Ich hätte weinen können vor Freude. So viel Platz im neuen Käfig! Es war, als hätten die Zweibeiner begriffen, was mit mir vorging, etwas, das ich selbst nicht verstand. Doch mein Bauch schwoll und schwoll, bis ich fürchtete, in der alten Welt zu ersticken, deren Wände immer näher gekommen waren.
Dann haben die Zweibeiner mich genommen und aus dem Rechteck geführt. Dahinter liegt eine ganz andere Welt! Voll mit Rechtecken wie meinem, in denen Schweine wie ich stehen. Unzählige wie ich. Mit eigenen Träumen und Gedanken.
Ich habe versucht, ihnen von der Welt hier draußen zu erzählen. Jeder verstehe ich die Säue, die mir vorher zugerufen haben. Und manche haben mir nicht geglaubt, so wie ich früher nicht geglaubt habe, dass es eine Welt jenseits des Rechtecks gibt. Andere klangen resigniert. "Ja, es gibt ein Außen, aber nicht lang, nicht lang ..."
Ich verstehe das nicht. Meine neue Welt ist auch ein Rechteck, aber so viel besser! Es ist sicherlich ein Viertel größer. Fast könnte ich mich umdrehen. Ob es noch größere Rechtecke gibt? Irgendwo dort draußen?
Ich habe mal wieder aus Versehen was gelesen. Diesmal einen Beitrag über die Lebensumstände in Schweinezuchtställen. Die Säue werden dort in engen Käfigen gehalten und künstlich befruchtet. Wenn es so weit ist, werden sie in etwas größere Käfige gebracht, um zu gebären, neu befruchtet und zurückgebracht. Den Kreislauf durchlaufen sie etwa achtmal, bis es mit ihrer "Karriere" als Zuchtsau vorbei ist.
Ich weiß auch nicht, wieso mein Gehirn das als passenden Beitrag zum "Ersten Tag in Freiheit"-Prompt sah. Aber so ist das nun einmal.
Wusstet ihr, dass Schweine in etwa so intelligent wie Menschenaffen sind?