm aus. Der Schmetterling tanzte über diesen. Schließlich ließ er sich nieder. Fast, nur fast spürte Ragle die sanfte Berührung von kleinen Fühlerchen.
Er wollte den Arm an sich heranziehen, um den Schmetterling aus der Nähe zu betrachten, doch trudelte das kleine Tier dabei hinab.
Nein! Verzweifelt beobachtete Ragle wie dieses Wunder tot zu Boden sank und in dem Gras, dessen grüne Färbung sich fast wieder auflöste, verschwand.
Wie hatte das nur geschehen können? Wiederum fokussierte Ragle sich. Was er soeben geschafft hatte, konnte er auch wieder tun, oder? Er konnte den Schwarm von Schmetterlingen, der sich mit raschen, tänzelnden Flügelschlägen aus dem hohen Gras erhob, vor seinem inneren Auge schon sehen. Die eleganten Leiber, bunt gesprenkelt mit den verschiedensten Farben, ineinander verschränkt, wie das Bild eines grandiosen Künstlers. Jeden Moment konnte es geschehen. Er konnte die Welt erwartungsvoll ob dieser Schönheit erzittern und erbeben spüren, es musste …
Stattdessen entglitt ihm der Rest des Bildes. Der Baum löste sich auf, das Grün des Grases wurde zu feinem Sand und das strahlende Sonnenlicht zu grellen Neonstrahlen.
Ragle riss sich den Helm vom Kopf, blinzelte in das helle Licht und nahm die Geräuschkulisse auf, die plötzlich auf ihn einstürzte. Menschen johlten, unterhielten sich und gaben lautstark ihre Kommentare ab. Er ignorierte sie alle, suchte nur nach seiner Schwester inmitten der Zuschauerränge. Schließlich sah er sie weit hinten. Clarisse entgegnete seinen Blick. Sein eigener wandte nach links und nach rechts, doch die Menschen, die neben ihr saßen, waren ihm fremd. Sie schüttelte leicht den Kopf.
Ragle, der wusste, dass er verloren hatte, sah sich kurz unter seinen Kontrahenten um. Zwei weitere trugen noch ihre Helme, starrten ins Leere und vollführten merkwürdige Bewegungen, die man nur verstand, wenn man die Bilder, die sie erschufen, auch sehen konnte. Ragle tat das nicht. Wohl aber die Zuschauer.
Er ließ sie in Frieden, drückte seinen Helm einem der Ordner in die Hand und stapfte an die Seite. Dort warteten alle anderen, die bereits ausgeschieden waren. Ragle würde am liebsten verschwinden, doch er wusste, dass er dies nicht konnte, wollte er nicht von allen weiteren Wettbewerben ausgeschlossen werden. Stattdessen schloss er die Augen und träumte sich zurück in jene Welt, die er sich ersehnte.