Werte Leserschaft,
Es steht uns ein sehr heißes Wochenende bevor. Es ist mir ein Bedürfnis euch mein Wissen zum Gras mitzuteilen, weil ich Zeugin eines traurigen Anblicks wurde.
Der Rasen auf den einstigen Grünflächen der Stadt wurde systematisch aufgrund engstirniger, unflexibler und gieriger Bürokratie gefühlskalt ermordet.
Wo eins Blumen geblüht und Bienchen gesummt haben, herrscht heute staubige, trockene Einöde.
Es hat wenig geregnet und da es im Vertrag entsprechend festgeschrieben steht, wurde ohne Rücksicht auf Verluste der Rasen alle paar Wochen ratzekurz geschoren.
Das Gras wurde hilflos der unerbittlichen Hitze ausgeliefert, ohne die Möglichkeit sich selbst kühlen und mehr Wasser aufnehmen, ja das Wasser sogar etwas im Boden speichern zu können.
Aber wenn einmal weniger gemäht würde, könnte dies ja nicht abgerechnet werden und das geht natürlich nicht! Für Geld würde selbst der letzte Grünfleck zerstört werden. Also ist die Firma wieder mit ihren grausamen Rasenmähern angerückt und hat das arme Gras wieder und wieder gestutzt!
Nun wächst auf vielen Flächen gar kein Gras mehr und viele Insekten sind heimatlos verendet...
Aufgrund dieser großen Tragödie kann sich nur die Frage stellen, ob es nicht langsam an der Zeit ist, das Konzept des spießigen Rasens zu überdenken. Menschen haben einst das Gras in eine nahezu domestizierte Form gezwungen, indem sie allgegenwärtig vertikutieren, mähen, es rasieren und Unmengen Wasser darin versenken, um das Gras, welches in dieser Form in der Natur beinahe nie vorkommt, am Leben zu erhalten.
Doch nun steht ein Wochenende von 35 und 37 Grad bevor. Unmengen von Wasser drohen verschwendet zu werden.
Zu viele Menschen wässern ihren Rasen hunderte Male tagsüber in der brütenden Hitze. Dabei verdunstet in der Wärme viel mehr Wasser in der Luft, als rechtzeitig vom Boden aufgenommen werden kann. Dazu wird der nasse Wasserfilm auf den Pflanzen zu stark erwärmt, dass es den Pflanzen schadet. Es wäre viel ergiebiger abends und besser noch, früh morgens zu wässern; dafür einmal viel und deutlich mehr als üblich, anstatt über den Tag verteilt das teure Wasser der Verdunstung preiszugeben.
Doch wäre es nicht am besten den Rasen zu einer Wiese werden zu lassen? Die Wiese ist widerstandsfähiger gegen Trockenheit und Bodenerosion, sie kann besser Wasser speichern und sich selbst kühlen. Sie bietet vielen Insekten ein zu Hause. Die Wiese muss weder gemäht, noch vertikutiert werden. Die Wiese ist wild, frei, ungebunden, bunt und voller Leben.
Ehre der Wiese!