Ich glaube, das auffälligste an dieser Welt, die mir noch immer ein Rätsel ist, sind die vielen Menschen.
Wohin man auch geht, begegnet man jemandem. Und das nicht wie in meiner Heimat, wo einem Massen entgegenströmen und jede Person nur ein Gesicht ist, das flüchtig vorbeihuscht. Nein, hier trifft man die Menschen wirklich. Man bleibt stehen, unterhält sich, tauscht Neuigkeiten, Nettigkeiten und vielleicht auch mehr aus.
Es ist, wenn ich ehrlich bin, wie ich mir das Leben in einem mittelalterlichen Dorf vorstelle. Es fehlt diese Hektik, die mir aus meiner Heimat schon fast in Fleisch und Blut übergegangen ist. Hier bricht niemand sein Gespräch ab, weil er noch einen wichtigen Termin hat. Selbst die Arbeit, selbst Ärzte und Ämter haben Verständnis, wenn man etwas später kommt.
Es gibt weniger Uhren in dieser Welt. Weniger Uhren und mehr Zeit.
Noch immer weiß ich nicht, durch welches Wunder ich hier gelandet bin. Ich verstehe diese Welt nicht. Sie fühlt sich an wie ein Traum, aus dem ich zu lange nicht erwacht bin. Vielleicht ist es das ja auch. Vielleicht liegt mein Körper irgendwo in der realen Welt im Koma und dies ist, was mein Gehirn sich zusammenspinnt, um mich der endlosen Monotonie des Krankenzimmers zu entziehen. So ist es doch in den Geschichten häufig. Die wunderbare Welt, die der Held bereist, stellt sich als Wunschtraum heraus, als Realitätsflucht, als Schutzmechanismus.
Das erscheint mir logischer, als dass es wirklich Weltenreisen gibt, Parallelwelten oder auch nur ... Welten wie diese, wo die Menschheit Vernunft angenommen hat.
Vieles würde dafür sprechen, dass ich nur träume. Etwa die unerklärliche Klarheit, mit der mir manches Wissen gegenwärtig wird. Ohne dass mir jemand die Regeln der Weltenreise erklärt hat, weiß ich doch, dass ich in einer anderen Welt bin. Niemandem hätte ich erklären können, woher ich dies am Anfang meines Abenteuers gewusst habe. Doch ich wusste es, felsenfest und ohne Zweifel, als wäre diese Wahrheit in Stein geschrieben gewesen.
Und ebenso unerklärlich, wie ich es zu Beginn verstanden habe, begreife ich auch jetzt, dass sich meine Zeit an diesem Ort ihrem Ende nähert. Bald - schon sehr bald - wird sich mein Leben erneut verändern.
Dann bleibt von hier vielleicht nicht einmal eine Erinnerung. Doch womöglich ein Gefühl, das weder Bilder noch Worte kennt. Ein Eindruck von Hoffnung und Licht, das leise Wispern, dass sie eben doch möglich ist: Die bessere Welt.