Vorsichtig schob Rizo die Nase vor. Das große Wesen vor ihm rührte sich immer noch nicht. Und ausgerechnet Tiger, der krummbeinige, dürre Kater, der sich sonst vor allem fürchtete, räkelte sich furchtlos in der Sonne.
Sah er das Wesen etwa nicht? Dieses große Tier, das wie ein Vogel auf zwei Beinen lief - allerdings nicht hüpfend, vermutlich war es zu schwer dazu - und statt Flügeln dürre Vorderbeine mit nackten, beweglichen Krallen hatte? Rizo hatte gesehen, wie sie sich zusammenrollten und streckten. Tat das nicht weh?
Unsicher sträubte er sein Fell.
"Du musst dran schnuppern", rief Tiger ihm zu.
"Häh?"
"An diesen Krallendingen. Das machen die so. Wenn sie sich begrüßen, stoßen sie diese Dinger zusammen. Meist verheddern sie sich mit diesen Krallendingern und müssen schütteln, um loszukommen. Aber nicht immer."
"Verheddern?" Glaubte Tiger eigentlich, dass er ihm die Sache gerade schmackhaft machte?
"Versuch es mal!", forderte der Orangene ihn auf.
Pfote für Pfote wagte sich Rizo auf und schnupperte. Die Kreatur roch ... komisch. Nach ganz vielen fremden Gerüchen, nach dem Müll, der überall in den Straßenwinkeln lag, nach köstlichem Fleisch, nach ... Wolle? Leder? Stroh? Rizo war einen Moment überrascht. Er war gar nicht sicher, was der Eigengeruch des Wesens war und was von seinen fremdartigen Abenteuern stammte.
Die Krallen bewegten sich und waren plötzlich auf seinem Kopf. Er erstarrte in Erwartung schmerzhafter Schnitte, aber ... es tat gar nicht weh. Die Krallen waren stumpf! Wie ernährten sich diese Wesen bloß?
Eigentlich waren sie sogar ganz angenehm auf seinem Kopffell. Er ertappte sich dabei, dass er die Augen schloss. Das Wesen vor ihm stieß eine Reihe merkwürdiger Laute aus.
Sie zwitscherten sogar wie Vögel. Was für ein merkwürdiges Tier!