Während unseres Aufenthalts an der Nordsee wohnte ich mit meinem guten Freund in einem kleinen Hotel eines ebenso kleinen Ortes. Wir hatten das Auto abgestellt und wollten auf dem Rückweg mit einer Pferdegruppe reisen. Reiten und Campen - das würde uns viel Zeit kosten, aber es klang sehr spannend, also habe ich zugestimmt.
Bis die Gruppe aufbrach, hatten wir jedoch einige Tage Zeit. Mein Freund führte mich in die Innenstadt, wo ich eine typische Einkaufsmeile dieser Welt bewundern konnte.
Es gibt auch in diesem kleinen Dorf eine Vielzahl an Läden. Einige erinnern mich an Eine-Welt-Läden, denn sie verkaufen eine Menge Handwerkszeug aus verschiedenen Kulturen. Gestricktes, Geschnitztes, bunte Stoffe ... Sie scheinen ebenfalls Spenden anzunehmen, um verschiedene Projekte zu finanzieren, etwa Brunnen und Schulen an allen möglichen Orten der Welt.
Dazwischen gibt es etwas, das bei uns seltene Second-Hand-Shops wären. Hier sind die meisten Geschäfte so. Verkauft wird keine neue Kleidung, sondern Abgelegtes. Alles, was sich säubern und weiterverwenden lässt, kann man hier kaufen. Zusätzlich gibt es eine Menge Reparatursafés. Manche haben sich spezialisiert, auf Näherei oder Elektrogeräte, andere machen alles. Da die Reparatur oft gar nicht so lange dauert, können die Kunden in der Zwischenzeit etwas trinken.
"Du hast mir mal von den Bergen an Müll erzählt, die in deiner Heimat anfallen", sagt mein Freund, während wir durch die Straßen schlendern. "Ich habe versucht, mir vorzustellen, wo diese herkommen sollen. So etwas wie der Great Pacific Garbage Patch oder eben die riesigen Mülldeponien. Ich vermute, ihr ... repariert einfach nichts?"
"Vieles lässt sich nicht mehr reparieren. Smartphones und so. Es heißt, dass Firmen ihre Produkte extra so herstellen, dass sie nicht besonders lange halten. Damit man mehr kaufen muss."
"Dabei kann man so viel noch retten. Oder etwas Neues aus den Bruchstücken herstellen." Mein Freund verstummt, nachdenklich, während er versucht, sich meine Welt vorzustellen.