Trophäenbeute – oder RIP, Arthur!
Der grösste warst du, dem Vernehmen nach, in deinem Heimatland, wenn nicht sogar in ganz Europa.
Stolz und kraftvoll warst du und gleichzeitig friedlich.
Du durchstreiftest die Wälder, brummtest wohl immer wieder mal zufrieden vor dich hin beim Naschen von Beeren, wildem Honig oder Laub.
Bestimmt warst du auch Vater - wieviele Kinder du gezeugt hast, ist, so nehme ich an, nicht bekannt.
Du hast dem Vernehmen nach die Dörfer und deren nähere Umgebung weitgehend gemieden.
Nur Hühnern konntest du offenbar nicht widerstehen - lassen wir dahingstellt, ob wirklich immer du der Hühnerdieb warst. Meines Wissens gibt es noch andere Waldbewohner, welche sich solche Leckerbissen nicht entgehen lassen ...
In deiner Heimat gilt ein Abschussverbot für deinesgleichen. Davon ausgenommen sind "Problemtiere" - was auch immer die Menschen darunter verstehen.
Ebenso ist es, wenn meine Nachforschungen stimmen, nicht erlaubt, dass Ausländer hier auf die Jagd gehen.
Letzten Herbst zogst du dich wie üblich in deine Höhle zurück und verschliefst den langen, kalten Winter.
Die etwas milderen Temperaturen und deine innere Uhr haben dich aufgeweckt.
Ich stelle mir vor, wie du deine Schlafhöhle verlassen, vielleicht sogar gegähnt hast. Wie du genüsslich deinen Rücken an einem Baum kratztest und dann davon getrottest bist, um dir etwas zu essen zu suchen.
Da - ein Schuss durchbricht die morgendliche Stille.
Du brichst zusammen.
Ein menschlicher Freudenschrei.
Du, der wunderschöne Braunbär Arthur, wurdest Opfer eines blaublütigen Trophäenjägers.
Meine Gefühle kann ich nicht in Worte fassen.
Hintergrund:
Wie gestern bekannt wurde, hat Prinz Emanuel von und zu Liechtenstein im März in Rumänien den vermutlich grössten Braunbären Europas erschossen. Es handelte sich um eine Trophäenjagd, diente also seinem eigenen Vergnügen. Angeblich erhielt er gegen die Summe von 7000 Euro von einem zuständigen Minister oder zumindest Beamten die Bewilligung zum Abschuss.
Die Wogen unter den Tierschützern in Rumänien schlagen hoch.
Ich mag mich nicht in die Politik eines anderen Landes einmischen. Was mich einfach bestürzt hat, dass Trophäenjagden bis heute stattfinden, und zwar weltweit, wenn ich dem Artikel, den ich unten verlinkt habe, Glauben schenken darf.
Ein Bärenleben für 7000 Euro???
Was muss noch geschehen, bis der Mensch gelernt hat, dass ALLES Leben heilig ist?
Quellen:
Nachtrag: Offenbar haben NGOs eine Untersuchung eingeleitet.
Möge Arthurs Tod zumindest dazu dienen, das Leben aller anderen Tiere, die weltweit der Trophäe wegen gejagt werden, zu schützen und zu erhalten.