Die Busfahrt war so anders als in meiner eigenen Welt. Dabei hätte es von außen gar nicht so anders gewirkt. Man hätte die Haltestellen mit ihrem Akku nicht gesehen und nicht das komplizierte System, dass den CO2-Verbrauch auf alle Fahrgäste aufteilte. Übrigens musste man trotzdem eine Fahrkarte zahlen, die jedoch gar nicht mal so teuer war. Ich besaß allerdings wie auch in der wahren Welt ein Ticket, das ich nur vorzeigen musste.
Der Bus war auch normal. Ein älteres Modell vielleicht als bei uns, knarzig, mit abgewetzten Sitzen. Vielleicht, so vermutete ich, wurde in dieser Welt der Bau neuer Dieselbusse nicht so vorangetrieben wie in meiner Heimat. Sehr sicher sogar! Denn durch die Scheibe sah ich während der Fahrt viele Fahrräder, und auch durchaus moderne Modelle, die ich so nicht kannte. Die Drahtesel besaßen auch viel mehr Anhänger und Optionen. Ich sah viele Liegeräder für Menschen, die nicht trampelten - vielleicht wegen einer Behinderung, bei manchen schien es auch eine Präferenz zu sein. Es gab verschiedene Anhänger und "Vorhänger" - die vor dem Rad installiert waren. Ich bemerkte Sattelformen, die mir unbekannt erschienen, und verschiedene Tandem-Modelle für mehrere Benutzer. Sogar e-Bikes waren darunter, erkennbar an den riesigen Akkus, doch sie waren in der Unterzahl.
Doch zurück zum Bus! Denn was diese Fahrt so anders machte, war nicht dessen Modell oder die Tickets oder irgendwas - es waren die Reisenden selbst. Vollkommen Fremde plauderten miteinander, viele auch mit mir, der ich das gar nicht gewohnt war und hilflos Konversation betrieb. Mein guter Freund, zuverlässig an meiner Seite, wies mich auf verschiedene Reisende hin. Etwa einen jungen Studenten, der eine App hatte, welche Alarm schlug, wenn die Busfahrten in seiner Nähe unter eine gewisse Punktzahl sanken.
"Manchmal springe ich dann auf, einfach, um einen neuen Teil der Stadt kennenzulernen", erklärte der Junge lächelnd. "Ich bin erst dieses Semester hergezogen und hatte nicht so viel Zeit, mich umzusehen."
Oder eine alte Dame, die zu den ersten Buchern gehört hatte. Sie kam wohl nicht viel raus, aber dafür hatte sie ein Dauerabo, weil sie allgemein ungewöhnlich sparsam lebte und ihr Monatsbudget selten erreichte - das brachte ihr Boni, als wäre das alles hier ein Videospiel, bei dem der beste Sparer gewann.
Ich war erleichtert, als wir aus dem Bus stiegen. Zwar war das freundliche Gewimmel darin sehr angenehm, doch für mich glich ein Gespräch noch einem Minenfeld. Ich wusste zu wenig über diese Welt, um mich in einer Unterhaltung nicht zu verraten ... Doch nun war ich begierig, mehr zu erfahren!