Die langen Halme bogen sich im Wind, der über die Wiese strich. Die kleine schwarze Katze stemmte sich ihm entgegen. Sie ging beinahe unter in dem grünen Gras, das schon sehr lange nicht gemäht worden war. Dennoch setzte sie tapfer eine Pfote vor die andere, immer weiter, dem Wind entgegen. Sie hatte ein Ziel und sie wusste, das wäre die Anstrengung wert.
Der Geruch nach Beute schlug ihr entgegen, seit sie den Rand der Wiese erreicht hatte. Ihr Magen knurrte und für einen Moment blieb sie stehen und kauerte sich zusammen, um sich vor dem Wind zu schützen. Weit konnte es nicht mehr sein. Sie schnupperte, dann setzte sie ihren Weg fort.
Ein neuer Geruch lenkte sie ab. Mit einem leisen Fauchen fuhr sie ihre Krallen aus. Da war eine andere Katze in ihrem Revier. Vergessen war die Beute, jetzt hatte sie Wichtigeres zu tun. Sie pirschte sich an den Eindringling heran, immer näher und näher. Das hohe Gras verbarg sie beinahe vollkommen. Der Wind wehte ihr weiterhin entgegen und schützte sie ebenfalls vor Entdeckung.
Sie kam an dem Mauseloch vorbei, das ursprünglich ihr Ziel gewesen war, aber von ihrer Beute war nichts mehr zu sehen. Der Geruch der fremden Katze musste sie vertrieben haben.
Sie war bereit zum Sprung, als sie es hörte. Ein klägliches Maunzen und plötzlich konnte sie nicht mehr angreifen. Sie schlich näher heran und spähte vorsichtig zwischen den Grashalmen hindurch.
Leuchtend grüne Augen starrten sie an, eingerahmt von schwarzem Fell. Es war fast, als würde sie in die Oberfläche eines Teiches sehen und sich selbst in seinem Wasser erkennen. Aber die Katze ihr gegenüber war mager, ihr Fell schmutzig und zerzaust.
Sie schnupperte erneut. Jetzt aus der Nähe kam ihr der Geruch bekannt vor. Ein fragendes Miauen entwich ihr und wurde von leisem Gurren beantwortet. Ihre Ohren zuckten vor Aufregung. Dann legte sie sich neben die andere Katze und begann, sie ausgiebig zu putzen. Glück durchströmte sie. Sie hatte ihre verloren geglaubte Schwester gefunden.